2018 Papst Benedikt Xvi Emeritus Kinderbild Geburtshaus Foto: Lindner/pbp

Der Lebenslauf von Papst em. Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger erblickte als drittes Kind der Eheleute Josef und Maria Ratzinger in Marktl am Inn das Licht der Welt. Am 16. April 1927, einem Karsamstag, wurde er hineingeboren in ein einfaches und bescheidenes Leben.

Kindheit und Jugend – Auf Wanderschaft zwischen Inn und Salzach

Sei­ne Kind­heit war geprägt von einer lie­be­vol­len und tief gläu­bi­gen Fami­lie. Er erleb­te ein freu­di­ges, far­bi­ges, mensch­li­ches Chris­ten­tum”, erin­nert er sich in sei­ner Auto­bio­gra­phie Aus mei­nem Leben”.

Schon weni­ge Stun­den nach der Geburt am 16. April 1927, einem Kar­sams­tag, tauf­te ihn Kaplan Josef Stangl in der Pfarr­kir­che St. Oswald auf den Namen Joseph Aloi­si­us Ratz­in­ger” mit dem eben geweih­ten Oster­was­ser. In sei­nem Buch Aus mei­nem Leben” schreibt der Hei­li­ge Vater: Der ers­te Täuf­ling des neu­en Was­sers zu sein, wur­de als eine bedeut­sa­me Fügung ange­se­hen”. Dass sein Leben so von Anfang an ins Oster­ge­heim­nis ein­ge­taucht gewe­sen war, hat ihn immer mit Dank­bar­keit erfüllt. Damit ver­bin­det sich die Tau­fe und der Tauf­stein mit der Tauf­kir­che St. Oswald. 1965 war das Tauf­be­cken wegen eines Umbaus aus der St.-Oswald-Kirche ent­fernt wor­den. Jah­re spä­ter, 1991, über­gab der dama­li­ge Pfar­rer Alo­is Jor­dan den Tauf­stein dem Hei­mat­bund. Er wur­de im Hei­mat­mu­se­um aus­ge­stellt und für die Öffent­lich­keit auf­be­wahrt. Am Oster­sonn­tag 2006 war die­ser nun so bedeu­ten­de Tauf­stein in die Kir­che St. Oswald zurück­ge­bracht und mit einer Tau­fe wie­der der ursprüng­li­chen Bestim­mung zuge­führt worden.

Der Vater, ein Gen­darm, wur­de wie­der­holt ver­setzt. 1929 zog die Fami­lie nach Titt­mo­ning an der Salz­ach, wo Joseph im Alter von drei Jah­ren den Kin­der­gar­ten im ehe­ma­li­gen Augus­ti­ner­klos­ter besuch­te. Ende 1932 führ­te die Fami­lie ein wei­te­rer Umzug nach Aschau am Inn. Der fünf­jäh­ri­ge Joseph besuch­te dort die Schu­le und emp­fing in der spät­go­ti­schen Pfarr­kir­che Mariä Him­mel­fahrt die ers­te Hei­li­ge Kom­mu­ni­on. Zusam­men mit Bru­der Georg erhielt er im nahe gele­ge­nen Klos­ter Au Kla­vier­un­ter­richt bei den Fran­zis­ka­ne­rin­nen. Bis heu­te ver­bin­det die Brü­der die gemein­sa­me Lie­be zur Musik.

Nach der Pen­sio­nie­rung des Vaters zog die Fami­lie nach Traun­stein, wo sie ein klei­nes Bau­ern­haus erwarb. Als Zwölf­jäh­ri­ger folg­te Joseph sei­nem Bru­der Georg in das Traun­stei­ner Stu­di­en­se­mi­nar St. Micha­el, mit gro­ßen Erwar­tun­gen”, wie er in sei­ner Auto­bio­gra­phie schreibt. In dem beson­ders der För­de­rung von Pries­ter­be­ru­fen aus­ge­rich­te­ten Stu­di­en­se­mi­nar begann für die bei­den Brü­der der Weg zum Priestertum.

