
Am 11. Oktober hat die Passauer Gebetsinitiative „10 für 10“ den Wallfahrtsort Altötting besucht: mit Diözesanbischof Dr. Stefan Oster beteten zahlreiche Gläubige den Rosenkranz und feierten einen Pontifikalgottesdienst in der St. Anna-Basilika. Für den Bischof steht fest: Welt und Kirche brauchen dringend engagierte Beter.
„10 Ave Maria für 10 Dekanate“ lautet die Losung der Initiative im Bistum Passau, die mittlerweile seit drei Jahren besteht. Laut Bischof Stefan Oster engagieren sich aktuell etwa 1600 Gläubige. Sie beten jeden Tag ein Gesätzchen Rosenkranz „für einen neuen Aufbruch“ und für die Menschen „in unserem Bistum“. Auch der Tag in Altötting begann mit einem gemeinsamen halbstündigen Rosenkranzgebet. Erst danach feierten die Teilnehmer die hl. Messe. Organisiert wird die Initiative vom Referat Neuevangelisierung im Bistum. Dessen Leiterin Ingrid Wagner betonte zum Auftakt des Rosenkranzgebetes, wie wichtig dieses für die Erneuerung des Glaubens sei, gerade auch in „herausfordernden Zeiten“. Als ihr persönliches Vorbild stellte sie die hl. Anna Schäffer aus Mindelstetten vor. Insbesondere dankte sie Bischof Stefan Oster für seine Teilnahme und Unterstützung – er sei es auch gewesen, der das erste Gebet bei der Gründung der Initiative gesprochen habe, erinnerte sie.
Für den Bischof eine Selbstverständlichkeit, mehr noch: eine Notwendigkeit: zum Auftakt des Gottesdienstes betonte Bischof Oster die Bedeutung der „Tiefe und Qualität unseres geistigen Lebens“ und dass diese geistige Tiefe gerade auch der Kirche fehle. „Das Gebet verändert unser Herz, vertieft unseren Glauben und stärkt unsere Fähigkeit zu lieben“, hob er hervor.
Drei Punkte legte Bischof Oster den Zuhörern in seiner Predigt ans Herz: die „Augen des Herzens“, das „Bleiben in Jesus“ und die „Verheißung“.
Mit Blick auf die Tageslesung „Festmahl auf dem Berg Zion“ (Jes 25, 6 – 10a) und das Tagesevangelium „Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl“ (Mt 22, 1 – 14) erklärte er, dass der Punkt der Versöhnung in der Bibel häufig als Fest dargestellt werde. „Gott lädt wirklich ein und sehnt sich nach uns“, betonte er, und: „Es geht um was!“ Nur, dass viel zu viele Menschen die Einladung und ihre Bedeutung oft nicht mehr erkennten. Es gehe bei den in den Lesungen gezeichneten Bildern um eine innere Verfassung, um das „Herz“ der Menschen – „man sieht nur mit dem Herzen gut“, zitierte er aus der Geschichte vom „Kleinen Prinzen“. Dieses Herz brauche immer wieder „Erneuerung, Reinigung, Vertiefung“. Eben dafür bräuchten Menschen das Gebet. Hierbei zähle nicht die Quantität, sondern die Qualität, erklärte der Bischof und fügte hinzu: „Gott will unser Herz!“ Gott wolle „Anbeter im Geist und in der Wahrheit“; er wolle „Menschen, die gelernt haben, bei Ihm zu sein und ihr Herz wirken zu lassen“.
Bischof Oster erzählte von seiner Hauskapelle: wie er diese für Messfeiern, Stundengebete und für Zeiten der Anbetung nutze, dass es oberflächlich betrachtet „nicht immer nur leicht“ sei, sich täglich dafür Zeit zu nehmen, dass auch er manchmal „müde“ oder „genervt“ sei, dass er jedoch immer wieder „in Frieden weggehe und im Frieden bleibe“.
Eben jenes „Bleiben“ sei das Entscheidende des Gebets. Niemand müsse es so machen wie er selbst: „Sie haben zum Beispiel den Rosenkranz als Möglichkeit zurückzugehen zu Ihm und in der Gegenwart Jesu zu bleiben“, sagte er an die Besucher gewandt. Bei Menschen, die durch das Gebet wirklich im Herrn blieben, spürten auch die Mitmenschen: „der ist innerlich zuhause“, „in einem inneren Zustand der Freiheit, der Offenheit, des Dankes“, „der erkennt mit seinem Herzensauge, was im Anderen gut ist“ …
Im letzten Punkt betonte Bischof Oster die Bedeutung der Eucharistie: sie sei der „Anfang dessen, was Jesus uns mit dem Hochzeitsmahl verheißt“ – „Hier versöhnen sich Himmel und Erde immer wieder neu“. Ausdrücklich kritisierte er, dass nur noch rund zehn Prozent der Kirchenmitglieder regelmäßig den Gottesdienst besuchen, und eine „Gesellschaft, die glaubt, alles allein aus sich heraus zu können“. An die Zuhörer gewandt appellierte er: „Beten wir dafür, dass der Herr unsere Augen des Herzens heilt.“
Wie sehen betende Augen? - Die Predigt zum Nachhören
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Nach dem Gottesdienst wurde Bischof Oster eine kunstvoll gefertigte Bruder Konrad-Reliquie übergeben, wobei die Überbringer betonten, dass die Spenderin, eine alte Dame aus Seebach, namentlich nicht genannt werden möchte.
Bischof Stefan Oster war alleiniger Zelebrant beim Festgottesdienst, an dem u.a. auch teilnahmen: der Direktor der Altöttinger Emanuel School of Mission (ESM), Pfarrvikar Martin Siodmok, sowie der Passauer Regens Martin Dengler, der mit den Propädeutikern nach Altötting gekommen war. Ein Priesteramtsanwärter aus dem Bistum Passau war jedoch nicht mit dabei. Nicht grundlos hatte Bischof Oster vor dem Rosenkranz darum gebeten, dringend auch um geistliche Berufungen zu beten, damit die Kirche im Glauben, in der Hoffnung und Liebe verbleibe und wachse.
Text: Michael Glaß
Fotos: Roswitha Dorfner