Bistum

„Der Weg der Kirche ist der Mensch“

Tamina Friedl am 20.11.2024

Abteilungstag Caritas 3 Foto: Tamina Friedl / pbp

Die Caritas hat die Mitarbeitenden der Abteilung Caritas und Pastoral zum Abteilungstag unter dem Motto „Der Weg der Kirche ist der Mensch - Caritas und Pastoral in der Zeitenwende“ eingeladen. In Spectrum Kirche sind die Mitarbeitenden zusammengekommen, um sich darüber auszutauschen, was hinter ihrem Abteilungsnamen eigentlich steckt und wo sich die Caritas in einer zunehmend säkularen Gesellschaft positioniert. Prof. Dr. Isidor Baumgartner, ehemaliger Professor für Pastoraltheologie an der Uni Passau, führte dazu mit einem Impulsvortrag ins Tagesthema ein.

Zu Beginn des Abtei­lungs­ta­ges begrüß­te Abtei­lungs­lei­te­rin Ingrid Áldo­zó-Ent­holz­ner alle Teil­neh­men­den und beson­ders die­je­ni­gen, die im ver­gan­ge­nen Jahr noch nicht dabei sein konn­ten. Die Abtei­lung hat­te sich erst 2022 zusam­men­ge­stellt und die Mit­ar­bei­ten­den nut­zen seit­dem ein­mal jähr­lich die Gele­gen­heit, abtei­lungs­über­grei­fend mit­ein­an­der ins Gespräch zu kom­men. Prof. Dr. Baum­gart­ner eröff­ne­te den Tag dann mit einem Über­blick über die aktu­el­le Situa­ti­on der katho­li­schen Kir­che in Deutsch­land in ver­schie­de­nen Berei­chen. Neben der gerin­gen Zahl an regel­mä­ßi­gen Got­tes­dienst­be­su­chern und Neu­pries­tern ging er einer­seits auf das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung in ver­schie­de­ne Insti­tu­tio­nen ein. Hier schnit­ten in einer aktu­el­len Erhe­bung Dia­ko­nie und Cari­tas deut­lich bes­ser ab als die katho­li­sche Kir­che. Ande­rer­seits warf er einen Blick auf die Zahl der Kir­chen­aus­trit­te. Die Grün­de dafür in den letz­ten Jah­ren kön­ne man schnell benen­nen, so Baum­gart­ner. Die Aus­trit­te wären aber ohne­hin gestie­gen, weil die Lebens­füh­rung immer mehr indi­vi­dua­li­siert ist“, stell­te er dann fest. Dies betref­fe auch das Reli­giö­se. Man gestal­te immer mehr sel­ber und hand­le weni­ger nach Vor­ga­ben. Jeder rich­tet sich so sein Paket zusam­men“, so Baum­gart­ner in Bezug auf Religiosität.

56% der Deut­schen wür­den sich heu­te als Säku­la­re bezeich­nen. Dar­un­ter fal­len auch ein­ge­tra­ge­ne Kir­chen­mit­glie­der, die sich aber fak­tisch als säku­lar ver­ste­hen. Wenn nichts fehlt, wenn Gott fehlt“, beschreibt Baum­gart­ner die­se Grup­pe. Man müs­se im Hin­ter­kopf behal­ten, dass auch die­se Men­schen eine gewis­se Sehn­sucht ver­spü­ren. Den­noch gel­te es, ihre Über­zeugt­heit zu akzep­tie­ren und so zu neh­men, wie sie gelebt wer­de. Kir­chen­ver­bun­de­ne Chris­ten sei­en gera­de auf dem Weg in eine Min­der­heit, so Baum­gart­ner. Doch Zei­ten­wen­den wie die­se sei­en letzt­lich kei­ne Neu­ig­kei­ten in der Kir­che. In der Ver­gan­gen­heit habe es diver­se Reform­maß­nah­men gege­ben. Kei­ne davon aber habe die Indi­vi­dua­li­sie­rung gestoppt.

Die Her­kunft und Zukunft der Kir­che ist die Caritas.”

Prof. Dr. Isidor Baumgartner

Hat also die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land eine Zukunft“, stell­te Prof. Dr. Baum­gart­ner die Fra­ge in den Raum. Even­tu­ell in die­ser Form nicht“, so sei­ne Ant­wort. Für ihn bedeu­te eine ste­ti­ge Reform die Rück­be­sin­nung auf die Ursprün­ge. Nicht fromm zu sein, son­dern mensch­lich zu sein“, das gel­te es umzu­set­zen. Baum­gart­ner dazu: Das Christ­li­che, das Cari­ta­ti­ve, ist nicht etwas Kirch­lich-Reli­giö­ses, son­dern es ist zual­ler­erst etwas Ur-Mensch­li­ches.“ In der Cari­tas gebe es kein 08/15-Han­deln. Es sei statt­des­sen immer auf den kon­kre­ten Men­schen und die kon­kre­te Situa­ti­on bezo­gen. Als das Poie­ti­sche“ bezeich­net Baum­gart­ner die­se krea­ti­ve und anpas­sen­de Sei­te der Cari­t­as­pra­xis, abge­lei­tet aus dem Grie­chi­schen. Man muss auch kei­ne Wun­der wir­ken“, so Baum­gart­ner wei­ter. Die Men­schen so weit zu beglei­ten, dass sie mit den Frag­men­ten ihrer eige­nen Exis­tenz eini­ger­ma­ßen zurecht­kom­men“, das sei letzt­lich die Auf­ga­be. Dazu hel­fe es auch, sich vor Augen zu füh­ren, was Jesus als Seel­sor­ge verstehe.

Der Blick der Kir­che müs­se nach außen gehen, auf die Zei­chen der Zeit“, so Baum­gart­ner abschlie­ßend. Als frei­er Mensch Christ zu sein und den Glau­ben indi­vi­du­ell zu gestal­ten, das habe Gene­ra­tio­nen von Chris­ten gefehlt und dafür gebe es nun Raum. Damit die­ser Raum gut genutzt wer­den kann, gel­te es, den klei­nen Glau­ben zu pfle­gen“. Den Glau­ben des Tuns, das ganz Per­sön­li­che. Es gibt so vie­le Wege zu Gott, wie es Men­schen gibt“, zitier­te er Papst Bene­dikt XVI. Ana­log dazu sei­en auch Dia­ko­nie und Pas­to­ral für alle da, nicht nur für Katho­li­ken. Und so sei­en empa­thi­sche Seel­sor­ge und pas­to­ra­le Arbeit, die antreff­bar ist, die Wege in die Zukunft: Die Her­kunft und Zukunft der Kir­che ist die Cari­tas“, schloss Prof. Dr. Baum­gart­ner sei­nen Vortrag. 

Im Anschluss an den Vor­trag hat­ten die Teil­neh­men­den die Gele­gen­heit, sich über das Gehör­te aus­zu­tau­schen und auch für sich selbst zu reflek­tie­ren, was ihnen beson­ders zu den­ken gibt oder wel­che Fra­gen sich ihnen noch stel­len. Im Ple­num wur­de über die ein­zel­nen Punk­te dis­ku­tiert, ehe am Nach­mit­tag noch ein­mal eine detail­lier­te Stand­ort­be­stim­mung der Abtei­lung vor­ge­nom­men wur­de. Am Vor­mit­tag wur­de schließ­lich der Bischöf­lich Beauf­trag­te der Cari­tas, Dia­kon Kon­rad Nie­der­län­der, auch in die­ser Run­de in den Ruhe­stand verabschiedet.

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