Im Schatten des Dritten Reichs

Joseph Ratz­in­ger war 16 Jah­re alt, als er die Zer­stö­rung der baye­ri­schen Lan­des­haupt­stadt Mün­chen mit­er­leb­te. 1943 war er mit den ande­ren Semi­na­ris­ten als soge­nann­ter Flak­hel­fer ein­ge­zo­gen wor­den. Kurz vor Kriegs­en­de ent­schloss sich Ratz­in­ger nach Hau­se zu gehen”, wie es in sei­ner Auto­bio­gra­phie heißt. Er beging damit Fah­nen­flucht und war sich der Gefahr, die ihm des­we­gen droh­te, durch­aus bewusst. Zwei Sol­da­ten, die auch den Krieg satt hat­ten“, lie­ßen Joseph, der am Arm ver­wun­det war, lau­fen. Er geriet in ame­ri­ka­ni­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft, ehe er am 19. Juni 1945 über­glück­lich den Ent­las­sungs­schein in Hän­den hielt“, mit dem das Kriegs­en­de auch für ihn Wirk­lich­keit wurde.

Vom Seelsorger zum Professor und Kardinal

1946 begann Joseph Ratz­in­ger sein Theo­lo­gie­stu­di­um, zunächst an der Phi­lo­so­phisch- Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frei­sing, dann an der Uni­ver­si­tät Mün­chen. Am 29. Juni 1951 emp­fing er zusam­men mit sei­nem Bru­der Georg und 38 wei­te­ren Dia­ko­nen durch Kar­di­nal Micha­el Faul­ha­ber die Pries­ter­wei­he. Nach kur­zer aber inten­si­ver seel­sor­ge­ri­scher Tätig­keit in Münch­ner Stadt­pfar­rei­en ent­schloß er sich zu einer wis­sen­schaft­li­chen Lauf­bahn. Er pro­mo­vier­te 1953 mit einer Arbeit zum The­ma Volk und Haus Got­tes in Augus­tins Leh­re von der Kir­che”. Vier Jah­re spä­ter, mit 30 Jah­ren, wur­de er Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frei­sing. In sei­ner aka­de­mi­schen Lauf­bahn lehr­te er an den Uni­ver­si­tä­ten in Bonn, Müns­ter, Tübin­gen und Regensburg.

1962 beglei­te­te der jun­ge Theo­lo­gie­pro­fes­sor Ratz­in­ger den Köl­ner Kar­di­nal Josef Frings zum II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil und wur­de zu einem der bedeu­ten­den Kon­zils­be­ra­ter und Kon­zils­theo­lo­gen. Am 25. März 1977 ernann­te Papst Paul VI. den Regens­bur­ger Theo­lo­gie­pro­fes­sor und inter­na­tio­nal renom­mier­ten Theo­lo­gen zum Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing und damit zum Nach­fol­ger von Kar­di­nal Juli­us Döpf­ner. Im Münch­ner Lieb­frau­en­dom wur­de er am 28. Mai 1977, einem Sams­tag vor dem Pfingst­fest, zum Bischof geweiht. Als Leit­spruch wähl­te er ein bibli­sches Wort: Coope­ra­to­res veri­ta­tis — Mit­ar­bei­ter der Wahr­heit“. Am 27. Juni 1977 nahm ihn Papst Paul VI. in das Kar­di­nals­kol­le­gi­um auf.

Der Ruf nach Rom

Am 25. Novem­ber 1981 berief ihn Papst Johan­nes Paul II. als Kuri­en­kar­di­nal nach Rom und ernann­te ihn zum Prä­fek­ten der Römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. In die­ser Auf­ga­be war er mehr als zwei Jahr­zehn­te einer der engs­ten Mit­ar­bei­ter des Paps­tes. In sei­ner Amts­zeit erschien auch der neue Kate­chis­mus der katho­li­schen Kir­che, eine prä­gnan­te Zusam­men­fas­sung der katho­li­schen Glau­bens­leh­re, die welt­weit zum Best­sel­ler wur­de. Von 2002 bis 2005 war er auch Dekan des Kardinalkollegiums.

