Anstelle von langen Ansprachen gab es Interviews mit den Verantwortlichen, allen voran Bischof Dr. Stefan Oster und Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek. „Unsere Aufgabe, auch im Miteinander, ist es gewissermaßen, den Sinn für den Himmel zu öffnen“, bekundete Oster.
Dafür zu sorgen, „dass Räume des Gebetes Räume des Gebetes bleiben“, skizzierte der Bischof als Verpflichtung für alle Menschen. Auf die von Wolfgang-Christian Bayer vom Medien-Referat der Diözese gestellte Frage nach den für ihn eindrucksvollsten Kirchen im Bistum nannte Oster die Pfarrkirche Fürstenzell, „Dom des Rottals“, und die Passauer Stadtpfarrkirche St. Paul, nicht zuletzt die Gnadenkapelle in Altötting und die Wallfahrtskirche Passau-Mariahilf, mit denen er sich vor allem aufgrund seiner marianischen Ordensprägung besonders verbunden fühle.
„Das Miteinander von Alt und Neu ist dort großartig gelungen”
Nicht unerwähnt ließ Oster im Beisein zahlreicher Vertreter von Planungsbüros, Baufirmen und Pfarrkirchenstiftungen im Museum in der Neuen Residenz sein Privileg einer Hauskapelle. Um dort eine für ihn besonders heimelige Atmosphäre zu schaffen, habe er den Diözesanbaumeister überzeugen können, einen Teppichboden verlegen zu lassen, berichtete der Bischof augenzwinkernd. Doch im Ernst: Oster zeigte sich gegenüber Jochen Jarzombek und dessen Team wirklich dankbar für das ästhetische Gespür bei allen baulichen Maßnahmen – „auch für das Glaubensthema“. Bei den Projekten sei spürbar, dass sie mehr als nur eine weltliche Funktionalität hätten.
Nach den bisherigen Glanzlichtern seiner Tätigkeit als Diözesanbaumeister befragt, betonte Jarzombek, dass das Highlight für ihn zum 1. Juni 2008, seinem ersten Arbeitstag in Passau, begonnen habe – „und das hält nach wie vor an.“ Die Arbeit eines Architekten hänge grundsätzlich von der Resonanz und Rückkopplung bei Nutzern und Bauherren ab, die sie bestellt hätten. „Gute Architektur und gute Gestaltung kann nur im Miteinander entstehen“, formulierte Jarzombek als sein Credo – verbunden mit dem Dank an die Auftraggeber. Das Highlight beziehe sich nicht nur auf die Größe und Bedeutung des Bauwerks, sondern es könnten auch kleine und vielleicht unscheinbare Sachen sein.
Hier der Podcast-Ausstellungsrundgang mit Kunstreferent Alois Brunner:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek im Radiointerview zum Jubiläum (Aufzeichnung März 2023):
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Besonders erinnerte sich der Diözesanbaumeister an Aufgaben, Glaubensorte und Altarräume zu schaffen, bis hin zur Anwesenheit bei der jeweiligen Altarweihe. Dabei merke man, um was es gehe: „Wohnstätte Gottes zu schaffen.“ Spontan zählte er mehrere Projekte wie die Filialkirche Jochenstein, die Valentinskapelle sowie die Pfarrkirchen St. Paul und Raitenhaslach auf der sakralen Seite auf, dazu die Gisela-Schulen, das Tipi-Dorf in Messerschmidmühle, aktuell die Homebase am Domplatz, Wohnbauten wie in Pocking, das Haus St. Max, das Konradinum und die Innenrenovierung der Caritas-Zentrale am Steinweg in Passau als Lebens- und Arbeitsorte auf. Zum Ausstellungstitel verwies Jarzombek auf die Zweideutigkeit des Begriffs Kirche – sowohl für Gebäude als auch für die Glaubensgemeinschaft. Das Fragezeichen stehe für die Ungewissheit der Zukunft, das Ausrufezeichen dafür, dass, solange es das Diözesanbauamt gebe, gebaut werde – ob Bau, Um‑, An- oder Rückbau.
Die Lacher auf ihrer Seite hatte die Vize-Landrätin von Rottal-Inn, Edeltraud Plattner, die als Kirchenpflegerin von Waldhof bei Pfarrkirchen preisgab, worauf bei Reisen zum Bischöflichen Finanzdirektor zu achten sei, wenn es darum gehe, Gelder für die Kirchenrenovierung loszueisen. Neben langem Atem beim Warten auf einen Termin sollten Kirchenpfleger und Pfarrer zur Fahrt nach Passau ihr ältestes Gewand anziehen, erzählte die frühere Landtagsabgeordnete. Ernsthaft rief sie dazu auf, „d’Sach z’sammhalten“ zu müssen und weiter darauf zu achten, sich das Notwendige erst dann zu leisten, wenn man dazu in der Lage sei. „Unterm Strich“ habe es eine gute Zusammenarbeit gegeben, so Edeltraud Plattner, die Dr. Josef Sonnleitner lachend wie folgt zitierte: „Mit ihnen reden, das kosten immer so viel Geld.“
Mit Blick auf die Kostensituation – nicht zuletzt wegen Mindereinnahmen aus der Kirchensteuer nach den vielen Austritten – deutete der Finanzdirektor an, dass das Bistum wie auch die betreffenden Kirchenstiftungen bei Renovierungen künftig wohl nicht mehr auf dem gewohnten Level unterwegs sein könnten. Die Fokussierung werde auf dem Erhalt der Pfarrkirchen liegen, doch mit Abstrichen, so Sonnleitner, der den Verantwortlichen in den Pfarreien bestätigte: „Ohne Euch ginge das alles nicht.“ Imposant war die Zahl, die er aufrief. Demnach hat die Kirche von Passau in den letzten 25 Jahren „deutlich über eine Milliarde Euro verbaut“. 35 Prozent davon seien in den Kirchenstiftungen und von den Kirchenverwaltungen – gerade auch in den kleinen – eingesammelt und erwirtschaftet worden.
Kunstreferent Alois Brunner machte auf die subsidiäre Baulast des Staates auf Basis des Baupflichtvollzugsvertrags und des Konkordats vor allem für ehemalige Klosterkirchen wie Aldersbach, Fürstenzell und Asbach aufmerksam. Er pochte auf den sorgsamen Umgang mit liturgischen Geräten und Paramenten bei deren Restaurierung. Brunner hakte verschmitzt lachend beim Wunsch des Bischofs auf die Ausstattung seiner Hauskapelle mit einem Teppichboden ein. Geradezu missionarisch versuche er, große Teppiche aus den Kirchen herauszubringen, weil sie die wunderschönen Natursteinböden wie Schleifpapiere kaputt scheuerten.
Nicht wenige Leute fühlten sich dem Kirchengebäude näher verbunden als der Institution Kirche, weil sie ein Stück Heimat seien, Erinnerungen weckten, immer auch historische und kunsthistorische Bauwerke seien, wo die zunehmend säkulare Gesellschaft mit dem Evangelium in Berührung komme, hob Pastoralreferent Dr. Maximilian Gigl als Ko-Autor des wunderschönen Ausstellungskatalogs hervor. Voraussetzung für diese Wirkung sei es, „dass diese Gebäude lebendig gehalten werden.“ Sonst bestehe die Gefahr, dass eine Kirche zu einem Museum verkomme. Dank der Arbeit der Restauratoren könnten Kirchengebäude dem Evangelium eine Zukunft geben und zeigen, „dass hier Menschen mit Gott leben.“
Text: Bernhard Brunner