Im Bistum Passau sind die Angehörigen der Pfarrei Eichendorf jedes Jahres am 13. Januar repräsentativ für das ganze Bistum dafür ausgewählt, ununterbrochen, mindestens stundenweise, vor dem in der Monstranz ausgesetzten Altarsakrament zu beten.
Zur Todesstunde des Erlösers setzte Pater Jipson Perumpuzhakadavil HGN am diesjährigen Anbetungstag den Leib Christi in der Gestalt der Hostie zur Anbetung in der Sebastianikapelle der Pfarrkirche St. Martin aus.
Die treuen Gebetswächterinnen und ‑wächter hatten sich untereinander abgestimmt bzw. in die am Schriftenstand ausliegende Anwesenheitsliste der Anbeter eingetragen, um — der Anweisung der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung gemäß — zu gewährleisten, dass die Aussetzung des Allerheiligsten niemals ohne hinreichende Gebetswache stattfindet. Während der Zeit der stillen Anbetung gesellten sich immer wieder Gläubige hinzu, besonders als dann von Hildegard Hartl und Maria Weber der lichtreiche Rosenkranz vorgebetet wurde.
Im Anschluss an das Rosenkranzgebet feierte Pater Joshy Kanjirathamkunnel MI, unterstützt von Thuriferar (= Weihrauchfassträger) Jakob Kirschner und Navikular (= Weihrauchschiffchenträger) Simon Hofmann, mit den anwesenden Gläubigen eine Anbetungsandacht, bevor er den Eucharistischen Segen spendete und das Allerheiligste — das in einem halbmondförmigen Gefäß (der Lunula) gehalten wird — aus der Monstranz entnahm, in die Kustodia eingesetzt und begleitet von den beiden Ministranten in den Tabernakel überführte. Die Kustodia ist übrigens ein gesondertes liturgisches Gefäß und ein Zeichen dafür, dass Gott über uns wacht.
Unser Bild zeigt Pater Joshy in der Sebastianikapelle während er mit dem Allerheiligsten in der Monstranz den Gläubigen den Eucharistischen Segen spendet. Die Kustodia sehen sie zwischen den beiden Weihnachtssternen hervorspitzen.
Die eucharistische Anbetung selbst ist eine alte Tradition der römisch-katholischen Kirche. Katholiken glauben an die wahrhafte Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten der Eucharistie, also in der während einer Heiligen Messe zum Leib Christi gewandelten Hostie bzw. zum Blut Christi gewandelten (während der Liturgie mit Wasser verdünntem) Wein. Wie bei Wikipedia zu lesen ist, soll diese Tradition im 10. Jahrhundert in Klöstern entstanden sein. Das Lexikon für Theologie und Kirche sieht den geschichtlichen Ursprung (im zweiten Jahrhundert) im 40-tägigen Gebetsfasten zur Erinnerung an die Grabesruhe Christi und im Passionsbrauch der Grablegung, bei dem außer Kreuz oder Skulptur Christi teilweise auch die Eucharistie im Sepulcrum (lat. Ruhestätte — kleine Reliquiengruft im Altartisch) deponiert wurde (so die Vita des Heiligen Ulrichs von Augsburg, 937). Aus dieser Gebetsform entwickelte sich dann das ewige (immerwährende) Gebet vor dem in der Monstranz ausgesetzten Altarsakrament. Um die Präsenz Christi in der Welt ständig gegenwärtig zu halten und sich immer daran zu erinnern, wurde die stille oder liturgische gestaltete Anbetung zu jeder Tages- und Nachtstunde eingeführt, also 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
Text: Stephanie Altmann