Habemus Papam

Am 19. April 2005 wähl­ten die wahl­be­rech­tig­ten Kar­di­nä­le den Kar­di­nal­de­kan Joseph Ratz­in­ger zum Nach­fol­ger des am 2. April 2005 ver­stor­be­nen Paps­tes Johan­nes Paul II. Der 265. Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus nahm den Namen Bene­dikt XVI. an. Welt­weit lös­te die Nach­richt gro­ße Zustim­mung und Aner­ken­nung aus, beson­ders in Deutsch­land auch Freu­de und Hoff­nun­gen. Nach 482 Jah­ren gab es damit wie­der einen Deut­schen auf dem Stuhl Petri.

Sie ist mein Zuhau­se, mei­ne gro­ße Fami­lie, und inso­fern bin ich ihr in Lie­be ver­bun­den, wie man einer Fami­lie ver­bun­den ist.”

Papst Benedikt XVI. über seine Kirche

Der neue Papst hat bereits in sei­nen ers­ten Äuße­run­gen klar­ge­macht, dass er das geis­ti­ge und geist­li­che Erbe von Johan­nes Paul II. fort­füh­ren wird. Mit sei­ner am 25. Dezem­ber 2005 ver­öf­fent­lich­ten ers­ten Enzy­kli­ka Deus cari­tas est – Gott ist Lie­be” setz­te er eige­ne Akzen­te, die inter­na­tio­nal ein gro­ßes posi­ti­ves Echo fanden.

2019 Bistum Und Pfarreien Papst Benediktxvi Lebenslauf Foto: Werner Friedenberger
Der Papst in Rom (2007)

Der Papstname Benedikt

Bene­dikt ist nicht nur der Name des neu­en Paps­tes, son­dern auch ein Pro­gramm. Über­setzt bedeu­tet bene­dic­tus der Geseg­ne­te”. Mit der Ent­schei­dung für die­sen Namen signa­li­sier­te der Papst, an wel­che Tra­di­tio­nen er anknüp­fen will. Der Name erin­nert zunächst an den gro­ßen Ordens­mann, den Vater des abend­län­di­schen Mönch­tums und Patron Euro­pas, den hei­li­gen Bene­dikt, und das von ihm in der Bene­dik­tus­re­gel grund­ge­leg­te Ora et labo­ra – Bete und Arbeite”.

Die baye­ri­sche Hei­mat des Paps­tes ist ein vom Wir­ken des Bene­dik­ti­ner­or­dens gepräg­tes und geseg­ne­tes Land. Der letz­te Papst die­ses Namens, Bene­dikt XV. (19141922), bemüh­te sich wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges um Frie­den und Ver­söh­nung. Er war eben­so ein Mah­ner zu sozia­len Refor­men. Vor 90 Jah­ren, mit­ten im Ers­ten Welt­krieg, erhob Bene­dikt XV. auf Bit­ten des baye­ri­schen Königs Lud­wig III. und Köni­gin Maria The­re­sia die Got­tes­mut­ter Maria zur Haupt­pa­tro­nin ganz Bay­erns. Seit die­ser Zeit wird das Fest der Patro­na Bava­riae” gefeiert.

2019 Papst Benedikt Xvi Wappen Foto: vatican.va
Das Wappen von Papst Benedikt XVI.

Der Papst in seiner Heimat

Von 9. bis 14. Sep­tem­ber 2006 besuch­te Papst Bene­dikt XVI. sei­ne baye­ri­sche Hei­mat. Hun­dert­tau­sen­de begrüß­ten den Papst in Mün­chen, Alt­öt­ting, Marktl und Regens­burg. Gera­de der 11. Sep­tem­ber, mit dem Besuch in Alt­öt­ting und Marktl war für den Papst ein Tag der Rück­kehr zu den ganz per­sön­li­chen Wur­zeln. Wie in einer gro­ßen Fami­lie hie­ßen ihn etwa 60 000 begeis­ter­te Gläu­bi­ge auf dem Kapell­platz und den anlie­gen­den Plät­zen von Her­zen daheim” will­kom­men. Das Gebet in der Gna­den­ka­pel­le, die Eucha­ris­tie­fei­er auf dem Kapell­platz, das Ver­wei­len vor dem eucha­ris­ti­schen Herrn in der neu­en Anbe­tungs­ka­pel­le und die Ves­per in der Basi­li­ka: Alt­öt­ting scheint im Rück­blick der geist­lich-spi­ri­tu­el­le Focus der gesam­ten Pas­to­ral­rei­se gewe­sen zu sein.

