Das 50-jährige Jubiläum der Schulabteilung, insbesondere des Religionspädagogischen Seminars (RPS) hat man am Freitag, 21. Juli in Spectrum Kirche Passau-Mariahilf mit einem Festakt und einer Dankandacht gefeiert. Neben Bischof Stefan Oster SDB waren etliche Vertreter des Bistums Passau und des Bischöflichen Ordinariats, der Regierung von Niederbayern und des Kultusministeriums, der Lokalpolitik, der kirchlichen und staatlichen Schulen, der Universität Passau und der evangelischen Kirche der Einladung der Schulabteilung unter der Leitung von Anja Wagner-Hölzl gefolgt.
Vor 50 Jahren, genauer am 1. September 1972, hat der damals hierfür beauftragte Domkapitular Konrad Ernst das Schulreferat ins Leben gerufen; das Religionspädagogische Seminar (kurz RPS) entstand genau ein Jahr später am 1.9.1973. Jetzt, im Jahr 2023, können Schulreferat und RPS auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken – und auch hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Schließlich sprechen die Zahlen für sich. So wurden seit 1972/73 insgesamt rund 1.500 staatliche Religionslehrkräfte (aller Schularten) vom Passauer RPS und, Schätzungen zufolge, zusätzlich rund 500 kirchliche Religionslehrkräfte ausgebildet. Diese Erfolgsgeschichte hat man am Freitag, den 21. Juli mit einem Festakt und einer Dankandacht, zelebriert von Bischof Stefan Oster, gemeinsam gefeiert. Etliche Vertreter des Bistums Passau und des Bischöflichen Ordinariats, der Regierung von Niederbayern und des Kultusministeriums, der Lokalpolitik, der kirchlichen und staatlichen Schulen, der Universität Passau und der evangelischen Kirche waren der Einladung der Abteilung Schulen und Hochschule, geleitet von Anja Wagner-Hölzl, gefolgt.
Wo, wenn nicht im Religionsunterricht?!
„Religionsunterricht ist heute wichtiger denn je“, betonte Josef Bertl eingangs zur Begrüßung, der die Festgemeinde als Moderator durch den Nachmittag und Abend führte. Die Herausforderung für Religionslehrkräfte von heute sei, „die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie stehen“, so Bertl. Als Familienvater wisse er, wovon er spreche. „Kinder und Jugendliche wünschen sich Orientierung.“ Gerade um sich in der schier grenzenlosen Welt der sozialen Medien nicht zu verlieren, sei ein „Wertenavigationssystem“ wichtig, welches Kinder und Jugendliche im Religionsunterricht vermittelt bekämen. „50 Jahre des innovativen Denkens und Handelns sowie des offenen Dialogs, 50 Jahre der Ausbildung und Begleitung von Religionslehrkräften liegen hinter uns. Diesen besonderen Weg wollen wir mit Ihnen feiern und gemeinsam in die Zukunft blicken.“ Mit diesen Worten hatte die Schulabteilungsleiterin Anja Wagner-Hölzl zur Jubiläumsfeier eingeladen. Wie sehr ihr der Dialog am Herzen liegt, wurde bei ihrer Begrüßungsansprache nochmals deutlich. „Besonders freue ich mich heute auf Austausch und Vernetzung“ aller bei der Jubiläumsfeier Anwesenden, die sich alle auf ganz unterschiedliche Art und Weise für Religionsunterricht engagierten. „Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten und das Netzwerk für einen qualitätsvollen Religionsunterricht weiter ausbauen.“ Und dazu brauche es den „Mut, neue Wege zu gehen. Denn Zukunft fängt heute an!“
Welch wichtiger und unverzichtbarer Baustein Religionsunterricht im bayerischen Bildungssystem ist, betonte Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper auf dem Podium, neben Bischof Stefan Oster. Doch müssten jetzt die Weichen wieder justiert werden, um Kinder und Jugendliche mit dem Religionsunterricht auch in Zukunft zu erreichen, so Dupper. „Da gehört wieder mal nach dem Woher und dem Wohin gefragt.“ Und: „Es braucht Leitplanken.“ Im Anschluss an seine Worte verwies Bischof Stefan Oster auf die Einzigartigkeit des Schulfachs: „Wo, wenn nicht im Religionsunterricht lernen wir die Antworten auf die großen Fragen, lernen, aufeinander zu hören und respektvoll miteinander umzugehen?“
Religionsunterricht hat Zukunft!
