
Bischof Stefan Oster hat die Hutthurmer Tafel besucht und dabei die Bevölkerung aufgerufen, die Tafeln insgesamt noch mehr zu unterstützen. Die Tafeln seien durch neue Armutsrisiken inzwischen oft am Rand ihrer Leistungsfähigkeit – und bräuchten sowohl Geld- wie Lebensmittelspenden, aber vor allem auch weiteren Einsatz von Ehrenamtlichen, um Bedürftigen ausreichen helfen zu können. Auch im kommenden Jahr, so Reinhard Keller als Leiter der Tafel in Hutthurm, sei mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Tafelbesucher zu rechnen. Der Bischof verzichtet jedes Jahr auf das Schreiben von Weihnachtspost und spendet den Betrag für einen guten Zweck – diesmal für die Hutthurmer Tafel.
„Die Tafel in Hutthurm versorgt aktuell rund 260 Personen aus dem Hutthurmer Einzugsgebiet. Davon sind ca. 85 Kinder. Die Hälfte, rund 54 Familien, werden davon beliefert, weil es ihnen selbst nicht möglich ist, die Lebensmittel zu holen“, erklärt Reinhard Keller, Leiter der Tafel in Hutthurm. „Das sind so viele Personen wie noch nie. Allein im vergangenen Jahr haben wir einen Anstieg von 67 % erleben müssen. So viele Berechtigungen wie nie zuvor“, schildert er die dramatische Entwicklung in diesem Jahr. Der Anstieg ist verursacht durch Faktoren wie die erhöhten Lebenshaltungs- und Energiekosten, sowie die Flüchtlingskrise durch den Ukrainekrieg. Viele der Tafeln der Region mussten aufgrund der steigenden Zahl bereits einen Aufnahmestop verhängen, da die Versorgung der Bedürftigen nicht mehr geleistet werden kann.
Der Blick in die Zukunft stimme traurig, so Kellner. „Wenn alle Heizkostenabrechnungen, Stromrechnungen und Nachzahlungen für Heizung und Strom sowie die dann nochmal erhöhten Vorauszahlungen im neuen Jahr kommen, werden wir wohl noch einmal einen Schub an Menschen erleben, bei denen das Einkommen oder die Rente einfach hinten und vorne nicht mehr reicht.“ Dazu komme, dass Hilfen für viele der Bedürftigen zu komplex zu beantragen seien und dass auch das Spendenaufkommen von Mitbürgerinnen und Mitbürgern stagniert. „Wenn sich nichts ändert, können wissen wir nicht, wie wir das nächstes Jahr bewältigen sollen“, so Kellner, der mit seinem Team froh war, dass sich Bischof Stefan Zeit genommen hatte, um zuzuhören und die Not der Tafeln auch an anderen Stellen ins Gespräch mitzunehmen.
„Wenn sich nichts ändert, können wissen wir nicht, wie wir das nächstes Jahr bewältigen sollen.”
Am Ende des Besuchs überreichte der Bischof eine Spende in Höhe von 1000€. „Ich schreibe keine Weihnachtskarten, nehme die Menschen aber gerne mit ins Gebet. Und ich hoffe, dass das dafür gesparte Geld hier eine gute Verwendung findet“, so der Bischof. Betroffen von der immens gestiegenen Armut sagte er zu, das Thema öffentlich noch präsenter zu machen und zu Spenden und ehrenamtlichem Dienst aufzurufen, damit die Tafeln durch freiwillige Spenden in ihren jeweiligen Regionen noch mehr Unterstützung erfahren können.
