Gestern startete der Adoratio-Kongress bereits mit 1.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort und vielen mehr über den Livestream von EWTN, per Radio über Radio Horeb und Radio Maria Österreich. Am zweiten Tag erwartete sie ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Gebetszeiten, Workshops, einer Podiumsdiskussion und vielem mehr.
Hier können Sie den Radio-Beitrag zum Adoratio-Kongress anhören:
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Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch
Über „das zentrale Thema der Heiligen Schrift – über das Herz unseres Glaubens“ sprach am Samstagvormittag die Theologin Dr. Nina Heereman in ihrem Vortrag. Dazu unternahm sie einen Weg durch das Alte Testament über das Neue Testament und zum konkreten Auftrag der Kirche heute: „Vor allem durch die Feier der Sakramente, die Anbetung und die Verkündigung“ könne sie die Gegenwart Jesu in der Welt vermitteln – denn dazu sei die Kirche da: nicht um der Ersatz für einen „entschwundenden Herrn zu sein“, sondern um Jesu Gegenwart zu verdeutlichen, sagte die Theologin in Anlehnung an den vormaligen Papst Benedikt XVI. Wenn Menschen sich in der Anbetung „verwandeln lassen, dann wird tatsächlich unser ganzes Leben Verkündigung“.
In Heeremans Vortrag wurde deutlich, wie eng Altes und Neues Testament miteinander verbunden sind. Sie betonte: „Letztlich hat die Offenbarung, wie sie im Alten und Neuen Testament enthalten ist, nur eine einzige Botschaft: Gott will seine Herrlichkeit mit uns teilen. Gott will uns vergöttlichen“, betonte die Theologin.
„Die Herrlichkeit Gottes offenbart sich erst im gekreuzigten Jesus.”
Wie er das macht, davon sprach Heereman sehr ausführlich und begann nicht nur sprichwörtlich bei Adam und Eva: Sie seien „in Licht gekleidet“ gewesen, „in den Gewändern der Herrlichkeit“ Gottes. Erst durch den Sündenfall seien sie nackt geworden. Und was daraus gefolgt sei, sei eine sehr lange Geschichte, in der Gott immer wieder versucht habe, die Menschen „in die Arme seiner Barmherzigkeit“ zu treiben. Das im Alten Testament „verheißene Land“ sei nichts anderes als ein „Symbol für die Rückkehr ins Paradies“ – im „Sieg über den Pharao offenbarte sich Gott als Erlöser“ – Mose sei im Alten Testament „die Figur des Mittlers zwischen Gott und den Menschen schlechthin“ und damit „das vollumfängliche Vorausbild Christi“; Moses Gang durch eine Wolke und sein Aufenthalt auf dem Berg „ein Vorausbild der Himmelfahrt Christi“ – und schon das Volk Israel im Alten Testament habe erkennen müssen, worauf es Gott eigentlich ankommet: „dass sie einer viel radikaleren Erlösung bedürfen, nämlich der Befreiung vom inneren Feind“, und dass er „ein Gott der Barmherzigkeit“ ist, „der sich unserer Schwäche erbarmt, gnädig ist mit unseren Sünden, und voller Treue zu seinem Bund“ – ein Gott, der „das Herz der Menschen verwandeln“ wolle.
Gottesdienst mit Bischof Rudolf Voderholzer
Anschließend begrüßte der Gastgeber Bischof Stefan den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der der Eucharistiefeier vorstand. In seiner Statio betonte Bischof Rudolf, wie die Eucharistiefeier uns aus dem Alltag heraushebe und einen Vorgeschmack des Himmels gebe. Musikalisch wurde die Heilige Messe von der Jugend2000 aus München gestaltet. Bischof Rudolf betonte in seiner Predigt, wie sehr er sich über die ausgewählte Lesung des Tages aus dem Kolosserbrief freue, die er zu seinem Primizspruch und bischöflichen Wappenspruch erwählt habe:
„Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.”