Welch wichtigen Beitrag der Religionsunterricht für unsere heutzutage sehr vielschichtige Gesellschaft leistet, erörterte Frau Dr. Sandra Krump, Sprecherin der Bayerischen Schulreferentenkonferenz, in ihrem Statement zum Thema „Religionsunterricht hat Zukunft“. Doch brauche es in unserer pluralistischen Gesellschaft unbedingt Flexibilität: „Wir müssen flexibler werden in dem, wie wir Religionsunterricht organisieren.“ Sie sieht Religionsunterricht als große Chance, tagtäglich so viele Kinder und Jugendliche wie noch nie zuvor in unserer Geschichte zu erreichen. „Die große Reichweite, die wir heute haben, davon hätte man früher nur träumen können.“ Eine Chance, die nicht vertan werden sollte, betonte auch Maria Sommerer von der Regierung von Niederbayern in ihrem Statement. Es brauche die Offenheit für neue Wege, um junge Menschen mit dem Religionsunterricht auch in Zukunft zu erreichen, der zweifellos wesentlicher Bestandteil unseres Bildungssystems ist. Neben Werten würden hier schließlich auch Einstellungen und Haltungen, gerade auch zu aktuellen Themen vermittelt. „Religionsunterricht greift wichtige gesellschaftliche Fragen auf“, meinte sie und verwies auf die Coronapandemie, die schließlich gerade auch im Religionsunterricht so wie wohl in keinem anderen Schulfach thematisiert wurde.
Die „Kommunikation des Evangeliums“ sei die große Herausforderung für Religionslehrkräfte heute in unserer von Säkularisierung geprägten Gesellschaft, so Prof. Hans Mendl, Leiter des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Passau. In seinem Statement unterstrich er: „Jeder Mensch braucht religiöse Bildung, auch solche, die nicht zur Kommunion gehen.“ Er zeigte sich sichtlich stolz auf das einzigartige Netzwerk zur Ausbildung von Religionslehrkräften in Passau. Die Kooperation zwischen der Universität und der Schulabteilung des Bistums funktioniere sehr gut und sei ein „Leuchtturm“ für viele andere Ausbildungsorte. Dass dies auch weiterhin so bleibe und die Zukunft des Religionsunterrichts gesichert sei, gäbe es eine Option mit Potential, so Mendl: „Religionsunterricht völlig neu konzipieren!“ Neben der bereits gut funktionierenden weiteren Option der „Weiterentwicklung und Öffnung“ sei dies der weitgehendste und wohl auch „schmerzhafteste“ Weg. Aber: „So weitermachen wie bisher“, betonte Mendl, sei definitiv keine Option.
Nach den drei Statements zum Thema „Religionsunterricht hat Zukunft“ ermutigte schließlich Rudolf Lentner, stellvertretender Leiter der Abteilung Schulen und Hochschule, zu Besonnenheit und Normalität. Wissensvermittlung müsse nicht immer zwangsläufig aufregend und besonders sein, wie es unser Zeitgeist oft wolle, meinte er. „Geben wir den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen das Gefühl, dass auch das Normale besonders und schön sein kann.“ Sein abschließender Dank galt insbesondere den beiden Referentinnen Dr. Sandra Krump und Maria Sommerer sowie dem Referenten Prof. Hans Mendl, dem Moderator Josef Bertl, Bischof Stefan Oster, dem Hauptabteilungsleiter Bildung und Evangelisierung Anton Spreitzer, der Schulabteilungsleiterin Anja Wagner-Hölzl sowie Maria und Matthias Deger, die den Festakt musikalisch gestaltet hatten.
„Sie warfen das Netz aus“ – Predigt von Bischof Oster
In seiner Predigt in der Dankandacht im Anschluss an den Festakt nahm Bischof Stefan Oster Bezug auf das Motto des Jubiläums „Sie warfen das Netz aus…“, der Geschichte aus dem Johannesevangelium, in der die Jünger Jesu am See von Tiberias fischen gingen und sich Jesus ihnen dort zum dritten Mal offenbarte. Für unser Glaubensleben als gläubige Christinnen und Christen sei es wichtig und essentiell, Jesus so wie die Jünger damals auch wirklich und mit ganzer Seele zu kennen, damit wir ihn erkennen könnten, so der Bischof. Besonders wichtig sei dies gerade auch als Religionslehrerin oder –lehrer im Hinblick auf einen gelingenden Religionsunterricht. Dann sei, bildlich gesprochen, das Auswerfen der Netze erfolgreich und die Religionslehrer würden Kinder und Jugendliche mit ihrem Unterricht auch erreichen. Ihnen und allen Kolleginnen und Kollegen von der Abteilung Schulen und Hochschule galt abschließend sein besonderer Dank für ihr Engagement: „Danke für alle, die Sie für Kirche gehen und in der Verkündigung stehen, und die auch mit Kindern und Jugendlichen unterwegs sind, die oft so weit weg und trotzdem Träger des Antlitzes Jesu sind. Danke für Ihren Dienst und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“