Bistum

Für eine zukunftsfähige Landnutzung

Stefanie Hintermayr am 29.01.2025

432 A9039 1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Beim dritten Dialogabend zur Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ am 27. Januar bei Tann wurde erneut miteinander über eine zukunftsfähige Landnutzung diskutiert. Als Referent eingeladen war Dr. Stefan Einsiedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Studie.

Es war ein äußerst dia­logrei­cher und dis­kus­si­ons­freu­di­ger Abend im Gast­hof Wirts­bau­er bei Tann am 27. Janu­ar, zu dem die Katho­li­sche Land­volk­be­we­gung (KLB) Rot­tal-Inn ein­ge­la­den hat­te. Nach den Dia­log­aben­den in Burg­hau­sen und Nie­der­al­t­eich fand die­ser als inzwi­schen drit­ter in der Rei­he von Dia­log­aben­den statt, wel­che das Bis­tum Pas­sau seit Dezem­ber letz­ten Jah­res vor dem Hin­ter­grund der kir­chen­na­hen Stu­die Ernäh­rungs­si­cher­heit, Kli­ma­schutz und Bio­di­ver­si­tät: Ethi­sche Per­spek­ti­ven für die glo­ba­le Land­nut­zung“ vom Sep­tem­ber 2024 gestar­tet hat­te. Die­se Stu­die hat­te für Unmut v.a. bei vie­len kon­ven­tio­nel­len baye­ri­schen Bau­ern gesorgt, ver­tre­ten im Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band (BBV). Mit dem Dia­log­pro­zess will das Bis­tum jetzt Zie­le und Hin­ter­grün­de der Stu­die noch­mals genau erklä­ren und Miss­ver­ständ­nis­se klären.

Nach der Begrü­ßung durch Alfred Hain­th­a­ler, Vor­sit­zen­der der KLB-Kreis­grup­pe und Mit­glied im Arbeits­kreis Land­wirt­schaft, stell­te Dr. Ste­fan Ein­sie­del, wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter der Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe Welt­wirt­schaft und Sozi­al­ethik“, die Stu­die noch­mals vor. Grund­le­gen­der Gedan­ke war eine gemein­wohl­ori­en­tier­te Land­nut­zung.“ Wei­ter beton­te er: Wir wuss­ten natür­lich beim Ver­fas­sen der Stu­die, dass wir kei­ne Exper­ten für Land­wirt­schaft sind. (…) Sie wur­de aber im Inter­es­se der Land­wir­te geschrie­ben.“ Ein grund­le­gen­des Pro­blem heut­zu­ta­ge sei die feh­len­de Kom­mu­ni­ka­ti­on. In der Gesell­schaft wür­de oft­mals nicht mehr über bestehen­de Pro­ble­me mit­ein­an­der gere­det, wodurch oft Miss­ver­ständ­nis­se und fal­sche Leit­bil­der“ ent­stün­den – so auch in die­sem Fall. Dass das Bis­tum mit die­sem Dia­log­pro­zess gegen­steu­ert, begrüß­te er. Die Kir­che ist einer der weni­gen Orte, wo noch mit­ein­an­der gere­det wird.“