Nach Voderholzer habe die Bekehrung des Paulus darin bestanden, dass ihm das Kreuz nicht mehr Zeichen der Verfluchung von Gott gewesen sei, sondern Zeichen von Gottes Liebe und Barmherzigkeit: “Das Kreuz ist das Zeichen der unendlichen und unergründlichen Liebe. Im Kreuz offenbart sich die Herrlichkeit Gottes“, so der Bischof. Weiter erläuterte er, was das für unser Leben und die Verkündigung der Kirche bedeute. Das erste Wort der Verkündigung sei ein Name – Christus –, der Trost, Zuspruch und Hoffnung sei. Alles andere folge daraus. Die Eucharistiefeier, in welcher Christus ganz da sei, könne uns anteilig zeigen, wie herrlich Gott ist. Ein festlicher Gottesdienst sei der Vorgeschmack auf die Herrlichkeit Gottes. Der Bischof schloss seine Predigt mit dem Gedanken, jeder Gläubige sei dazu aufgerufen, diese Herrlichkeit in dieser Welt sichtbar zu machen: „Er braucht jeden und jede von uns, um den Glanz seiner Herrlichkeit zu verbreiten.“
Podiumsgespräch zum Thema: „Die Herrlichkeit in dunkler Nacht“
Im Podiumsgespräch ging Sophia Kuby gemeinsam mit den Gästen auf dem Podium der Frage nach der Herrlichkeit Gottes und dem Leid nach. In ihrer Einführung machte sie darauf aufmerksam, dass “Gott das Leid nutzt, damit seine Herrlichkeit offenbart wird.” Im Anschluss schilderte Bruder Martin von den Brüdern Samariter FLUHM seine Mobbing-Erfahrungen in der Schule und seinen Umgang mit der Diagnose Lymphknoten-Krebs. Gott habe ihm dabei einen neuen Blick und ein neues Verständnis seiner eigenen Schwäche gegeben. Nach seiner zweiten Krebsdiagnose habe er erkannt, dass Gott Pläne des Heils habe. „Gott lässt Leid zu, um uns etwas Größeres zu schenken“, so habe er in seinem Leben erfahren. In ihm sei daraufhin die Erkenntnis gewachsen, dass sein Leben ganz in Gott geborgen sei.
„Gott lässt Leid zu, um uns etwas Größeres zu schenken.”
Auch Michael Pössl berichtete von seiner Erfahrung mit Mobbing in der Schulzeit und der daraus resultierenden Pornografie- und Cannabissucht. In seiner Zeit beim Bundesheer in Österreich sei er kurz davor gewesen, sich das Leben zu nehmen, habe aber von Gott gehört, dass er es nicht tun solle. Ab diesem Zeitpunkt habe sich sein Leben geändert: Pössl ging zur Gemeinschaft Cenacolo und wurde Missionar in der Gemeinschaft. All das Leid, dass er erlebt habe, habe große Schmerzen und Leid in ihm hinterlassen. Doch ihm sei bewusst geworden, dass Gott sein Vater sei und ihn heile.
Jeanette Tischler wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater war Alkoholiker und sie hatte in frühen Jahren Missbrauch erlebt. In Jeanette wuchs als Elfjährige das Verlangen, nicht mehr zu leben. Sie habe Essstörungen entwickelt und sich fast zu Tode gehungert. Auf der Heimfahrt vom Klinikum, als sie bereits unter 30 Kilo wog, habe sie im Auto darum gebetet, endlich sterben zu dürfen oder ein Wunder zu erleben – und habe an einem einfachen Holzkreuz „Jesus für mich sterben“ sehen. Dadurch habe sie begriffen, dass Jesus gestorben und auferstanden sei und auch jetzt lebe – und dass er der sei, der sie aus der Not herausholen wolle. So habe sie Schritt für Schritt vergeben und auch langsam wieder essen können.
Auch Daniel Tischler wurde in seinem Leben mit starkem Leid konfrontiert. Seine damalige Frau verließ ihn nach zweieinhalb Jahren Ehe. Eine zweite Erfahrung habe daraufhin sein Leben erschüttert: Mit Anfang 30 wurde Krebs diagnostiziert. Seine Welt sei für ihn zusammengebrochen. Ihm sei klar gewesen: „Du bist gescheitert“. So habe er sich sein Leben nicht vorgestellt und schon gar nicht geplant. Er habe innerlich bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Durch das Lobpreislied „Dir gehört mein Lob“ habe er jedoch erkannt:
„Ich durfte in meinen Zerbrüchen den Spalt offen halten für Gott und konnte sagen: Ich bin nicht Gott, sondern Du, führe mich weiter.”
