
Mit einem Pontifikalamt im Hohen Dom zu Passau hat Bischof Stefan Oster am Donnerstagabend das Fest „Darstellung des Herrn“ begangen. Trotz plötzlichen Wintereinbruchs nahmen zahlreiche Gläubige am Gottesdienst teil. An diesem Tag begehen Geistliche wie auch Ordensleute den Tag des geweihten Lebens als ihren Ehrentag.
Vierzig Tage nach der Geburt Christi begeht die Kirche das Fest „Darstellung des Herrn“, oder, wie es im Volksmund genannt wird, „Mariä Lichtmess“. So feierte am 02.02.2023 Bischof Stefan Oster im Passauer Stephansdom mit zahlreichen Gläubigen und Geistlichen, die trotz des plötzlichen Wintereinbruchs und hohen Schneebergen in der niederbayrischen Region den Weg in die Kirche gefunden hatten.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht eine Aussage des Simeon. Er erkannte Jesus als den Gottessohn und nannte ihn „ein Licht, das die Heiden erleuchtet“. Das Licht stellt für Christen das Symbol der Hoffnung dar. So begann der Gottesdienst auch heuer mit der traditionellen Kerzensegnung im hinteren Teil des Doms. Feierlich segnete Bischof Stefan die mitgebrachten Kerzen und zog anschließend mit den Gläubigen in den Dom ein.

In seiner Predigt erinnerte Bischof Stefan an die Grunderfahrung Israels im Tempel. Dort habe das Volk die Anwesenheit Gottes oftmals stark spüren können, sodass sie mehrmals im Jahr dort hinzogen seien, um sich mit Gott zu versöhnen und Heil zu erfahren. Schlechte Tempeldiener hätten den Tempelkult jedoch korrumpiert und das Volk sei in sittliche Verwahrlosung geraten. Die Bibel beschreibe daraufhin eine Vision des Propheten Ezechiel: Er habe gesehen, wie die Herrlichkeit des Herrn den Tempel verlassen habe. „Und seither wartet Israel, dass die Herrlichkeit des Herrn wieder in den Tempel kommt.“
Ein Prophet des Alten Testaments, Maleachi, habe prophezeit, dass der Herr wiederkommen werde. Doch warne er: „Wer erträgt den Tag des Herrn.“ Er sei wie Feuer oder Lauge und vollziehe ein Reinigungsprozess, vor dem Israel große Furcht habe. „Doch der Herr in seiner Herrlichkeit kam nicht zuerst als der, der nicht auszuhalten ist, der verbrenne oder durch Feuer reinige, sondern als kleines Baby, damit der Mensch in der Lage sein wird, vor dieser Herrlichkeit sein Herz zu öffnen, sie zu bejaen und anzunehmen.“
„Doch der Herr in seiner Herrlichkeit kam nicht zuerst als der, der nicht auszuhalten ist, der verbrenne oder durch Feuer reinige, sondern als kleines Baby, damit der Mensch in der Lage sein wird, vor dieser Herrlichkeit sein Herz zu öffnen, sie zu bejaen und anzunehmen.”
Daraufhin stellte der Bischof die Frage, was einen Menschen am meisten verändere. „Es ist wahrscheinlich immer die tiefe Erfahrung von bejat und geliebt sein.“ Doch das tiefe Bewusstsein, geliebt zu sein, erzeuge nicht nur Freude und Sehnsucht, sondern auch Selbsterkenntnis. Diese führe zu Scham und Zerknirschung, die für den Mensch kaum auszuhalten sei. So sei es auch bei Gott, der den Menschen unermesslich liebe und ihn in sein Licht stelle. Daher könne eine Reaktion sein, sich vor Scham verstecken zu wollen. Doch gebe es, so Oster, auch einen anderen Weg: „Oder lassen wir uns reinigen nach und nach, indem wir das Geheimnis, das wir heute feiern, in uns aufnehmen und aus dieser Gegenwart leben lernen, heiler werden und uns reinigen lassen – durch ihn.“ Er sei das Licht, dem der Mensch vertrauen könne und das trage, sodass der Tod nicht das letzte Wort habe.
Am Ende der Predigt dankte Bischof Stefan besonders allen Personen des geweihten Lebens, „die mit ihrer Entscheidung besonders in der Nähe dieses Lichts leben wollen, damit sie anderen zeigen, wo es leuchtet. Von Herzen danke ich Ihnen dafür.“
Die gesamte Predigt zum Nachhören:
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Das Fest “Darstellung des Herrn” endete mit der Spende des Blasiussegens. Er hat bereits seit dem 16. Jahrhundert Tradition. Die Gläubigen hatten heuer wieder Gelegenheit, sich vom Bischof oder einem weiteren Zelebranten segnen zu lassen. Auf die Fürsprache des heiligen Blasius sollen sie vor Halskrankheiten und Krankheit und Leid im Allgemeinen bewahrt werden. Dabei wurden zwei gesegnete, in Form des Andreaskreuzes schräg angeordnete brennende Kerzen vor Gesicht und Hals der Gläubigen gehalten. Der Segen geht auf den heiligen Blasius zurück, der als Bischof und Arzt im armenischen Sebaste wirkte und um das Jahr 316 starb. Sein Gedenktag wird am 3. Februar begangen.
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Vokalensemble CAPPELLA CATHEDRALIS unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger. Es erklang unter anderem die „Messe in B“ von G. M. Alt, U. Loths „Nunc dimittis“ und das Werk von J. S. Bach: „Schlummert ein, ihr sanften Seelen“. An der Orgel war Maximilian Jäger und Domkantorin Brigitte Fruth trug den Psalm vor.