Zum 73. Mal hat am 7. Juli auf Einladung der Ackermann-Gemeinde die traditionelle Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting stattgefunden. Msgr. Dieter Olbrich, Präses der Sudetendeutschen Katholiken und Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde, erklärte in seiner Predigt in der St. Anna-Basilika, warum die Gottesmutter ein Vorbild ist, das auch bei 15-jährigen Schülern auf offene Ohren stoße.
Von einem „eindrucksvollen (Tages-)Evangelium“ (Lk 10, 1−12.17−20 über die „Aussendung“ und die „Rückkehr der 72 Jünger“) sprach Msgr. Olbrich zu Beginn seiner Predigt: es zeige, dass die Nachfolge Jesu „nicht so einfach“ sei, dass sich das Vertrauen auf Jesus dennoch lohne. Die Gottesmutter Maria sei Wegweiserin zum Herrn, stellte er fest, hakte aber nach: Was für Gläubige älterer Generation selbstverständlich scheine, stoße bei Jüngeren heute oft auf Unverständnis. Msgr. Olbrich erzählte: „Ich weiß nicht, was ihr immer mit Maria wollt“, habe ihn ein 15-jähriger Schüler einmal im Religionsunterricht gefragt. Es gebe Abertausende Mütter, die sich unter schwierigsten Bedingungen für ihre Kinder und ihre Familie aufopferten – „sind diese nicht genauso verehrungswürdig?“.
Fünf Gründe, wieso Maria stets ein Vorbild ist, legte Msgr. Olbrich den Zuhörern im Folgenden ans Herz; fünf Gründe, die er damals auch den Schülern mit auf den Weg gegeben hatte. 1. Marias „Ja“ zu Gott (vgl. Lk 1, 26 – 38) sei eine „aktive mutige Antwort einer starken Frau“ gewesen. Gerade dann, wenn Gott einzelnen Menschen scheinbar Unmögliches abverlange, könne ein Blick auf Maria ermutigen. 2. Die Gottesmutter habe ihren Sohn sein ganzes Leben lang („bis zum Tod am Kreuz“) begleitet; gerade auch in ihrer Treue zum Herrn sei sie Vorbild. 3. Maria habe Gottes Worte bewahrt und „in ihrem Herzen“ erwogen (vgl. Lk 2,19); trotz der alltäglichen Herausforderungen habe sich Maria einen Freiraum geschaffen, um bei Gott zu sein. In diesem Sinne sei Maria „ein Vorbild der Meditation“. 4. Marias Lobpreis, das Magnificat (vgl. Lk 1, 46 – 55), zeige Maria als „politische Frau“, die die Gesellschaft genau beobachtet habe. „Maria hat Gott trotz aller gesellschaftlichen Probleme gelobt, sie hatte eine politische, optimistische Lebenseinstellung“, stellte Msgr. Olbrich fest. 5. Der Völkerapostel Paulus verliere kaum ein Wort über die Gottesmutter, stellte der Prediger schließlich fest. „Maria verschwindet hinter dem, den sie geboren hat.“ Auch das „Sich-Zurücknehmen“ sei eine Tugend, die nicht zuletzt auch die Kirche von ihr lernen könne. „Wie wichtig nehmen wir uns oft selbst, wie wenig achten wir auf Christus“, merkte er an. Msgr. Olbrich resümierte abschließend: „Gut, dass unsere Kirche Maria hat!“
Unter den sudetendeutschen Pilgern war auch dieses Mal wieder eine Trachten- und Fahnengruppe aus der alten Heimat, heuer aus Bischofteinitz in Westböhmen. Nachmittags fand in der St. Konradkirche eine Marienfeier mit Totengedenken statt; Offiziator war Kapuzinerpater Eduard Stuchlik. Danach zogen die Pilger, begleitet von der Altöttinger Musikkapelle, in einer feierlichen Prozession zur Statio vor der Gnadenkapelle.
Text: Michael Glaß
Fotos: Roswitha Dorfner