Erich Wöcherl ist Mesner, seit 20 Jahren. Jetzt hat er seinen Dienst quittiert und geht mit seinen 83 Jahren in den endgültigen Ruhestand. Der Schritt ist ihm nun leicht gefallen, weiß er doch, dass es nach ihm weitergeht. Für seine Dienste wurde er mit goldenen Nadel für Mesner samt Ehrenurkunde ausgezeichnet.
In seinem 20jährigen Dienst hat Erich Wöcherl nie gefehlt, er sei äußerst zuverlässig gewesen – ein fester Bestandteil in der Sakristei würdigt Pfarrer Michael Witti den nun ehemaligen Mesner, der sich lieber im Hintergrund denn im Rampenlicht bewegte. Dabei war es für Erich Wöcherl weit mehr als nur ein Nebenjob nach den vielen Berufsjahren als KFZ-Mechaniker im Trostberger Bauhof. Viel mehr Stunden als nötig, hat er in der Pfarrkirche gewerkelt. Kerzen vorbereitet, Schnee geräumt, sowie die liturgischen Geräte und Gewänder in Schuss gehalten. An allen Feierlichkeiten während des Jahres hat er geschaut, dass alles bestens vorbereitet war, vom Christbaum bis hin zum Birkenbäumchen zu Firmungen oder zu Fronleichnam.
Fast schon blind weiß er bis heute wo die Altartücher und die kleinen Tücher für den Kelch, die Christbaumkugeln und die historischen Gewänder lagern und wieviel Weihrauch und Kohle da ist und welches Feuerzeug gerade funktioniert. Wie seine Westentasche kennt er den Dachboden der Kirche und hat viele Erstkommuniongruppen bis zu den Kirchenglocken geführt. Gewissenhaft und mit dem Herz und der Seele dabei – so könnte man den 80jährigen betiteln. Kirchenpfleger Franz Thaler hat in den Unterlagen gesucht und ist auf ein Protokoll im Jahr 2004 gestoßen. Dort heißt es. „Josef Parzinger legt sein Mesneramt zum 1.November 2004 nieder. Nach großem Bemühen von Pfarrer Johannes Willeitner und Kirchenpfleger Johann Holzner erklären sich Erich Wöcherl und Manfred Aubrunner bereit, das Amt des Mesners gemeinsam zu übernehmen.“ Auserbeten hat sich Wöcherl, der bis dahin das Mesneramt nur von der Beobachtung als Gottesdienstbesucher kannte, dass eine dritte Person für dieses Amt gefunden werden solle.
Es sei schwierig, bis heute, geeignete Personen, gute Leut für so ein Amt zu finden, weiß Thaler. Josef Parzinger war als Vorgänger 16 Jahre alleinverantwortlich als Mesner im Amt und hochgeachtet, war eine Institution, immer im Einsatz, hat alles gewusst. Große Fußstapfen hat Parzinger für seine Nachfolger hinterlassen und doch haben sich zwei gefunden, die diese Fußstapfen ausfüllen konnten. Dabei sei eine gute Zusammenarbeit unerlässlich gewesen. „Ihr habt Fachwissen und Fleiß eingebracht, so dass der Übergang vor 20 Jahren gut gelungen ist.“ Erst vor zehn Jahren konnte Franz Buchner als dritter Mann für den Dienst gewonnen werden, so dass für alle die Arbeit einfacher und leichter wurde. Doch so einfach war es für Wöcherl nicht, der von seinem Kollegen Manfred Aubrunner alles lernen musste. „Der war der Profi und schon viele Jahre hauptamtlich in Baumburg als Mesner angestellt“, berichtet Wöcherl. „Du warst die konstante Größe unter euch, immer zum Einsatz bereit“, so Thaler.
