Ganz aktuell lädt Papst Franziskus zur Teilnahme an der Laudato si´ – Woche vom 18. – 24. Mai und am weltweiten Gebetstag am 24. Mai (Erscheinungstag der Enzyklika Laudato si`) ein. In Zeiten von Corona sind Veranstaltungen derzeit nicht machbar, können aber gut im Rahmen der Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober (sofern schon möglich) nachgeholt werden.
5 Jahre Enzyklika Laudato si´– an ihren Taten werdet ihr sie erkennen!
Die Situation der Erde, „unseres gemeinsamen Hauses“, das Thema Klimawandel und damit verbunden das Schicksal der Armen ist mit der
Enzyklika Laudatio si‘ von Papst Franziskus zu einem zentralen Thema gemacht worden. Er hat die Wissenschaft mit ins Boot geholt und die Lage des Planeten korrekt belegt. Ein päpstliches Lehrschreiben, einmalig und klar, mit einer politischen und gesellschaftlichen Sprengkraft, wie es sie vorher noch nicht gegeben hat. Ihr wird auch ein wesentlicher Einfluss auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, wie auch des Pariser Klimaabkommen zugesprochen. Beide Vereinbarungen wurden ja ebenfalls im Jahr 2015 ausgehandelt.
Papst Franziskus lässt auch nicht locker, ermahnt immer wieder, wie z.B. die Klimakonferenzteilnehmer 2019 „wehe, wenn sich das Zeitfenster schließt“.
Die in Laudato si‘ angesprochenen Themen werden schließlich auch im Apostolischen Schreiben Querida Amazonia vom 2. Februar 2020 konkretisiert. Auch hier stellt Papst Franziskus eine soziale, eine kulturelle, eine ökologische und eine kirchliche Vision in den Mittelpunkt und beschreibt Wege der Umkehr. Wieder verdeutlicht er, dass der Schutz der Ökosysteme und die Sorge für die Menschen, die Situation der Armen und Unterdrückten unmittelbar miteinander verbunden sind. Er ruft auf, „sorgsam und respektvoll mit der Schöpfung zu leben, im klaren Bewusstsein ihrer Grenzen, das jeden Missbrauch verbietet“ (QA 42). Dazu gehört so Papst Franziskus, „einen anderen Lebensstil anzunehmen, der weniger unersättlich ist, ruhiger, respektvoller, weniger ängstlich besorgt und brüderlicher ist“ (QA 58).
„Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.”
Mit den „Zehn Thesen zum Klimaschutz“, im Jahr 2019 von Rat der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedet, formuliert man auch hierzulande eindeutige Positionen und spricht sich für klarere Emissionsziele, Erhöhung des CO2-Preises und den Abbau klimaschädlicher Subventionen aus.
Die Deutsch Bischofskonferenz hat schließlich mit den „Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen“ konkrete und ambitionierte Forderungen gestellt. Sie berühren Angelegenheiten der Pastoral, des diözesanen Verwaltungshandelns und des gesellschaftlichen Engagements.
Mit den im Bistum Passau neu formulierten „Leitlinien für Ökologie, Gemeinwohlökonomie und Gesellschaftsentwicklung“, verpflichten wir uns selbst für nachhaltiges ökologisches Handeln im Sinne der Gemeinwohlökonomie.
Beschlüsse fassen, Empfehlungen aussprechen Leitlinien formulieren – das alles ist gut und Recht – was aber sprechen muss, das sind Taten. Woran wollen wir uns als Kirche messen lassen, diese Frage müssen wir uns selber stellen. An ihren Taten werdet ihr sie erkennen, heißt es in der Bergpredigt.
Durch konkretes und klares handeln Glaubwürdigkeit verdienen in der heutigen Zeit, das muss Ziel unseres Tuns sein. Da dürfen wir es nicht bei den Statements und Empfehlungen belassen, da dürfen wir auch als Christinnen und Christen die Kirchenoberen die das formuliert haben nicht allein lassen.
Da sind wir alle als Gemeinschaft der Glaubenden gefragt, jede und jeder Einzelne. Vor Ort, in der eigenen Familie, in der Pfarrei, im öffentlichen Leben im eigenen Tun und Handeln. Denn mit mehreren tausend persönlich getroffenen Kaufentscheidungen jährlich (laut Bundesumweltamt), beeinflussen wir maßgeblich, wie Wirtschaftskreisläufe funktionieren. In seiner Enzyklika fordert Papst Franziskus „der Mensch muss sich ändern“ – dann verändert sich die ganze Situation, die Einstellung zu Gott, zur Schöpfung und zu den Mitmenschen“.
Unser Konsumverhalten in der Kirche kritisch hinterfragen so heißt es auch in der Präambel der Handlungsempfehlungen der deutschen Bischöfe. Als Kirche sind wir ein großer „wirtschaftlicher Player“ – sehr wohl in der Lage mit unseren innerkirchlichen Kaufentscheidungen wirtschaftliche Grundhaltungen bei Erzeugung und Produktion zu beeinflussen.
Beeinflussen nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie. Menschenwürde und faire Bezahlung in der Produktionskette, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit bei der Erzeugung und Transparenz und Mitbestimmung, das sind die Grundzüge einer zukünftigen Entwicklung. Das bedeutet, selber korrekter werden und auch im kirchlichen Alltag konsequent umsetzen. Die Bistumsverantwortlichen in die Pflicht nehmen und endlich umsteuern.
„Wer Bäume pflanzt in dem Wissen, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen den Sinn des Lebens zu begreifen.”
Wichtige Schritte dazu sind ein ethisch korrekter Konsum, das Überdenken aller Kaufentscheidungen, ökologische angepasste Reisetätigkeit und durchdachtes Mobilitätsverhalten, nachhaltige Investition bei der Beschaffung, konsequente Nutzung regenerativer Energien. Und immer wieder die Frage stellen, wie bei unseren Fastenaktionen „Braucht´s des wirklich?“.
Trau dich, o Christenheit – so beschreibt es der der Kolumnist Rezo bei ZEIT ONLINE. Und stellt auch gleichzeitig in Frage ob wir als Kirche(n) in den Medien überhaupt ausreichend präsent sind – in der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen werden.
Die Zeit nach Corona gibt Gelegenheit umzusteuern und neue Wege zu gehen. Die Rückkehr zur Normalität muss eine andere sein. Wirtschaft und Produktionsprozesse müssen so gestaltet werden, dass sie ein menschenwürdiges Leben für alle gewährleisten und auch zukünftigen Generationen gerecht werden. Die natürlichen Ressourcen müssen geschützt werden, Kreislaufwirtschaft und regionale Wertschöpfung im Vordergrund stehen. Schöpfung und Umwelt dürfen nicht mehr rücksichtlos wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Klimaschutz müssen wir genauso ernst nehmen wie das Corona Virus und entschlossen und weltumspannend handeln.
Einladung: https://laudatosiweek.org/de/home-de/
Text: Josef Holzbauer