Oster dankbar auch für Rückhalt der Ehefrauen der Diakone – Diözese bei Personal-Situation im pastoralen Raum „noch Insel der Glückseligen“ – Hinweis auf Missbrauchsstudie
Passau. Klare Aussagen hat Bischof Dr. Stefan Oster beim Diakonentag zur pastoralen Personal-Situation in der Diözese getroffen. „Wir lösen keine Pfarrei auf“, versprach er während des Treffens im Haus St. Maximilian in Passau und formulierte diesen Grundsatz auch für die Zukunft. Umso mehr dankte er den Ständigen Diakonen für ihren wertvollen Dienst, ebenso deren Ehefrauen und Familien für das „Mittragen“ der so wichtigen Aufgaben. Was die personelle Besetzung der Pfarreien betrifft, so stuft Oster das Bistum Passau vergleichsweise noch als „eine Insel der Glückseligen“ ein.
Das Ständige Diakonat ist dem Bischof ein Herzensanliegen, wie er andeutete. Gerade in der Liturgie sei dies ein sehr schönes Zeichen – „eine große Bereicherung für uns im Bistum.“ Spürbar freute sich Oster über die Teilnahme auch der Anwärter für dieses Amt an der Runde zusammen mit den Frauen und Kindern der Diakone. Als eine große Herausforderung skizzierte der Bischof das Thema „Pastorale Räume“ vor dem Hintergrund des Priestermangels. Man müsse die Räume vergrößern, erklärte er, gestand aber zugleich ein, dass die bereits in anderen Diözesen angedachte Neubildung von Großpfarreien als Modell wegen der einzelnen Kirchenstiftungen auch rechtlich problematisch wäre.
Schon allein wegen des Aspekts der „Beheimatung“ pastoraler Mitarbeiter solle keine Pfarrei aufgelöst werden, mahnte Oster. Vielmehr solle ein Übergang geschaffen werden von volkskirchlichen Strukturen zu einer Schwerpunktsetzung der Tätigkeiten. Dazu qualifiziere das Bistum schon jetzt Ehrenamtliche in großem Maß, was jedoch zweischneidig sei. Man dürfe all diesen Kräften nicht das Gefühl geben, „Lückenbüßer“ zu sein, gab der Bischof zu bedenken. Er verwies zugleich auf die Thematisierung dieser Sachverhalte im sogenannten Dekane-Statut, das ein rund 30-köpfiges Gremium derzeit erarbeite und 2026 veröffentlicht werde.
In seiner Predigt beim Gottesdienst in der Andreaskapelle rief Oster die Diakone auf, das Salz der Erde und im Sinne von Papst Franziskus „Pilger der Hoffnung“ zu sein. Bezogen auf die Lesung aus dem Buch Deuteronomium bekundete der Bischof, Gott trete in eine persönliche Beziehung zu den Gläubigen und richte an sie die Einladung zur Nachfolge. Mit Blick auf den Auszug aus dem Matthäus-Evangelium mit der Mahnung Jesu, auch seine Feinde zu lieben, rief Oster die Teilnehmer dazu auf, einmal an eine Person zu denken, von der man im Leben verletzt worden sei oder man sich gehasst fühle, und sich selbst dann die Frage zu beantworten, über diesen Menschen schon einmal gut gedacht oder gar für ihn gebetet zu haben.
„In entscheidenden Punkten unseres Lebens ist Christus so radikal anders“, konstatierte Oster und ließ die Gottesdienstgemeinschaft wissen, dass Jesus beim Thema Zuneigung maßlos sei. Stellen aus der Heiligen Schrift besagten, dass Menschen im Umfeld Jesu geradezu erschrocken gewesen seien über dessen Verhalten in dieser Hinsicht. Der Bischof zeichnete übertragen als Denkanstoß für die Fastenzeit das Bild von einem Teich, in dem sich wichtige Dinge befänden, aber auch Schlamm, Dreck und vielleicht sogar Müll. Dagegen sei Christus wie ein Ozean voll absoluter Liebe und Wahrheit, wodurch das Wasser in dem imaginären Tümpel erneuert werde. „Gott vergibt alles – immer und immer wieder“, betonte der Bischof.
Als weiteren zentralen Punkt seines Impulses zum Diakonentag hatte der Bischof zuvor die im Sommer dieses Jahres zur Veröffentlichung anstehende wissenschaftliche Studie zum Missbrauch im Bistum Passau während der vergangenen Jahrzehnte erwähnt. Im Vorfeld der Publikation existiert schon jetzt eine Handreichung, auf die Oster aufmerksam machte. Die Aufarbeitung sei historisch und soziologisch angelegt, nicht aber juristisch, wie nach seinen Worten beispielsweise in der Erzdiözese München Freising der Fall. Das bereits im Umlauf befindliche Geheft solle die Priester und Ehrenamtlichen auf die Herausgabe der Studie vorbereiten, zumal in der interessierten Öffentlichkeit oftmals die Meinung herrsche, „die Kirche tut nichts“, merkte Oster an, der auf die sehr großen Aktivitäten des Bistums seit 2010 in dieser Angelegenheit hinwies.
