„Die Ganztagesklasse ist wie eine kleine Familie“, stellen Lukas und Sunita fest. Sie sind in der Klasse 6D an der Maria Ward Realschule in Neuhaus und besuchen dort den Ganztagesunterricht, der mehr ist als nur Lernen und Wissensvermittlung zu den üblichen Schulstunden.
Text und Fotos: Dr. Hans Würdinger
Und dieses Familien-Bewusstsein wurde mehr als deutlich beim kleinen Festabend zum zehnjährigen Bestehen der Ganztagesklassen in Neuhaus. Neben den Sechstklässlern waren auch die Eltern zu diesem Fest gekommen, aber auch Schülerinnen und Schüler der „ersten Stunde“, die damals vor zehn Jahren den Unterricht in der Ganztagesklasse erleben konnten und die sich noch dankbar daran erinnern.
Der Ganztagesunterricht hat sich zur Schule mit „Mehrwert“ entwickelt. Denn natürlich gibt es an den Nachmittagen auch zusätzliche Stunden in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik, aber auch extra Sportstunden und zwei Stunden für die Klassenleitung, um den Schülerinnen und Schülern in ganz persönlichen Problemen beistehen zu können, um die Klassengemeinschaft zu fördern und vor allem auch um kleinere und größere Projekte zu entwickeln, die weit über den Unterrichtsstoff hinausgehen. Dazu kommt als besonderes Angebot auch die „HIF-Stunde“, bei der es um Hausaufgaben, Intensivierung des Gelernten und um Förderung geht, eine wertvolle Hilfe, um in der Schule gut voranzukommen.
Ganz wichtig und in Neuhaus mit viel Sorgfalt betrachtet ist das gemeinsame Mittagessen. Dazu wurde die einstige Klosterküche zu einer neuen Schul-Verpflegungsküche umgebaut, wo für die Schülerinnen und Schüler gesunde und schmackhafte Mahlzeiten zubereitet werden. Nach dem Essen gibt es Freizeit – im neuen Aufenthaltsraum bei Kicker und Tischtennis, um „Ruheraum“ zur Entspannung oder einfach im Schlossgarten oder auf dem Sportplatz.
Schulleiterin Astrid Schmid ist begeisterte Anhängerin des Ganztagsunterrichts: „Ganztag bietet mehr Zeit zum Lernen, für Projekte, mehr Möglichkeit für gesunde Ernährung und Bewegung, mehr Zeit, um zur Ruhe zu kommen und für den Glauben, mehr Zeit für Gemeinschaft und Miteinander.“ Beim Rückblick auf die zehn Jahre Ganztagesunterricht stellt sie fest: Es gab auch veränderte Arbeitszeiten für die Lehrkräfte, die zu intensiver Teamarbeit gefordert sind und die vor allem auch die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Schüler berücksichtigen müssen, und es gab des intensive Miteinander von Lehrern, Eltern und Kindern. Für die Zukunft wünscht sich die Schulleiterin gute räumliche Ausstattung für diese besondere Form des Unterrichts, zusätzliche pädagogische Betreuer zur Entlastung der Lehrer und noch mehr Zeit und Lehrerstunden für die Kinder. Bereits jetzt gibt es pädagogische Assistenten, die am Nachmittag helfen, Konflikte zu lösen und die Kinder beim Mittagessen und in der Mittagsfreizeit begleiten.
Besonders wichtig sind für die Ganztagsklassen die Projekte, etwa der schon zur festen Einrichtung gewordene Besuch im Wohnstift Innblick, Sporttage oder gemeinsames Kochen. Ein solches groß angelegtes Projekt sollte zum Höhepunkt des Festabends „Zehn Jahre Ganztag“ werden: Konrektorin Michaela Pallor, die mit viel Engagement die ständige Weiterentwicklung des Ganztagesunterrichts, ob räumlich oder vor allem inhaltlich-methodisch voranbringt, hatte mit der Schauspielerin und Puppenspielerin Annika Pilstl ein Schattentheater entwickelt, bei dem die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6D in weniger als zwei Wochen ein fantasievolles Spiel gestalteten und mit viel Spaß am Bühnenerlebnis ihre Erfahrungen in der Schule – vor allem in der starken Ganztagsgemeinschaft – nachzeichneten. Annika Pilstl, selbst einst Schülerin an der Maria Ward Realschule, hatte die Kinder zu in wenigen Tagen mit ihrer Bühnenleidenschaft angesteckt. So entstanden im zauberhaften Spiel mit Licht und Schatten sehr eindrucksvolle Szenen aus der Welt der Kinder in der Schule.
Einen Einblick die Arbeit in den Ganztagesklassen gibt es für alle interessierten künftigen Schüler und deren Eltern beim „Tag der offenen Tür“ an der Maria Ward Realschule in Neuhaus, der am Freitag, 15. Februar um 15.30 Uhr beginnt.