Was für ein gelungener Auftakt! Um Wege und Umwege, Beruf und Berufung soll es gehen, beim neuen Veranstaltungsformat „Talk in Max“, das Edith Drexler, stellvertretende Geschäftsführerin des Hauses St. Maximilian, und Martin Clemens, Referent Berufungspastoral im Bischöflichen Ordinariat, gemeinsam aus der Taufe gehoben haben.
Zum Auftakt stellte sich Bischof Dr. Stefan Oster im Rokokosaal des Hauses St. Maximilian den Fragen von Katrina Jordan, Kommunikationschefin der Uni Passau. Das Gespräch war kurzweilig, interessant, offen und tiefgehend. Klaus Wegerbauer am Piano und Sonja Lenz-Gabriel (Gesang) sorgten für den perfekten musikalischen Rahmen.
Die Eckdaten kennen mittlerweile die meisten. Stefan Oster wuchs in Amberg in der Oberpfalz auf, arbeitete zunächst als Hörfunkredakteur und Radiomoderator und entschied sich mit 23 Jahren, einen neuen Weg zu suchen. Verschiedene Studien, Ordenseintritt, Priesterweihe, Professur sind ein paar Wegmarken bis zur Bischofsweihe am 24. Mai 2014 im Passauer Dom St. Stephan.
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War dieser Weg vorbestimmt, gab es so etwas wie ein Berufungserlebnis, was treibt ihn an? Das waren einige der Themenfelder, die Katrina Jordan einfühlsam und bestens vorbereitet hinterfragte. Und Bischof Stefan Oster ließ sich nicht bitten. Gut gelaunt und offen ließ er die rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörer – mehr waren zu Corona-Bedingungen nicht erlaubt – an seinem Lebensweg, an seinen Gedanken und Überzeugungen teilhaben.
„Ich glaube, dass Gott in das Herz jedes Menschen etwas hineingelegt hat“, aber Gott schenke auch jedem die Freiheit, damit umzugehen, erklärte Oster auf die Frage nach einer Art Vorbestimmung. „Aber man kann sie auch verfehlen und im falschen Leben landen.“ Er erinnere sich noch gut an die „ziemlich aufregende Zeit“, als der Anruf aus der Nuntiatur in Berlin kam und ihm klar wurde, dass es nun tatsächlich darauf hinauslaufen würde, dass er der neue Passauer Bischof werden würde. Nachdem er kaum Führungserfahrung gehabt habe – „das einzige, das ich geführt habe, war eine Jugendgruppe von vielleicht 50 Leuten“ –, hätten sich Überforderungssymptome bemerkbar gemacht. In dieser Phase habe er einen inneren Weg beschritten, der auf Ignatius von Loyola zurückgeht: „Versuch dich frei zu machen, von dem was kommen könnte und warte mal, was wirklich kommt.“ Das habe ihm geholfen, wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
Er machte deutlich, dass auch Umwege und Fehlentscheidungen in der Rückschau oft etwas Sinnhaftes bekommen und gewinnbringend sein können für den ganzen Weg. Man könne kein reifer, liebender Mensch werden, ohne durch Krisen zu gehen. So hätten auch ihn oft Zweifel geplagt, die eigene Eitelkeit ihn in seiner Entwicklung gebremst.
Sehr klar wurde Bischof Stefan Oster bei der Frage, worum es ihm letztlich geht im Leben: „Ich bin ein normaler Mensch mit Bedürfnissen und Schwächen, aber wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich keine andere Zielsetzung mehr, als den Menschen die Begegnung mit Christus zu ermöglichen. Dafür lebe ich.“ Auf die Frage eines Zuhörers, was ihn an Jesus am meisten fasziniere, ergänzte der Bischof: „In Jesus Christus hat Gott der Welt alles gesagt, was er ihr zu sagen hat.“ Er gab auch zu, dass es nicht immer einfach sei, das Evangelium authentisch zu verkünden: „Das ist ja nicht immer eine Spaßbotschaft.“ Auch der Frage, ob das Bischofsamt Spaß mache, wich er nicht aus. Es gebe viele Erfahrungen von Freude, beispielsweise, wenn er Menschen etwas von dem vermitteln könne, wovon sein Herz voll sei, doch das Amt habe auch „viele Seiten, die nicht so prickelnd sind“.
Beim Thema Berufung ermutigte Bischof Stefan Oster die Zuhörerinnen und Zuhörer, tief in sich hineinzuhorchen, der eigenen Sehnsucht zu folgen und das zu tun, „worin du dich selber vergessen kannst“.
Das Thema Führung, das ihn vor Amtsantritt so sehr beschäftigt hat, tut es auch heute noch. „Das ist für die Kirche eines der Zukunftsthemen schlechthin“, sagte Bischof Oster. Seiner Ansicht nach müsse die Kirche von Passau ein Ort sein, wo die Menschen spüren, dass es anders sei, dort zu arbeiten. Die Leute sollten in ihrer Arbeit wachsen dürfen und die Möglichkeit haben, ihre Charismen zu erkennen.
Wenig Illusionen macht er sich, was den Fortbestand der Kirche in ihrer heutigen Gestalt angeht. Die Säkularisierungsschübe werden weitergehen. Die Kirche wird eine andere Gestalt annehmen. Die Zukunft der Kirche wird „Gemeinschaft von Gemeinschaften“ sein, nahm er ein Wort des früheren Aachener Bischofs Hemmerle auf. Das flächendeckend Volkskirchliche werde weitgehend verschwinden. Doch eines sei unabänderlich: „Kirche ist Wohnort Gottes in der Welt und am tiefsten ist sie in den Menschen, die ihn in sich wohnen lassen.“
Text: Wolfgang Krinninger / Chefredakteur des Passauer Bistumsblatts
Fotos/Video: Wolfgang-Christian Bayer / Redakteur Pressestelle