Der Anstieg häuslicher Gewalt sowie die nach der Schließung der Bordelle offen zutage tretende Not von Frauen in Prostitution haben die Hilferufe an SOLWODI Deutschland e. V. in Corona-Zeiten deutlich erhöht.
Das berichteten Dr. Maria Decker, erste Vorsitzende des Vereins für Solidarität mit Frauen in Not, und Sr. Verena Bergmair, Leiterin der Passauer Beratungsstelle, Bischof Stefan Oster bei einem Besuch.
Das Virus erschwere nicht nur das Beratungsangebot, sondern auch die Betreuung und die Versuche, Überlebende aus Zwangsprostitution und Menschenhandel wieder in ein gesellschaftliches Leben zu integrieren. „Wenn ein Jobangebot nach dem anderen plötzlich wegbricht, weißt du irgendwann nicht mehr, wo du als nächstes anfragen sollst“, sagte Sr. Verena, die sich seit vielen Jahren für Frauen engagiert, die ihren Peinigern entkommen konnten und nach umfassender psychosozialer Betreuung Schritte in ein neues Leben wagen. Für die Fortschritte der Frauen in der Passauer Schutzwohnung seien die aktuellen Umstände ein Dämpfer.
Dr. Maria Decker stellte sich als Vorsitzende der neuen Dreier-Spitze des Vereinsvorstandes vor. Seit 1. Juli wird SOLWODI von ihr sowie Gudrun Angelis und Barbara Wellner geleitet. Sr. Lea Ackermann, die den Verein im Jahr 1985 gegründet hat, wird ihn weiterhin unterstützend begleiten und insbesondere bei Vorträgen und Workshops in der Öffentlichkeit repräsentieren. „Ich kenne und schätze SOLWODI seit über 30 Jahren“, sagte Maria Decker. Sie freue sich darauf, ihre Kompetenzen in Marketing, Strategischer Planung und Fundraising für die Frauenhilfe einbringen zu können.
Mit 19 Beratungsstellen und 7 Schutzwohnungen in Deutschland gehört SOLWODI hierzulande zu den wichtigsten Stimmen gegen Sexkauf. Gefordert wird die Einführung des „Nordischen Modells“, das den Kauf sexueller Leistungen verbietet und Frauen staatliche Hilfe zukommen lässt, damit sie sich eine Existenz außerhalb der Prostitution aufbauen können. Dieses gesetzgeberische Instrument für den Bereich Prostitution wird in den Ländern Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Frankreich, Irland, und Israel angewandt. In Deutschland nahmen außer den 582 Frauen, die SOLWODI schon seit längerem betreut, im Jahr 2019 insgesamt 2619 Migrantinnen aus 112 Ländern erstmals Kontakt mit dem Verein auf. Überwiegend kamen die Frauen aus osteuropäischen Ländern und Afrika. SOLWODI ist auch in Kenia, Nigeria, Österreich, Ungarn und Rumänien aktiv.
Solwodi Passau
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Text: Anna Hofmeister / pbp