Als die mit der Studie verbundene Absicht bezeichnete es Oster, die Kirche selber zu durchleuchten und aus den Erkenntnissen zu lernen. Der Bischof, nach eigenen Worten im elften Jahr in Passau im Amt, hat seit seiner Einführung hier „vielleicht ein Dutzend Fälle gemeldet bekommen“, wie er die Runde wissen ließ. Alle seien an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden, die jedes Verfahren – mit Ausnahme das gegen einen Mesner – wegen Geringfügigkeit eingestellt habe, fügte Oster hinzu, der die Zahl der Beschäftigten in der Diözese, einschließlich Caritas, auf rund 10.000 bezifferte. Ohne die Probleme verharmlosen zu wollen, betonte er, dass „nichts Schwerwiegendes“ dabei gewesen sei.
Ausführlich bezog der Bischof zur Synodalität Stellung, seiner Auffassung nach gewissermaßen die Fortsetzung des II. Vatikanischen Konzils und gleichsam das Lebensziel von Papst Franziskus. Kirche und Synodalität seien für den Pontifex synonym, sagte Oster. Nach Franziskus‘ Überzeugung sei eine synodale Kirche eine Kirche des Zuhörens – mit dem Heiligen Geist als Protagonisten. In Deutschland werde Synode ganz stark als Demokratie verstanden, so der Bischof, der dazu den Papst wie folgt zitierte: „Wir sind kein Parlament.“ Als Ergebnisse der jüngsten Weltbischofssynode in Rom stellte Oster unter anderem die Präsenz der Ökumene und den Standpunkt zum Diakonat der Frau heraus. Gerade zu dieser Frage sei – Befürchtungen von Teilnehmern zum Trotz – die Tür offen geblieben.
Den Titel der jüngsten Enzyklika – „Dilexit nos“ (lateinisch für „Er hat uns geliebt“ aus dem Brief Paulus‘ an die Römer) – interpretierte der Bischof als Ausdruck dafür, wie der Papst Mission hauptsächlich verstanden wissen wolle. Es gehe um das Leben mit den Menschen und das Leben mit Gott, so Oster. Franziskus hält Oster eigener Aussage nach für einen großen Papst. Es sei glaubhaft, was er angestoßen habe. Sowohl die genannte Enzyklika, seine vierte, und den Abschlussbericht der zurückliegenden Synode stufte er als Franzsikus‘ Vermächtnisse ein. Er verband damit die Hoffnung, dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Pontifex bald wieder auf die Beine kommt.
Im Verlauf der Diskussionsrunde nahm Oster zur Kenntnis, dass es den Diakonen um den Fortbestand kleiner Strukturen im Bistum geht. Gerade weil eine fehlende persönliche Christus-Beziehung auf dem Vormarsch sei, erachte man eine gute Beziehung zu den Pfarrangehörigen für entscheidend, hieß es. Als sein großes Anliegen beschrieb der Bischof die Umsetzung der Evangelisierung und der Neu-Evangelisierung – freilich kein einfacher Weg, wie er einräumte. Umso mehr plädierte er für ein „Engagement um Christi willen“, basierend auf dem Grundsatz „Herr, ich geh‘ für Dich“. Das müsse der zentrale Punkt sein – auch in schwierigen Zeiten, stellte Oster fest.
Im Verlauf des Diakonentags ehrte Dr. Anton Cuffari im Namen des Sprecherrats und als Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat den bisherigen Sprecher der Diakone, Konrad Niederländer, der als hauptberuflicher Mitarbeiter der Diözese und Bischöflicher Beauftragter der Caritas Ende 2024 in den Ruhestand gegangen war. Für die Dauer von zwei Jahren und einen Monat hatte er das Sprecheramt bekleidet, sich insgesamt zwölf Jahre lang tatkräftig – auch hinter den Kulissen – für den Ständigen Diakonat eingesetzt, immer „mit kühlem Kopf“ in der Dekanatskommission, und erfolgreich auch Nachwuchsleute angeworben, wie Cuffari voller Respekt hervorhob. Sein Fazit: „Du bist das Gesicht des Ständigen Diakonats.“ Niederländer reagierte bescheiden: „Es war mir eine Ehre.“
Zu ihrem neuen ersten Sprecher wählten die Diakone Markus Baldini (Pfarrverband Passau-Hacklberg, Pastoralraum Passau und Klinikseelsorge Kinderklinik Passau), als zweiten Sprecher Andreas Ragaller (Pfarrei Ering am Inn). Zu Sprecherrats-Mitgliedern bestimmte die Runde Nikolaus Pfeiffer (Bischöfliches Jugendamt) und Benjamin Bößenroth (Pfarrverband Altötting). Vertreterinnen der Frauen der Diakone sind Lisa Pfeiffer und Martina Ragaller. Als Vertreter der Diakon-Anwärter fungiert Sebastian Albert.
Text: Bernhard Brunner