“Da berühren sich Himmel und Erde“ war das Motto des Festgottesdienstes in der Freyunger Pfarrkirche. Dekan Magnus König spendete gemeinsam mit den Gottesdienstbesuchern dem Stationsteam einen herzlichen Applaus: „Ihr vermittelt Zuversicht und Hoffnung und ihr stellt die Menschen mit ihrem Leben vor der Krankheit in den Vordergrund.“ Mit dem Regenbogen, der auf einem auf der Station gestalteten Bild vor dem Altar zu sehen war, „leuchtet der Bund Gottes mit uns Menschen“. Im Anschluss ließen die Gottesdienstbesucher bunte Luftballons, mit guten Wünschen auf Postkarten behangen, in den Himmel steigen.
Ein feierliches, fast fröhliches Bild — aber oft begleitet das Thema Tod eine tiefe Sprachlosigkeit, weiß der Geistliche. Nicht ausweichen, sich mit dem Tod konfrontieren lassen, rät er und berichtet vom Beitrag der Seelsorge auf der Station: Es gehe vor allem ums Zuhören. “Die Patienten reden nicht sofort über den Glauben, aber wenn sie Vertrauen fassen, sprechen sie an, wie es ihnen mit Gott geht. Oder es kommt indirekt: Ohne das Wort Gott zu nennen, werden Fragen gestellt wie ‚Kann ich versöhnt aus dieser Welt gehen?’ oder ‚Wohin gehe ich?’ ”
Vier Ärzte, 19 Pflegekräfte, Therapeuten und Ehrenamtliche kümmern sich heute, 20 Jahre nach der Gründung der Station, im Freyunger Krankenhaus rund um die Uhr um bis zu acht Patienten. Der Begriff „palliativ“ kommt vom lateinischen „Pallium“ und bedeutet „Mantel“. Wie ein Mantel soll die Versorgung Geborgenheit geben und die Lebensqualität erhöhen. Die leitende Oberärztin Dr. Martina Berger erklärt: „Für uns ist immer der Mensch im Mittelpunkt. Es geht bei uns nicht um Laborwerte oder irgendwelche Untersuchungen, sondern um die Frage, welche Symptome den Patienten quälen. Und die möchten wir ihm erleichtern.“
Rund 240 Patienten im Jahr versorge man derzeit in Freyung pro Jahr stationär, seit Bestehen wohl über 4000 Menschen mit unheilbaren Krankheiten, oft Krebs im Endstadium. Trotzdem sterben bei weitem nicht alle Patienten auf der Palliativversorgung. Das Ziel sei stets, ihn oder sie nach Hause entlassen zu können. Was dafür nötig ist, wird gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Station organisiert.
An die Anfänge der Station erinnerte beim Festakt im Freyunger Kursaal Dr. Wolfgang Reichelt. 2004 war sie, damals noch am Krankenhaus Waldkirchen, erst die dritte Palliativstation überhaupt in Ostbayern. Die Grundsätze, erklärte der Mediziner, seien damals wie heute: Leben erhalten, Gesundheit schützen, Leiden vermindern und Sterbenden bis zum Tod beistehen, wenn belastende Maßnahmen nicht mehr angezeigt sind. Das Engagement der Mitarbeiter gehe oft weit über die Pflicht hinaus: So sei einmal aus dem Stand heraus eine Hochzeit für einen todkranken Mittvierziger organisiert worden – feierlich und würdig. Auf die Frage, wie diese Arbeit Tag für Tag auszuhalten sei, antworte sie immer, „es ist uns eine Ehre“, sagte stellvertretende Stationsleiterin Eva Altrichter-Obermüller in ihrer Rede. „Wir versuchen, eine Brücke zwischen der Zeit und der Ewigkeit zu sein.“
„Es ist uns eine Ehre”
Dass die Palliativstation im Landkreis sehr positiv wahrgenommen werde, stellte Landrat Sebastian Gruber in seinem Grußwort heraus. „Wir sind froh und dankbar, dass es Sie alle gibt.“ Diese besondere Versorgung am Lebensende dürfe kein Privileg der Ballungsräume sein. Nachdenkliche Worte kamen von Freyungs Bürgermeister Olaf Heinrich: In der Palliativversorgung gebe es die Zeit und die Möglichkeit, sich um das zu kümmern, worauf es ankommt. „Wäre es nicht wünschenswert, dass wir uns diese Zeit viel früher nehmen?“, fragte er. „Ich hoffe, dass etwas von dem, was Sie täglich tun, in unsere Gesellschaft hineinreicht.“
Anrührend waren auch die literarischen Beiträge am Festnachmittag: Anita Fürst aus Mauth lieferte zwei Poetry-Slam-Beiträge über das Leben, das Glück und die „beste Zeit“. Wolfgang Krinninger, Chefredakteur des Passauer Bistumsblatt und Autos, beschloss den Tag mit Geschichten über „Leben, Sterben und Tod“ aus seiner persönlichen Perspektive.