Ein Ring in den Farben der Liturgie vor dem großen barocken Kreuz empfängt den Besucher im Eingangsbereich des Museums am Dom in Passau. Es stimmt ihn darauf ein, dass Manfred Mayerles Werk wesentlich geprägt ist vom kirchlichen Aspekt.
Magische Linien
Begleitet wird das Kreuz von zwei großformatigen, roten Bildern in Mayerles Hauptfarbe Rot. Der Auftakt zur Sonderausstellung macht die Koordinaten von Mayerles Werk deutlich: Linie, Farbe,Raum. Fotografien in der Ausstellung zeigen Beispiele von Mayerles Neugestaltungen liturgischer Räume im Bistum Passau – ein kleiner Ausschnitt nur aus den vielen Arbeiten, die der Künstler für den öffentlichen Raum geschaffen hat.
Linie-Farbe-Raum ist der Titel der Ausstellung im Museum am Dom, die einen Überblick über das Werk des 1939 in München geborenen und dort tätigen Künstlers vermittelt. Schon im Vestibül und über den Aufgang durch das Treppenhaus wird der Besucher begleitet von großformatigen Bildern in der Signalfarbe Rot. Eine Auswahl von Zeichenbüchern belegt tägliches, kontinuierliches Zeichnen als Grundlage und Ideenpool aller Arbeit. Man kann in den Büchern per Video blättern, auch das Entstehen der Zeichnung kann anhand eines kleinen Films beobachtet werden. Für den Zeichner scheint die Linie magisch zu sein.
Wie Reißverschlüsse
Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen haben ihn zu einem Triptychon inspiriert, das in grau-schwarz changierenden Tönen gehalten ist. Mehr noch als die tiefroten, oft mehrteiligen Leinwände zieht der dunkle Ton den Betrachter in die Tiefe des Bildraums. Die einzelnen Farbfelder oder Bildteile werden miteinander durch kurzstrichige Verflechtungen, Verknüpfungen verbunden, eine schmale Leiste farbiger, gestrichelter Linien trennt und verbindet die Teile zugleich: quasi Reißverschlüsse, die die Farbfelder zusammenhalten. Was auf den ersten Blick monochromwirkt, zeigt bei intensiverem Studium Unregelmäßigkeiten und eine Lebendigkeit, die den Blick in die Tiefe des Bildraums führt. In den Prunkräumen der Neuen Residenz gehen die tiefroten Bilder eine feurige Beziehung ein mit der schimmernden, roten Stoffbespannung der Wände. 24 mit Japantusche bepinselte Flugtüten diverser Airlines, auch „Speibsackerl“ genannt und als solche beschriftet, zeigen Mayerle von seiner verschmitzten Seite. Im letzten Ausstellungsraum sind 35 Aschequadrate auf dem Boden angeordnet, die sich im großen Wandspiegel des Raums verdoppeln. Asche, mit Pigmenten gemischt und mit Acryl gebunden, führt den Eigenwert der Farbe vor Augen, die Manfred Mayerle neben der Linie das Wichtigste ist. Malerei ist im Werk ein Wert für sich, gehalten nur von der Linie. Linie und Farbe allein definieren den tiefen Farbraum im Bild.
Bis 31. Oktober. Museum am Dom, Residenzplatz 8, 94032 Passau.
Außer an Sonn- und Feiertagen 10 – 16 Uhr.
Bildquelle: INES KOHL
Quelle: Bayerische Staatszeitung vom 23.08.2019