Mühsam sortieren sie klitzekleine Beilagenscheiben, falten Schutzecken für Duschwannen. Konzentriert arbeiten sie. Das Sprechen fällt manchen schwer. Dennoch leisten sie einen wichtigen Dienst. Sie leisten etwas. Sie haben Teil an der Gesellschaft. Ja, die Frauen und Männer in der Intensivgruppe haben Teil am Leben. Teils mehrfach und schwer behindert, dürfen sie in den Caritas-Werkstätten in Passau-Grubweg erfahren: sie gehören dazu, sind geschätzt und gut begleitet. Sie zählen!
Antonia Groß mit ihren 18 Jahren erfährt jeden Tag auf’s Neue, „wie einzigartig diese Menschen sind“. Herzlich sind sie, zugewandt, ehrlich „wenn sie Dich umarmen, ehrlich, wenn sie mit Dir auf so unterschiedliche Weise kommunizieren“. Seit 6 Monaten ist sie jetzt in der Intensivgruppe im Bundesfreiwilligendienst (BFD) tätig. Keinen Tag hat sie bereut. „Diese soziale Arbeit passt zu mir“. Schon in der Fachoberschule hat sie Praktika in Kita und Krankenhaus gemacht. „Büroarbeit wäre nichts für mich, ich will mit Menschen arbeiten“. Man spürt das.
Sie hilft den Menschen mit Handicap bei der Arbeit, wenn die Hand nicht so kann, wie der Kopf es vorgibt, wenn Bewegungen nun einmal schwer zu koordinieren sind. Sie stellt die Brotzeit zusammen, alles individuell. Sie knetet mit den behinderten Menschen im Alter von 21 bis 58 Jahren Salzteig für den Bastelnachmittag. Das Individuum steht bei der jungen Frau im Mittelpunkt. Dennoch: immer wieder der Blick in die Gruppe. Überblick behalten über die Arbeitstische, die Rollis, die Kolleg*innen mit Behinderung. Intensivgruppe meint auch intensive Betreuung jeder einzelnen Person. Am Vormittag Arbeit, am Nachmittag Basteln, Spielen, Bewegung je nach individuellen Möglichkeiten.
Die Leiterin Manuela Knon und die Kollegin Heidi Putz bestätigen, wie gut sich die BFD’lerin in das Team integriert hat. „Liebevoll und herzlich. Dieser Ideenreichtum, ihre Kreativität und Einfühlungsvermögen, das ist einfach toll“. Und wirklich: es beeindruckt, wie die junge Frau, ihren Job bewältigt. Mit einem Lächeln im Gesicht, offen, freundlich, wertschätzend diesen Menschen gegenüber. Klar, dass die junge Frau, in den dreiflüsse-werkstätten und bei der Caritas beruflich jederzeit willkommen wäre.
Doch noch ist es nicht soweit. Es steht die Wahl des Berufsweges an. Studium der Sozialen Arbeit oder Erzieherinnen-Ausbildung mit späterer Weiterbildung in einem sozialen Studiengang? „Da ist für mich diese Zeit im Bundesfreiwilligendienst als Orientierungsphase gerade richtig“, sagt Antonia.
„Ich will das Pflegende in den Mittelpunkt stellen. Deshalb habe ich bewusst diesen Einsatzort gewählt”
Jetzt überlegt sie die für sie richtigen Schritte. Sie erlebt durch aus, wie die Arbeit physisch und psychisch fordert. Aber es überwiegen bei weitem die positiven Momente „in denen mir die Menschen mit Behinderung ihre Zuneigung schenken und mir so viel zurückgeben“. Für die junge Frau stimmt es schon, wenn man von einem „Job für’s Leben“ spricht. Eine erfüllend sinnstiftende Tätigkeit für einen selbst und ein Einsatz, damit das Leben Anderer gelingt.
In der Tat: die Welt wäre umso viel ärmer, wenn sie keinen adäquaten Platz für Menschen mit Hancicap bieten würde. So liebe Menschen wären völlig auf sich und ihre Familien verwiesen. Deshalb ist der Dienst der Caritas und damit auch der Einsatz dieser 18jährigen Antonia Groß so wertvoll. Ja: Unersetzlich. Geht es doch um einen Job für’s Leben.
Text: Wolfgang Duschl / Caritas