Am vergangenen Mittwoch, den 10. Oktober fand ein Abend für alle Pfarrgemeinderäte im Kloster Neustift statt, zu welchem Bischof Oster gemeinsam mit dem Referat für Neuevangelisierung eingeladen hatte. Ein „Ankerabend“, um einmal innezuhalten, den Anker zu setzen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen – um ihn dann, mit neuen Eindrücken und Inspiration wieder zu lichten.
Zahlreiche Kerzen bahnen einen Weg zum Eingang der Mittelschule in Neustift, deren Pausenhalle in blauen Tönen erstrahlt. Innen befinden sind ca. 80 Gäste aus der ganzen Diözese, Pfarrgemeinderäte, Priester, Hauptamtliche und weitere Interessierte, die zu diesem Abend gekommen sind. Der Ankerabend des Referats fürs Neuevangelisierung steht unter dem Motto „Mutige Schritte für stürmische Zeiten“. Die Fragen, was der Auftrag der Kirche ist und wie es in den Pfarreien weitergehen kann, stehen an diesem Abend im Mittelpunkt.
Der Ankerabend startete mit der Möglichkeit zum Kennenlernen und Austausch bei Getränken und Fingerfood. Anschließend begrüßte Ingrid Wagner, die Leiterin des Referats für Neuevangelisierung die Gäste und übergab das Wort an Bischof Stefan Oster SDB. Er sprach über das, was uns als Kirche ausmacht und warum es uns als Kirche überhaupt braucht.
Ausgehend von Karl Rahner „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein oder er wir nicht mehr sein.“ sprach Bischof Stefan über die persönliche Erfahrung mit Gott. Übersetzt heiße das: „Wir müssen von Neuem lernen, Vater-unser-Menschen zu werden“. Wir Christen müssten uns demnach immer wieder fragen, wie ernst wir es meinen, dass wir an einen Vater glauben, der uns persönlich liebt. Das Leben in der Erfahrung des Geliebtseins heiße aber nicht, dass es uns immer gut gehe. Aber es heiße, dass man als Christ sicher sein kann: „Es wird nie so schlimm, dass ich verzweifeln muss. Und umgekehrt: Was auch immer passiert, wir haben trotz allem immer auch Grund zur Freude.“
Bischof Stefan spricht weiter über all das, was wir heute in der Kirche erleben: Missbrauch, Vertuschung, Skandale, Kirchenaustritte. Und er stellt die Frage: „Hängt von diesen Faktoren mein Glaube ab oder hängt mein Glaube davon ab, dass ich den Herrn einmal begegnet bin?“ Die Aufgabe der Kirche sei es demnach, Räume zu eröffnen, sodass Menschen von innen her von Christus berührt werden, und sich dabei immer wieder die Frage zu stellen: „Sind wir Vater-unser Menschen, die das was wir sagen, auch meinen?“ Nach dem Bischof sprachen Alexander Woiton und Katharina Hauser vom Referat für Neuevangelisierung über fünf Anker, die in der heutigen Zeit konkret helfen können:
- A = Attraktives Morgen – Ohne Vision gibt es kein Wachstum
- N = Neues Feuer – Neuevangelisierung beginnt bei uns!
- K = Kleine Gemeinschaften, große Kirche – In Kleingruppen Leben teilen
- E = Einladende Kirche – Willkommenskultur leben
- R = Räume der Gottesbegegnung – Erfahrung mit Gott ermöglichen
Anschließend folgte ein offener Austausch über das Gehörte, in dem das Ringen deutlich wurde, in welchem sich engagierte Gläubige heute befinden. Abgeschlossen wurde der Abend mit einer Gebetszeit, die Sebastian Raber, Leiter der Jüngerschaftsschule J9 (HOME Passau), gestaltete.
„Der Ankerabend war sehr bereichernd.“ so Ingrid Wagner, Leiterin des Referats für Neuevangelisierung. „Der offene Austausch zwischen Pfarrgemeinderäten, dem Bischof und unserem Referat für Neuevangelisierung macht erneut die große Herausforderung deutlich, in der die Pfarreien heute stehen, und gibt gleichzeitig viel Mut und Hoffnung. Wir als Referat für Neuevangelisierung möchten die Pfarreien ganz konkret vor Ort unterstützen und bieten zahlreiche Hilfen an, die unter anderem auf unserer Homepage zu finden sind. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns in Kontakt treten.“
Für alle Interessierten findet der Ankerabend erneut am 27. Oktober von 18.30 bis 21.00 Uhr online statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich. Nach diesem zweiten Ankerabend findet sich eine Zusammenfassung auf der Homepage des Referats für Neuevangelisierung.
Verantwortlich für die Ankerabende:
Bischöfliches Ordinariat Passau
Referat für Neuevangelisierung
Domplatz 3
94032 Passau
Telefon: +49 851 393 4211
neuevangelisierung@bistum-passsau.de
Text: Katharina Hauser