Nach längerer Pause hatte Bischof Stefan Oster wieder zu Priesterabenden eingeladen – aus aktuellem Anlass: Er wollte die Mitbrüder zunächst über den „synodalen Weg“ informieren, den Bischofskonferenz und Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland beschlossen haben.
Außerdem wollte er dann in einen ehrlichen und offenen Austausch mit den Priestern kommen, über die Themen, die bei diesem Weg vorgesehen sind: Macht und deren möglichen Missbrauch in der Kirche, die Rolle der Frauen, die Sexualmoral der Kirche und die Lebensform der Priester. Bischof Stefan hatte dazu mit Altötting, Passau und Niederalteich drei Orte für die Gespräche ausgewählt, zu denen insgesamt etwa 55 Priester gekommen waren. Eine gemeinsam gebetete Vesper mit anschließendem Gespräch und gemütlicher Brotzeit – so gestalteten sich die drei Abende. „Der Druck für Veränderungen ist hoch – sagen viele Bischöfe anderer Diözesen. Ich selbst empfinde diesen Druck bei uns noch weniger stark. Aber wie geht es euch damit?“, fragte er seine Priesterkollegen. Diese erzählten von unterschiedlichen Erfahrungen aus ihrem Pfarreialltag. Manche gaben ihren persönlichen Sorgen Ausdruck. Die Diskussion theologischer Aussagen fand ebenso ihren Platz wie Kritik, Ratschläge und der ein oder andere Lacher.
„Als „Söhne und Freunde“ solle ein Bischof seine Priester betrachten, heißt es in den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mit besonderer Liebe sei er den Priestern zugetan, „die ja für ihren Teil die Aufgaben und Sorgen der Bischöfe übernehmen und in täglicher Mühewaltung so eifrig verwirklichen“. Deshalb solle er sie „bereitwillig anhören und sich durch ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihnen um den Fortschritt der gesamten Seelsorgearbeit in der ganzen Diözese bemühen“.”
Ein Priesterabend ist keine verpflichtende Veranstaltung und soll nicht zusätzlich belasten. Wer kommen mag und kann, ist herzlich willkommen, „um einander zu helfen mit gereinigten Herzensaugen und voller Hoffnung und Glauben auf den zu schauen, für den wir gewürdigt worden sind zu gehen“, sagte der Bischof zu seiner Motivation für diese Treffen. „Ich bin dankbar für all die großherzigen Dienste, die unsere Priester für den Herrn, die Menschen, besonders auch für die Benachteiligten leisten.“ Ihm sei sehr daran gelegen, mit seinen Mitbrüdern einen gemeinsamen geistlichen Weg zu finden – und in all der Verschiedenheit von Persönlichkeiten und Positionen dennoch brüderlich beieinander zu bleiben, so Bischof Stefan. Am Ende des Abends in Passau sagte er auch, dass er immer neu seinen Dienst und das ganze Bistum Maria, der Helferin der Christen anvertraue. „Sie ist das Herz der Kirche: Wohnort Gottes in der Welt“. Und schließlich griff er einen Vorschlag auf, der aus der Mitte der Priester gekommen war: Drei- bis viermal im Jahr in den Regionen des Bistums zu so einem Abend einzuladen.
Text und Fotos: Anna Hofmeister