Schwere Zeiten seien angebrochen als seine beiden Kollegen erkrankt, Franz Buchner dann im März 2022 nach langer Krankheitszeit verstarb. „Mit vollem Einsatz hast du den Betrieb aufrechterhalten.“ Da kam die Mahnung nach Ersatzpersonen immer wieder und nicht von ungefähr. In den letzten drei Jahren ist es nun gelungen drei neue Personen für den Mesnerdienst zu gewinnen. Wenn Erich Wöcherl nun in „Rente“ geht, weiß er, dass es auch nach ihm weitergeht. Dafür steht seit dem 1. Januar Alois Obergröbner zur Verfügung, der in den letzten Wochen „eingelernt“ wurde. Ihre Ausbildung hat Marita Thaler, als erste Frau im Heiligkreuzer Mesnerdienst schon länger hinter sich.
Sie ist seit zweieinhalb Jahren als Mesnerin im Einsatz. Sie kennt die Arbeit, denn sie war schon vorher elf Jahre lang für den Blumenschmuck in der Kirche zuständig. Herbert Volzwinkler ergänzt das Trio und ist als Routinier seit dreieinhalb Jahren an Wöcherls Seite ist. „Mesner sein ist nicht nur Beruf, sondern großteils Berufung. Wegen dem bisschen Geld allein machts bestimmt keiner“, mutmaßt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Christine Blüml. Sie bezeichnete Erich Wöcherl als den guten Geist der Kirche. „Ob man gerne in eine Kirche hineingeht, hängt ganz massiv vom Mesner ab“, weiß sie. „Du hast immer einen hervorragenden Job gemacht. Bei dir haben sich die Ministranten, Lektoren und Kommunionhelfer immer willkommen und sehr sicher aufgenommen gefühlt. Du hast jede kirchliche Feier zu einem Fest für alle gemacht und im Hintergrund die Fäden gezogen“, lobt sie.
So stehe sein Name für extrem nett, Respekt und Ruhe, Ikone, Charme und Herz. Dabei gibt es viel, was der Gottesdienstbesucher nicht sieht. „Am aufwendigsten sind immer die Weihnachtstage und Ostern. Da bin ich schon weit vor dem Beginn des Gottesdienstes gekommen, um alles vorzubereiten.“ Auch bei Beerdigungen laufe viel, was der Kirchenbesucher nicht sieht. „Die Bestatter haben bei mir angerufen, dass sie eine Urne oder einen Sarg bringen. Da hab ich mich auf’s Radl gesetzt und bin runtergefahren, hab das Leichenhaus aufgesperrt und gekehrt. Bei der Beerdigung war es wichtig, dass die Sterbebilder parat liegen und noch viel mehr“, so Wöcherl zu seinen Tätigkeiten. Eine wirkliche Lieblingsbeschäftigung hatte er nicht, gibt er zu. „Ich hab‘ alle Arbeiten, die angefallen sind gemacht.“ Auch die Ministranten hatten warme Worte für Erich Wöcherl parat. „Es ist wirklich schade, dass wir heute hier von dir Abschied nehmen müssen“, so Eva Daschiel. „Vielen Dank für deine Unterstützung.
Die Leute haben das ja alles nicht so mitbekommen, was du in der Sakristei während des Gottesdienstes gemacht hast“, so Daschiel. Dabei hat sich Wöcherl nicht nur darum gekümmert, dass die Ministranten korrekt und sauber gekleidet haben, sondern hat für den Notfall Traubenzucker oder auch Süßigkeiten und Taschentücher parat gelegt. Den Weihrauch hat er den Minis abgenommen, immer Verständnis gezeigt, nie die Nerven verloren, wenn etwas nicht ganz nach Wunsch geklappt oder zur Ministrantenstunde der Schlüssel fehlte, damit man mit den Gerätschaften üben konnte. „Wir konnten uns darauf verlassen, dass wir zu dir kommen können.“ Zum Dank erhielt er von jedem Ministranten eine Rose. Jetzt freut sich Wöcherl, dass sich eine „pfundige“ Mannschaft zusammengefunden hat. Für Notfälle steht er immer noch parat, hat er versprochen. Jetzt hat er noch mehr Zeit für seinen Oldtimer, für Ausflüge, Haus, Garten und seine Frau Irmi.
Text: Christine Limmer