50 Jahre waren seit der Heiligsprechung vergangen, als Bischof Antonius Hofmann Anfang Mai 1984 die Heilige Kongregation für den Gottesdienst in Rom bat, sie möge den heiligen Bruder Konrad zum dritten Patron für das Bistum Passau bestimmen. Seine Bitte blieb nicht ungehört.
Rückblick: 24. Mai 1984 — der Hl. Bruder Konrad wird dritter Passauer Bistumspatron
Nach dem heiligen Bischof Maximilian, der im 3. Jahrhundert n. Chr. das Martyrium erlitten hatte, und dem heiligen Bischof Valentin, der im 5. Jahrhundert n. Chr. gestorben war, sollte nun der Kapuzinerbruder aus Parzham, der 1894 gestorben war und aus dem Bistum stammte, zum weiteren besonderen Fürsprecher für das Bistum Passau erhoben werden.
Bischof Antonius brachte dem hl. Bruder Konrad eine große Verehrung entgegen: die „unbeirrbare Geradlinigkeit seiner Existenz vor Gott“, seine „Beharrlichkeit“, der „ununterbrochene Wandel in der Gegenwart Gottes, der sich besonders ausdrückt in unaufhörlichem Gebet“ und der unverwandte Blick auf das Kreuz, der den Heiligen zum „Vorbild für unser eigenes Christsein“ werden ließ, seien es, die helfen würden, „Christen zu bleiben oder wieder neu zu werden“. Eindringlich formulierte der Passauer Oberhirte anlässlich der Fastenzeit 1984: „Bruder Konrad wusste sich in Gott geborgen, weil für ihn Gott die eigentliche Wirklichkeit war. Zur großen Gefahr unserer Zeit, dass uns alle anderen Dinge wichtiger werden als Gott – Geld, Wohlstand, Konsum, Wirtschaft, Politik – brauchen wir das Gegengewicht: Gott.“ (Fastenhirtenbrief 1984).
Sehr schnell, nämlich bereits am 24. Mai 1984 bestätigte die Sacra Congregatio pro Cultu Divino den Wunsch des Passauer Bischofs. Der hl. Bruder Konrad, der gerade durch „das radikale Ernstnehmen Gottes (…) für unsere Zeit, die Gott fast schon vergessen hat, zum Provokateur geworden“ (Bischof Antonius) war, wurde zum dritten Patron des Bistums erhoben, weil „der Klerus und die Christgläubigen der Diözese Passau“ ihn „als lichtvollen Mitbürger mit besonderer und beharrlicher Verehrung“ begleiteten. Propräfekt Erzbischof Augustinus Meyer OSB, der aus Altötting stammte, unterzeichnete selbst die Urkunde.
Am Abend des 1. September 1984 schließlich proklamierte Bischof Antonius den neuen Diözesanpatron öffentlich in der St. Anna-Basilika in Altötting. 4.000 Gläubige feierten den Auftakt der Bruder-Konrad-Festwoche mit, in einer großen Lichterprozession zogen sie von der Basilika zur Gnadenkapelle. In den folgenden Tagen machten sich 50.000 Menschen auf den Weg zum hl. Bruder Konrad, neun Bischöfe standen den Gottesdiensten vor, drei junge Kapuziner wurden zu Diakonen geweiht – darunter der heutige Präses der Marianischen Männerkongregation Altötting und geistliche Beirat des Altöttinger Liebfrauenboten, Kapuzinerpater Georg Greimel. Es gab besondere Feiern für Kinder, Senioren, Frauen, Priester und Ordensleute, schließlich für die Jugend. Die tiefe Verankerung Bruder Konrads in der Bevölkerung wurde sichtbar in den vielen Pilgern, die Tag für Tag nach Altötting strömten.
Hier die Berichterstattung im Passauer Bistumsblatt und im Altöttinger Liebfrauenbote (1984):
Der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Wetter, feierte am 9. September 1984 den großen Schlussgottesdienst. In seiner Predigt erinnerte er an das große Leid, das durch den Nationalsozialismus entstanden war: „Als vor 50 Jahren Bruder Konrad heiliggesprochen wurde, breitete sich in unserem Volk die Ideologie des Nationalsozialismus aus, die ein Leben ohne Gott propagierte. Hätte sich damals unser Volk für das Ideal entschieden, das Bruder Konrad verkörperte, für ein Leben mit Gott und aus Gott, hätten wir uns und der Welt großes Leid erspart.“
Der heilige Bruder Konrad ist damals wie heute fester und lebendiger Teil des gläubigen Lebens im Bistum Passau. Die Menschen rufen ihn als Fürbitter an und pilgern zu ihm nach Altötting; vielleicht auch, weil er als Rottaler räumlich und als Mensch der Moderne zudem zeitlich nahe geblieben ist. Wir verstehen ihn und er lädt uns immer wieder neu dazu ein, Gott „zur Wirklichkeit schlechthin werden zu lassen“ (Franz Mußner).
Text: Prof. Dr. Hannelore Putz (Direktorin des Passauer Bistumsarchivs), Wolfgang Terhörst
Fotos: Bistumsarchiv Passau / Terhörst