Film zum Dialogabend auf YouTube

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Bei der anschlie­ßen­den, von Hel­mut Degen­hart mode­rier­ten Podi­ums­dis­kus­si­on bezo­gen dann neben Ein­sie­del drei wei­te­re gela­de­ne Gäs­te Stel­lung: Gene­ral­vi­kar Josef Ede­rer, Ste­fan Stelz­e­ne­der, stell­ver­tre­ten­der Kreis­ob­mann Rot­tal-Inn des Baye­ri­schen Bau­ern­ver­bands (BBV) und Josef Schmid, Lan­des­vor­sit­zen­der des Lan­des­ver­bands Bay­ern der Arbeits­ge­mein­schaft Bäu­er­li­che Land­wirt­schaft (ABL). Gene­ral­vi­kar Ede­rer beton­te in sei­nem State­ment zur Stu­die die Dimen­si­on einer schöp­fungs­ge­rech­ten Land­nut­zung: Die Zusam­men­hän­ge hier sind glo­bal. Und da müs­sen wir auch glo­ba­le Lösun­gen fin­den.“ BBV-Kreis­ob­mann Stelz­e­ne­der konn­te den Unmut vie­ler Land­wir­te bezüg­lich der Stu­di­en­in­hal­te gut nach­voll­zie­hen: Immer der Land­wirt­schaft die Schuld zu geben für den Ver­lust der Arten­viel­falt, fin­de ich falsch.“ Ver­ständ­nis für die Stu­die kam dage­gen von ABL-Lan­des­vor­sit­zen­dem Schmid: Ich fin­de die Stu­die gut, wenn man sie genau liest. (…) Wir müs­sen mit öko­lo­gi­schen und sozia­len Leis­tun­gen wirt­schaf­ten ler­nen.“ Ein­sie­del ging dann in sei­nem State­ment auf die Schuld­fra­ge ein und beton­te: Wir sind alle mit­schul­dig am schlech­ten Zustand unse­rer Natur. Land­wir­te sind mit­ver­ant­wort­lich, wie wir alle, aber nicht schul­dig. (…) Wir alle haben die Ver­ant­wor­tung, den star­ken Ver­lust der Arten­viel­falt auf­zu­hal­ten!“ Eine Wort­mel­dung aus dem Publi­kum kam dar­auf­hin von der Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Mia Gol­ler, die sich ent­täuscht von der aktu­el­len Land­wirt­schafts- und Kli­ma­po­li­tik zeig­te. Wir befin­den uns gera­de in einer Situa­ti­on, in der ich froh bin, dass die Kir­che ein­schrei­tet.“ Vie­le wei­te­re Wort­mel­dun­gen kamen dann auch noch aus dem Publi­kum. Ein Teil­neh­mer mein­te: Wir sind in der Gesell­schaft nicht ehr­lich zuein­an­der, auch nicht die Land­wir­te unter­ein­an­der. (…) Da wür­de ich mir wün­schen, dass der Hei­li­ge Geist mal so rich­tig aufräumt.“

Immer wie­der wur­de wäh­rend des gesam­ten Abends die Wich­tig­keit des Mit­ein­an­der­re­dens über die­ses The­ma bekräf­tigt. Es wird wei­te­re Dia­log­fo­ren geben“, gab Ein­sie­del einen Aus­blick. Ele­men­tar in die­sem Dia­log­pro­zess sei das gemein­sa­me Vor­ge­hen gegen Scharf­ma­cher“, beton­te er, und ein fai­res Mit­ein­an­der­re­den. Dar­über waren sich am Ende alle Podi­ums­teil­neh­mer einig. Sie bekräf­tig­ten ihren Wunsch auf ein Fort­set­zen des Dialogs.

Hintergrund zu Studie und Dialogprozess

Die Stu­die Ernäh­rungs­si­cher­heit, Kli­ma­schutz und Bio­di­ver­si­tät: Ethi­sche Per­spek­ti­ven für die glo­ba­le Land­nut­zung“ der Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe Welt­wirt­schaft und Sozi­al­ethik“ betont die Not­wen­dig­keit einer glo­ba­len Land­nut­zungs­wen­de, um Ernäh­rungs­si­cher­heit, Kli­ma­schutz und Bio­di­ver­si­tät glei­cher­ma­ßen zu för­dern. Die Stu­die bie­tet eine ethi­sche Refle­xi­on bestehen­der Pro­blem­lö­sun­gen und Reform­vor­schlä­ge im glo­ba­len Kon­text, jedoch kei­ne agrar­po­li­ti­sche Fach­ana­ly­se. Sie plä­diert für eine gemein­wohl­ori­en­tier­te Ord­nungs­po­li­tik, die staat­li­che För­de­rung stär­ker auf gemein­wohl­re­le­van­te Leis­tun­gen wie Was­ser­schutz und Arten­viel­falt aus­rich­tet und soge­nann­te öko­sys­te­ma­re Dienst­leis­tun­gen“ ange­mes­sen hono­riert. Zudem for­dert sie eine kon­sens- und lösungs­ori­en­tier­te Zusam­men­ar­beit zwi­schen Poli­tik, Land­wirt­schaft und Gesell­schaft, um Nut­zungs­kon­flik­te zu über­win­den und eine nach­hal­ti­ge Land­nut­zung zu gestalten.

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