In einem persönlichen Brief wandte sich Bischof Dr. Stefan Oster SDB am Donnerstag (03.03.22) an alle Mitarbeitenden des Bistums und der Caritas. Entsetzt über den Krieg in der Ukraine rief er zur Solidarität auf und ermutigte, aktiv zu helfen, zu spenden und für den Frieden zu beten. So schlug der Bischof vor, jeden Tag in der Fastenzeit zur Mittagszeit den „Engel des Herrn“ zu beten – und dabei besonders die Menschen ins Gebet einzuschließen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind.
Ein Krisenstab aus Bistumsleitung und Caritas ist bereits einberufen, um alle Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. „Als Kirche von Passau wollen wir an der Seite der Menschen stehen“, erklärte Bischof Oster.„Wir werden im Bistum Unterkünfte, materielle und mitmenschliche Hilfen zur Verfügung stellen.“ Gerade werden mit enger Abstimmung der Caritas geprüft, wo dies sofort am schnellsten und besten geht.„Aktuell kann ich nach Rücksprache mit Caritas-Vorstand Konrad Niederländer sagen, dass unsere Orts- und Kreiscaritasverbände in den regionalen Aufnahmezentren, Beratung und Begleitung anbieten werden. Dies wird in enger Absprache mit den Kommunen koordiniert. Dies sind erste Schritte, um dieser humanitären Krise zu begegnen“, so der Bischof.
Priesterseminar öffnet Türen für Flüchtlinge
Auch verschiedene Gebäude stehen ab sofort bereit, sobald die zentrale Zuteilung der Behörden es erfordert, allen voran das Passauer Priesterseminar. „Hier wäre auch eine Isolationsstation für Corona-Infizierte möglich“, betont der Krisenstabsleiter Generalvikar Josef Ederer. „Die Versorgung coronainfizierter Flüchtender kann durch die Malteser gestellt werden.“ Eine Barriere könne die Sprache sein, so Regens Martin Dengler. Er habe bereits versucht, Kontakt zu ukrainischen Muttersprachlern herzustellen, um die Geflüchteten in ihrer Muttersprache seelsorglich zu betreuen. „Wir müssen auf schlimme Schicksale vorbereitet sein“, so Generalvikar Josef Ederer. Von den Bettenkapazitäten her können 30 Personen im Priesterseminar aufgenommen werden. Damit auch Kinder gut untergebracht sind, werde noch mit Kindersicherungen etc. schnellstmöglich nachgebessert.
Bis zu 150 Flüchtende können demnach in den verschiedenen Bildungs- und Jugendhäusern im gesamten Bistum ab sofort untergebracht werden. Die betrifft derzeit vor allem das Haus der Begegnung in Burghausen, so steht dort u.a. eine ganze Wohnung für eine Familie / Frau mit Kindern zur Verfügung. Bis zur Osterzeit könnten weitere Hauszimmer mit Teilküche angeboten werden, so Leiter Ludwig Raischl. Entsprechende Abstimmungen mit der Stadt haben schon stattgefunden. Kurz – und längerfristig werden zudem die Kapazitäten der Jugendhäuser Bergheim Riedelsbach sowie Waldmichl bereitgestellt. Weitere Appartements werden in der Innbrückgasse und Neuburger Straße in Passau möglich gemacht.
Hilfe vor Ort in Satu Mare
Ein weiterer Schwerpunkt der Hilfe geht in die mit Passau partnerschaftlich verbundene Diözese Satu Mare in Rumänien, nur rund 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Bis zu 20tausend Flüchtlinge träfen dort täglich ein. „Die Kriegsflüchtlinge wollen sich zum Teil nur stärken und weiterziehen zu Verwandten oder Freunden. Ein Teil bleibt kurze Zeit und ein Teil will auch länger bleiben, um abzuwarten ob wieder eine Rückkehr in die ukrainische Heimat möglich wäre“, schildert Caritasdirektor Konrad Niederländer die Lage nach Rücksprache mit Caritas-Mitarbeitern vor Ort. Seitens der Kirche von Passau wurden insgesamt bereits 30.000 € mit der Zweckbindung Flüchtlingshilfe angewiesen.
Wärme und Beistand für Geflüchtete
Auch die Ehe-Familie-Lebensberatung des Bistums, die ausgebildeten NotfallseelsorgerInnen sowie KrisenseelsorgerInnen in der Schule (KiS) stehen mit ihrem Beratungsspektrum an der Seite der Flüchtenden, aber auch der Helfenden, betonen der Leiter der EFL, Helmut Höfl sowie Dieter Schwibach, Koordinator Notfallseelsorge. „Die Themen der unbewältigten Trauer sowie emotionale Stärkung müssen in solchen Zeiten in unseren Fokus rücken – wir sind bereits mit sechs Landkreisen in Verbindung, um einen „Berater vom Dienst“ abzuordnen, der die Anliegen zunächst einmal erheben soll, so Höfl. „Wir brauchen allerdings Übersetzer und müssen je nach Schwere vorgehen.“ Todesnachrichten von einem gefallenen Vater oder Ehemann rufen schwere Traumata hervor, eine kinderpsychiatrische Notversorgung muss sichergestellt sein. „EFL und Notfallseelsorge sehen sich als Schnittstelle. Vieles steht und fällt mit der sprachlichen Kompetenz.“ Auch das Bischöfliche Jugendamt arbeitet schon an Hilfs- und Betreuungsangeboten, wie man geflüchteten Kindern und Jugendlichen helfen kann. „Wir wollen Mütter entlasten, damit sie nach den traumatischen Erlebnissen auch einmal für sich da sein können und Kraft tanken, während ihre Kinder von unserem Team gut umsorgt sind. Spielen und Geborgensein kennen keine Sprachbarrieren“, so Jugendpfarrer Wolfgang de Jong.
Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende:
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Stichwort“Menschen in Not/Ukraine”