Daniel und Jeanette Tischler sind nun seit einigen Jahren verheiratet – und doch sei ihnen Leid nicht erspart geblieben, da ihr Kinderwunsch unerfüllt geblieben sei. Trotz allem Schmerz hätten sie die Reise mit Gott begonnen und für sich erkannt, dass sie auch auf andere Weise fruchtbar sein könnten. So kam Daniel Tischler zu dem Punkt: „Wenn ich einen dankbaren Blick für das Hier und Jetzt habe, dann kann ich es auch annehmen.“ Und Jeanette kann heute sagen: „Jesus schenkte mir einen Frieden mit mich selbst. Einen Frieden, der nicht von außen kommen konnte. So wurden die Hände offen für andere, wenn wir abgeben.“ Auch wenn Erfahrungen von Schmerz und Dunkelheit blieben, bezeugten beide: „Wenn Gott mich in die Dunkelheit führt, dann nie, um mich darin zu lassen, sondern um mich durch dieses dunkle Tal hinauf zu saftigen Wiesen zu führen.“
Bischof Oster über "die Herrlichkeit und das Kreuz"
Bischof Oster begann seinen Vortrag „Die Herrlichkeit Gottes und das Kreuz“ mit dem Beginn der Bibel. Hier werde erzählt, dass es am Anfang durch und durch gut und schön war. Durch den Sündenfall, den „Bruch in der Liebe“, ziehe dann neben dem Schlechten auch die Hässlichkeit in die Welt ein. Es sei das Misstrauen Gott gegenüber in der Welt gekommen, und mit ihm eine Lüge, die sage: „Gott gönnt mir nicht, was mir eigentlich zusteht.“ Aus dem ursprünglichen Vertrauen und dem tiefen „Ja“ zu Gott, zum anderen, zu sich selbst sei so ein verzwecktes „Um zu“ und „Für mich“ geworden. Scham, Schuld, Angst, Einsamkeit und Bosheit seien gefolgt. Diese gebrochene Welt führe dazu, dass sich im Menschen ein kontrollierendes „Ich“ aufbaue, das nicht mehr aus dem freien Ja Gottes zu ihm lebe und deshalb als Ersatz andere Sicherheiten von außen brauche, etwa Anerkennung, Macht, Reichtum und Vergnügen. Bischof Stefan schlug daraufhin die Brücke zum vorangegangenen Podium über Leiderfahrungen: “Es gibt kein Reifer-Werden oder Schöner-Werden ohne Leiderfahrungen”. Wir seien berufen, innerlich schöner, das heißt liebesfähiger zu werden. Gott nutze das Leid, um uns darin zu lehren, schöner zu werden und seine Herrlichkeit widerzuspiegeln, auch wenn nicht jedes Leid der Welt eine „Erziehungsmaßnahme Gottes“ sei.
„Seit Jesus ans Kreuz gegangen ist, gibt es in dieser Welt keine leidende Kreatur mehr, mit der Jesus nicht mitleidet.”
Oster führte weiter aus, dass gute Taten, dass Liebe nicht immer funktional und zweckmäßig sei. Eine Tat wie die des Maximilian Kolbe sei nicht funktional erklärbar, sondern könne nur durch die Liebe verstanden werden. „Das Schöne ist das, was nicht einfach nur nützlich ist. Das Schöne ist das, was überfließt.“ Christus wolle, dass wir vom Herzen her schön werden. Doch der Mensch schaffe das nicht aus sich selbst heraus. Wir bräuchten einen, der uns da hindurch- und in die völlige Freiheit führe – und das könne nur der in diesem Sinn „Schönste von allen Menschen“ – der Gekreuzigte – sein.
Weiter fragte Bischof Stefan, was mit dem Menschen in der Anbetung passiere. Oster zufolge lerne der Mensch, in die Nähe der überfließenden Schönheit zu gehen und dadurch zu lernen, selbst überfließend zu werden. Denn Anbetung bedeute „die Einübung in das Umsonst der Liebe.“ Sie mache uns schöner, weil wir uns ihm aussetzten: „Sie lehrt uns, die Ich-Kontrolle aufzugeben und ihm die Kontrolle zu übergeben. Anbetung lehrt uns auch, die Herrlichkeit Gottes zu sehen – nicht in der Hostie, sondern in jedem Menschen.“ Und er schloss mit dem Zitat: „Gott ist nicht nur deshalb herrlich, weil nichts für ihn zu groß ist. Gott ist vor allem auch deshalb herrlich, weil in seiner Liebe zu uns für Ihn nichts zu klein, nichts zu verwundet, nichts zu niedrig, nichts zu dreckig, nichts zu sündig ist! Kommt – lasst uns Seine Herrlichkeit anbeten!“
Workshops und Gebetsabend
Am Nachmittag fanden in ganz Altötting viele interessante Workshops rund um die Themen Anbetung und Gebet, christliches Leben und Verkündigung statt. So konnte man beispielsweise bei Bischof Hanke etwas zu “Ora et labora — Work-life-Balance nach dem Hl. Benedikt” hören oder bei Dr. Pia Sommer eine Einführung in das innere Gebet erhalten, mit Lucia Hauser über die transformierende Kraft der Liebe Gottes nachdenken oder mit Domkapitular Dr. Spreitzer der Frage nach der Pfarrei der Zukunft nachgehen.
Wie schon am gestrigen Tag war auch der heutige Gebetsabend einer der Höhepunkte des Kongresses. Die Anbetung begann mit einer Lobpreiszeit gestaltet durch die Band der HOME Base Passau, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Herrn ankommen und verweilen konnten. In einer Zeit der Stille konnten sie alle Leiderfahrungen den Herrn hinhalten und sie nach dem Vorbild der heiligen Anna Schäffer, die im Gebet angerufen wurde, für die Kirche aufopfern. Weiter wurde alle deutschsprachigen Diözesen vor Gott gebracht und für sie um den Hl. Geist gebetet.
Der zweite Kongress-Tag endete mit einer feierlichen Lichterprozession um die Gnadenkapelle und der Erneuerung der Weihe des Bistums an die Mutter Gottes.
Text: Michael Glaß, Katharina Hauser und Susanne Schmidt