El Salvador ist ein kleines, schmales Land in Mittelamerika. Es ist bekannt für seine Pazifikstrände, seine Surfplätze und die zerklüftete Vulkanlandschaft. Gleichzeitig gehört es zu den gewalttätigsten Ländern der Welt. Die größte Gefahr geht dabei von den rivalisierenden Jugendbanden aus, die ganze Stadtviertel tyrannisieren. Rund ein Viertel der Jugendlichen in El Salvador haben weder einen Job, noch einen Studienplatz. In den Strukturen der Straßenbanden finden sie Zeitvertreib, schnelles Geld und auch Macht. Der Gewaltspirale zu entkommen, ist schwer: Die staatliche Polizei möchte hart durchgreifen, kriminalisiert aber gleichzeitig auch pauschal unschuldige Jugendliche, andere werden dagegen von Gangs regelrecht zwangsrekrutiert. Nach Angaben von MISEREOR wünschen sich 76 Prozent der Menschen unter 24 Jahren, das Land zu verlassen.
Auch Bischof William Ernesto Iraheta Rivera ist mit sechs Geschwistern in einer armen Familie aufgewachsen. „Sogar meine Kleidung musste ich mit meinen Geschwistern teilen“, erzählt er bei seinem Besuch bei Bischof Stefan Oster in Passau. „Aber obwohl wir arm waren und von klein auf hart arbeiten mussten, war ich glücklich“, sagt er. Seit er 16 Jahre alt ist, habe er in einem Klima von Krieg gelebt. „Aber ich habe gelernt, dass es einen Unterschied macht, wie ich damit umgehe: Ob ich die Situation mit Zorn und Bitterkeit oder mit Fröhlichkeit ertrage“, sagt der Bischof. Weggehen sei für ihn nie eine Option gewesen: „Ich wollte nie in einem anderen Land leben, weil ich möchte, dass sich hier die Situation verbessert.“
Das bischöfliche Hilfswerk unterstützt Projekte in El Salvador, die den Jugendlichen eine Alternative zwischen Bandenkarriere und Staatsgewalt bieten wollen. Eines davon ist das Programm „Mein neuer Lebensplan“ der Caritas in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador. In dem dreimonatigen, kostenlosen Workshop geht es um Vertrauen, Teamgeist, Motivation und Durchhaltevermögen. Die Jugendlichen lernen sich und ihre Vorstellungen besser kennen und zu artikulieren – eine wichtige Voraussetzung dafür, später einen Job zu finden, der für die jungen Menschen auch eine Zukunft hat. Viele der Teilnehmer erfahren bei dem Workshop zum ersten Mal ungeteilte Aufmerksamkeit, erfahren, dass sie ein wichtiger Teil in El Salvadors Gesellschaft sind und etwas bewirken können.
„Die Jugendlichen sind auf der Suche danach, was sie mit ihrem Leben machen sollen“, sagt Bischof Iraheta Rivera. „Es ist wichtig, dass wir mit ihnen sprechen, den dort säen wir die Saat für die Zukunft aus.“
Text + Fotos: Anna Hofmeister