Nach seinem Appell für kompromisslosen Lebensschutz, in dem es auch um das Engagement der Politikerin und Katholikin Dr. Maria Flachsbarth für die Organisation „She decides“ ging, haben sich Vertreter der katholischen Jugendverbände kritisch gegenüber Bischof Oster geäußert. Dieser zeigte sich davon irritiert und bekräftigte einmal mehr seinen Einsatz für den Lebensschutz von Anfang an.
Die Äußerung des Bundesleiters der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG), Marc Eickelkamp, auf Facebook offenbare antidemokratisches Denken, wenn er ihn als „privilegierten, weißen, mittelalten Mann“ vom Diskurs zum Thema Lebensschutz ausschließen wolle, so Bischof Oster. Anders als Eickelkamp behaupte, kritisiere er nicht das grundsätzliche Eintreten von Maria Flachsbarth für die Rechte von Frauen, sondern „die Ausdehnung dieser Rechte auf das Lebensrecht von ungeborenen Kindern in einem Ausmaß, das ich für unerträglich halte“. Denn „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ erlebten in unserer Gesellschaft und anderswo vor allem ungeborene Kinder, zumal ungeborene Kinder mit Behinderung. Dass die Kirche insgesamt Frauen beistehen wolle, die wegen ungewollter Schwangerschaft in Gewissensnöten, Beziehungsnöten, materiellen und anderen Nöten sind, habe er im Blick auf die Fragen nach Abtreibung mehrfach betont. Es sei auch bekannt, dass in dieser Hinsicht in der katholischen Kirche „nicht wenig Gutes“ passiert, so der Bischof. „Überaus irritierend finde ich aber, dass Sie als Vertreter eines Jugendverbandes (unter den zustimmenden Likes von weiteren prominenten Vertreterinnen und Vertretern unserer Jugendverbände) mit keinem Wort auf diese Problematik des ungeschützten jungen Lebens eingehen wollen“ entgegnete er Marc Eickelkamp weiter. Der Bundesleiter hatte seine Äußerung mit dem Satz „ohne auf die Frage des Lebensschutzes eingehen zu wollen, finde ich ihre öffentlichen Äußerungen hier sehr schwierig“ begonnen. Diese Problematik alleine sei aber Anlass für die Stellungnahme des Bischofs gewesen.
„Der demokratische und auch der innerkirchliche Diskurs lebt von Überzeugungen, und ich halte die Frage nach dem Lebensschutz von Anfang bis Ende – und damit die Frage, was denn eine Person sei und welche Würde sie hat und was mit ihr geschehen darf – für eine unglaublich wichtige, für eine der ganz zentralen Fragen für die Zukunft unserer Gesellschaft.”
Die Kritik von Bischof Dr. Stefan Oster SDB an Dr. Maria Flachsbarth, Staatssekretärin im Entwicklungsministerium und Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), für ihr Engagement bei der Organisation „She decides“, die unter dem Programm sexueller und reproduktiver Gesundheit für Frauen ein Recht auf Abtreibung bis zur Geburt propagiere, hat zahlreiche Reaktionen in den sozialen Medien hervorgerufen. Mehrere Medien griffen die Debatte auf und berichteten darüber.
Flachsbarth tritt als „praktizierende Katholikin“ als „Champion“ der „She decides“ ‑Bewegung auf. Bereits im Juni hatte sie sich auf Kritik an ihrem Engagement hin geäußert. Sie setze sich nachdrücklich für das Recht jeder Frau ein, „selbst zu entscheiden, ob, wann, mit wem und wie vielen Kindern sie das Leben schenken möchte“. Dieses Engagement mit einem Engagement für Abtreibungen als Mittel der Verhütung gleichzusetzen, sei „so falsch wie absurd“. Bischof Oster hatte ihr nun vorgeworfen, damit dem Anliegen des Lebensschutzes einen „Bärendienst“ zu erweisen. Wegen der engen Verbindung zur internationalen Stiftung „Planned Parenthood“, die allein in den USA 2018 mehr als 330.000 Abtreibungen durchgeführt habe, verkehre sich ein Engagement für „She decides“ „trotz aller guten Absichten zum Lobbyismus für einen der größten Anbieter von Abtreibung weltweit“, so Bischof Oster.