Bischof Stefan Oster hat beim Pontifikalgottesdienst im Passauer Dom mit zahlreichen Gläubigen die Fastenzeit als eine Zeit der Herausforderung und der Bewährung eingeläutet. Die Aschenauflegung, bei dem die Geistlichen ein Aschekreuz auf die Stirn der Gottesdienstbesucherinnen und Besucher zeichnen, stand dabei im Mittelpunkt.
Mit dem Aschermittwoch beginnen die 40 Tage der Fastenzeit — “eine Zeit, in der sich der Mensch herausfordern lässt von Gott”, führte Bischof Stefan im gut besuchten Passauer Dom in den Gottesdienst hinein. In einer Zeit breiten Wohlstands sei der Glaube auch gefährdet, und man vergesse darüber womöglich die entscheidende Beziehung des Lebens zu Gott. Dadurch, dass unsere Lebensbedürfnisse heute oft erfüllt sind, laufe es darauf hinaus, “dass der Glauben ein Zuckerguss ist, den ich mir sonntags zwischen 10 und 11 Uhr zuführe, aber freilich nicht jeden Sonntag”, fasste der Bischof den weit verbreiteten Zeitgeist in seiner Predigt zusammen.
So werde das Beten oft zwar zur Praxis beim Gottesdienstbesuch, “aber wer gibt dem Herrn denn wirklich substanzielle Zeit des Tages für das Gebet?” Eine zweite Pflicht für die Gläubigen, das Geben von Almosen, verkomme oft zu einem “Abspeisen”, das mehr dem eigenen guten Gefühl als dem Empfänger oder der Empfängerin diene. Das Fasten schließlich, so Bischof Oster, sei weithin vergessen in unserer Kirche, obwohl es in der Bibel so zentral ist. Beim Fasten gehe es nicht darum, zwar auf Fleisch zu verzichten, dafür aber den besten Fisch zu essen und natürlich auch nicht zuerst darum, schlanker zu werden, “sondern um Verzicht zu üben, der einen spüren lässt, wie sehr man von Dingen abhängig ist, die uns das Wichtigste vergessen lassen”.
„Jesus lässt sich uns so ans Herz gehen, dass es ihm das Herz zerreißt.”
Mit Blick auf Ostern, das am Ende der 40 Tage Fastenzeit steht, sagte der Bischof: “Die wirkliche Freude über die Erlösung, die Erfahrung von ‚ich darf im Frieden sein’, kommt aus der Beziehung zu ihm”, zu Gott. Und Jesus, auch das machte er den Gläubigen in seiner Predigt bewusst, war so sehr mit uns Menschen solidarisch, dass “es ihm das Herz zerreißt; und das Herz hat sich ausgeblutet für uns, damit wir zu Gerechtigkeit finden”.
Nach der Predigt segnete Bischof Oster die Asche, die symbolisch für den Bußakt bei der Ascheauflegung den Gläubigen auf die Stirn gezeichnet wird. Beginnend mit dem Domkapitel, das den Gottesdienst mit ihm zelebrierte, empfingen die Gottesdienstbesucherinnen und Besucher das besondere Zeichen.
Musikalisch gestaltete die Choralschola die Messe mit Scholagesängen.