Mit einer Maiandacht in der Kirche des Franziskushauses und einer anschließenden feierlichen Lichterprozession zur Gnadenkapelle hat Altötting der Heimkehr des Gnadenbildes nach der Flucht nach Passau vor 100 Jahren gedacht. In seiner Predigt verriet Bischof Stefan Oster, weshalb der Begriff „Geheimnis“ zu seinen Lieblingswörtern zählt, wo Menschen wirklich zuhause sind und wieso es ein „Privileg ist, in Altötting wohnen zu dürfen“.
Über „zahlreiche“ Besucher freuten sich Bischof Oster und Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl – so zahlreich waren diese, dass längst nicht alle Platz fanden in der Kirche im Franziskushaus, wo Bischof Oster der letzten feierlichen Maiandacht in Altötting vorstand; ein großer Teil verfolgte diese im Hof vor der Kirche. Rund 500 Gläubige zogen anschließend in einer feierlichen Prozession zur Hl. Kapelle.
Immer mit dabei: das Gnadenbild. Das Original wohlgemerkt, denn auch in Altötting sollten die Ereignisse von 1919 – ebenso wie bereits einen Tag zuvor in Passau bei einer Statio in der Klosterkirche Niedernburg, einer anschließenden Prozession zum Dom St. Stephan und einer Maiandacht – möglichst realistisch „nachempfunden“ werden, wie Prälat Mandl es ausdrückte.
„Es ist wunderbar, dass Maria wieder dorthin überführt wird, wo sie hingehört.”
Bei der Maiandacht in Altötting resümierte Bischof Oster: „Es ist wunderbar, dass Maria wieder dorthin überführt wird, wo sie hingehört“; mit diesen Worten spannte er einen Bogen zum Anfang seiner Predigt, als er den damaligen Passauer Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf zitierte: „Maria hat Heimweh“, hatte Osters Vorgänger 1919 festgestellt, als das Gnadenbild für rund fünf Wochen zunächst im Kloster Niedernburg und dann im Passauer Dom Unterkunft gefunden hatte, ehe es am 31. Mai 1919 wieder zurückgebracht worden war.
Heimat war dann auch das übergreifende Thema von Bischof Osters Predigt bei der Maiandacht im Franziskushaus. Ein Begriff, der viele positive Assoziationen zu Orten und vor allem zu einem nahestehende Menschen wecke, und doch sei diese Art der Heimat „prekär“; denn: „Wir haben in dieser Welt keine letzte Heimat“, stellte Bischof Oster fest. Darüber hinaus nannte er „Einsamkeit“ ein „Zeichen der Zeit, auf das wir achten müssen“. Bischof Oster zitierte einen Ausspruch Papst Benedikts XVI. bei dessen Altötting-Besuch 2006: „Wer glaubt, ist nie allein.“ Es gebe mehr, als nur eine Heimat auf Erden; auf ein „innerliches Zuhause“ komme es an. Das Wort „Ge-HEIM-nis“ lasse Menschen spüren, dass es Orte gebe, wo sie „eigentlich hingehören“; das „Geheimnis“ sei „das Umfassende von Daheimsein“, stellte Bischof Oster fest und fügte hinzu: „Wir sind innerlich zuhause, wenn wir an den Ort kommen, wo Gott wohnt.“ Und: Bei der Gottesmutter Maria sei „Gott ganz selbst da“. Bischof Oster resümierte: „Wir gehen in dieser Welt unserer letzten Heimat entgegen“ und Maria begleite uns auf diesem Weg. Für Altöttinger sei es deshalb ein besonderes „Privileg“ an einem Ort „wohnen zu dürfen“, den Maria selbst erwählt habe, wiederholte Bischof Oster eine Aussage Prälat Mandls in dessen Begrüßung zu Beginn der Maiandacht.
Hier können Sie die Predigt von Bischof Stefan Oster nachhören:
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Das Altöttinger Gnadenbild jedenfalls ist wieder zuhause an dem von „Maria selbst erwählten“ Platz. Bischof Oster trug es vom Franziskushaus zur Hl. Kapelle, begleitet u.a. von zahlreichen Fahnenabordnungen; viele Altöttinger Vereine nahmen teil, außerdem Gruppen der Marianischen Männerkongregation Altötting, nicht zuletzt auch viele aus dem Pfarrverband Reischach, dessen Pfarrer Ludwig Samereier laut Bischof Oster dieses Gedenken maßgeblich mit initiiert hatte. Am Ende spendete Bischof Oster den Gläubigen den Schlusssegen mit dem Gnadenbild.
Text: Michael Glaß, Fotos: Roswitha Dorfner