Für den Ort Marktl war der Besuch des Paps­tes ein außer­ge­wöhn­li­ches Ereig­nis. Bene­dikt XVI. betrat die Pfarr­kir­che St. Oswald, in der er am noch am Geburts­tag, 16. April 1927 – einem Kar­sams­tag – im Sakra­ment der Tau­fe die Gemein­schaft des Glau­bens auf­ge­nom­men wor­den war und bete­te zusam­men mit sei­nem Bru­der Georg am Tauf­stein. Die Tau­fe mit dem neu geweih­ten Oster­was­ser deu­te­te die Fami­lie als beson­de­re Fügung. Dass sein Leben so von Anfang an ins Oster­ge­heim­nis ein­ge­taucht gewe­sen war, hat den Papst immer mit Dank­bar­keit erfüllt.

Rücktritt

Ein his­to­ri­sches Ereig­nis — Am 11. Febru­ar 2013 hat Papst Bene­dikt über­ra­schend sei­nen Rück­tritt vom Amt als Papst und Bischof von Rom zum 28. Febru­ar 2013 ver­kün­det. Dass ein Pon­ti­fex nicht durch den Tod aus dem Amt schei­det, hat es seit 1294 nicht mehr gege­ben. Den Rück­tritt gegrün­de­te er mit sei­nem fort­ge­schrit­te­nen Alter und der damit ver­bun­de­nen schwin­den­den Kraft.

Papst Bene­dikt XVI in sei­ner Erklä­rung bei sei­nem Rück­tritt: Lie­be Mit­brü­der, ich dan­ke euch von gan­zem Her­zen für alle Lie­be und Arbeit, womit ihr mit mir die Last mei­nes Amtes getra­gen habt, und ich bit­te euch um Ver­zei­hung für alle mei­ne Fehler.“

Tod

Auf­grund der sich zuneh­mend ver­schlech­tern­den Gesund­heit Bene­dikts XVI. rief Papst Fran­zis­kus bei sei­ner Gene­ral­au­di­enz am 28. Dezem­ber 2022 dazu auf, für den eme­ri­tier­ten Papst zu beten, da die­ser sehr krank“ sei. Der gesund­heit­li­che Zustand ver­schlech­ter­te sich laut Berich­ten aus dem Vati­kan in den fol­gen­den zwei Tagen immer mehr und lebens­wich­ti­ge Kör­per­funk­tio­nen waren immer stär­ker ein­ge­schränkt, so dass Bene­dikt am 31. Dezem­ber 2022 um 9:34 Uhr im Alter von 95 Jah­ren im Klos­ter Mater Eccle­siae in der Vati­kan­stadt, wo er rund zehn Jah­re lang zurück­ge­zo­gen gelebt hat­te, verstarb.

So wie sein Vor­gän­ger Johan­nes Paul II. wur­de auch der Leich­nam Bene­dikts in einem roten Mess­ge­wand und mit bischöf­li­cher Mitra auf dem Kopf vor dem Haupt­al­tar des Peters­doms und der soge­nann­ten Con­fes­sio“ auf­ge­bahrt. An sei­ner Sei­te hielt die päpst­li­che Schwei­zer­gar­de Ehren­wa­che. Bereits am 1. Janu­ar 2023 wur­de Bene­dikts Leich­nam einen Tag lang in der Kapel­le sei­ner lang­jäh­ri­gen Resi­denz Mater Eccle­siae“ in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten auf­ge­bahrt, damit dort alle Vati­kan­mit­ar­bei­ter und Ver­trau­te in Stil­le Abschied von ihm neh­men konnten.

Das fei­er­li­che Requi­em fand am 5. Janu­ar 2023 unter der Lei­tung von Papst Fran­zis­kus und mit rund 50.000 Gläu­bi­gen auf dem Peters­platz statt. Im Anschluss wur­de Bene­dikt im klei­nen Kreis und unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit in das ehe­ma­li­ge Grab sei­nes Vor­gän­gers, Johan­nes Paul II., gelegt. In den vati­ka­ni­schen Grot­ten beer­digt zu wer­den ent­sprach sei­nem letz­ten Wunsch.