Die Predigt des Abschlussgottesdienstes zur Visitation des Pfarrverbandes Johanniskirchen begann Domkapitular Dr. Spreitzer plakativ mit den Worten "alles ist super". Um zu verstehen wie es zu dieser These kam, maß man sich die Stationen der Visitation genauer ansehen. Begonnen hat die Visitation des Pfarrverbandes Johanniskirchen noch im Jahr 2022.
Die Auftaktveranstaltung war am 13. Oktober des letzten Jahres. Mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Johanniskirchen Domkapitular Dr. Spreitzer und die Angehörigen des Pfarrverbandes gemeinsam auf den Weg der Visitation gemacht. Im Anschluss fand ein Zusammentreffen mit der gesamten Pfarrverbandsfamilie statt. Die Zuhörer wurden in anschaulicher Weise von Domkapitular Dr. Spreitzer über die pastoralen und strukturellen Überlegungen des Bistums informiert. Es wurde über die Rahmenbedingungen und die Herausforderungen für die Kirche von Passau gesprochen. Es gab aber auch die Möglichkeit zum Austausch, die Anwesenden konnten ihre Sorgen und Anliegen vorbringen. Es wurden aber auch die Chancen für den Pfarrverband angesprochen. Im Pfarrverband existiert immer noch ein lebendiges Glaubensleben mit engagierten Gläubigen. Aber in Zeiten des Umbruchs müssen sich alle fragen, was bleibt? Was ist unverzichtbar? Was ist verzichtbar? Was brauchen wir neu?
Mit diesen Fragen wurden Impulse auf den Weg in die Klausur gegeben, die am 26. November im Haus der Begegnung in Burghausen stattfand. 28 Ehrenamtliche und die Pfarrer Tobias Reiter, Adolf Ortmeier und Pater David fanden sich zu einer Visitationsklausur ein die von Referent Ludwig Reischl geleitet wurde. Die Anwesenden konnten in einem ersten Schritt den Ist Zustand Ihrer Pfarreien nach den 4 Grundfunktionen von Gemeinde, Liturgie, Diakonie, Gemeinschaft und Verkündigung bewerten. Es wurden dabei die Punkte, „Was mir gefällt“, „Was mich beschäftigt“, „Wo ich Potentiale sehe“ beleuchtet. Positiv wurde gesehen, dass es in den Pfarreien immer noch einen Schatz an Gläubigen gibt und dass der Zusammenhalt vor Ort groß ist. Es wurde aber auch erkannt, dass die Zahl an Gläubigen derzeit stetig abnimmt und die Kirche als Ganzes derzeit ein Imageproblem hat. Als weiteren Schritt formulierten die Teilnehmer die Zukunftsvisionen für ihre Pfarreien. Man stellte sich die Frage, „Wo stehen unsere Pfarreien in fünf Jahren“. Trotz der Tatsache, dass die unbesetzte Stelle der Pastoralreferentin bzw. Referenten im Pfarrverband als bedrängend angesehen wird, zeigte sich, dass die Vertreter der einzelnen Pfarreien mit ihren Zielen in dieselbe Richtung gehen. Und so fand man Punkte, die man gemeinsam im Pfarrverband angehen wollte unter dem Motto „Der Pfarrverband Wächst zusammen“.
Ein weiterer Teil der Visitation war die Erhebung der Realien. Dazu gab es einen Tag im Pfarrverbandsbüro und es fand mit den Messnern und Kirchenpflegern der Pfarreien eine Begehung der Gebäude statt.
Am 29. April kam es dann den ganzen Tag noch einmal zu einem Gedankenaustausch zwischen Domkapitular Dr. Spreitzer und einzelnen Gruppen. Beteiligt waren die Pfarrer, die Jugend, Messner, Chorleitungen, Lektoren, Kommunionhelfer, die Vorstände der kirchlichen Vereine die Pfarrgemeinderäte und die Kirchenverwaltungen. In diesen Gesprächen wurden noch einmal die Punkte angesprochen, die die Anwesenden beschäftigen. Der dauerhafte Rückgang der Gottesdienstbesucher, vor allem bei den jüngeren Menschen, die begrenzten Kräfte bei den Ehrenamtlichen, das oft negative Erscheinungsbild der Kirche als Ganzes und eine nicht gelingende Kommunikation, vor allem im Blick auf die Jugend. Domkapitular Dr. Spreitzer betonnte jedoch auch, dass nicht alles negativ ist und es im Pfarrverband und im Bistum sehr wohl Positives gibt. Man muss sich bewusst machen, dass bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen durch die Kirche nicht beeinflusst oder aufgehalten werden können. Und so ging man nach mehreren Gesprächsrunden gegen 21.30 Uhr auseinander.
Am nächsten Morgen traf man sich in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer zum gemeinsamen Abschlußgottesdienst der Visitation. In der Predigt von Domkapitular Dr. Spreitzer kam es dann zu der plakativen Aussage „ Alles ist super“. Er betonte, dass dies Aussage seiner 1. Predigt sei, er aber noch eine 2. Predigt halten wolle, weil eben nicht alles super ist. Er betonte, dass sich jeder Christ fragen muss welchen Raum Gott in seinem Leben einnimmt. Den jeder Christ in der Pfarrei ist wichtig. Ob er nun bildlich gesprochen die Nase, der Finger oder der Fuß der Gemeinde ist. Jeder Teil ist wichtig, da nur die Gesamtheit des Körpers der Glaubensgemeinschaft hilft. Bei der Messfeier, die der Kirchenchor Johanniskirchen unter der Leitung von Hildegard Hirler und mit Elisabeth Stelzeneder an der Orgel musikalisch gestaltete, standen Pfarrer Tobias Reiter, Pfarrvikar Adolf Ortmeier und Pfarrvikar Pater David als Konzelebranten am Altar.
Im Anschluss an den Gottesdienst konnten die Kirchenbesucher bei einem Stehempfang mit Sekt und Häppchen, organisiert durch den Pfarrgemeinderat Johanniskirchen, noch einmal mit Domkapitular Dr. Spreitzer ins Gespräch kommen.
Text und Foto: Peter Frank