
Die "Brücke Passau" ist ein Projekt des Caritasverbandes für die Diözese Passau e.V. und engagiert sich seit fast 40 Jahren dafür, straffällige Jugendliche zu unterstützen. Ziel ist es, ihnen eine Perspektive für ein straffreies Leben zu eröffnen.
Im Frühjahr 1986 wurde von dem früheren Jugendrichter Gerhard Spranger, der Staatsanwaltschaft Passau und der Caritas „Die Brücke“ ins Leben gerufen. Die “Brücke” koordiniert heute gemeinnützige Arbeitsauflagen für Jugendliche im gesamten Amtsgerichtsbezirk Passau, bietet sozialpädagogische Unterstützung und verknüpft bei Bedarf die Hilfen mit anderen Fachdiensten der Caritas. Die jungen Menschen haben dort die Möglichkeit, sich beraten und helfen zu lassen, wenn sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Die Delikte reichen von einfachem Ladendiebstahl oder Schulschwänzen bis hin zu Drogenhandel oder schweren Gewaltdelikten.
Im Interview spricht Marc Aubry von seiner Arbeit in der „Brücke“:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Gerade ist der Jahresbericht für 2024 erschienen (als Download auf der unten angegebenen Webseite verfügbar). Letztes Jahr waren Schulversäumnisse das häufigste Delikt, hier konnte erneut eine signifikante Steigerung im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden, heißt es im Bericht. Dann folgen Diebstähle, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Körperverletzungen.
Die Brücke bietet verschiedene Maßnahmen an:
- Arbeitsauflagen
- Sozialer Trainingskurs
- Schüler-Gericht
- Leseweisungen
- Anti-Aggressivitäts-Training
- Medienkompetenztraining
- Gesprächsweisungen
Genauere Infos zu den Angeboten erfahren Sie im Interview mit Marc Aubry (oben) und auf den Webseiten der „Brücke“.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 328 Probanden betreut. Hiervon waren 233 Jugendliche wegen einer Arbeitsauflage vorstellig, 20 Personen kamen zum Schülergericht, 16 junge Menschen nahmen an einer Leseweisung teil, 18 Jugendliche waren beim Sozialen Trainingskurs, eine junge Frau hat 2024 ihr Einzel-AAT® (Anti-Aggressivitäts-Training®) abgeschlossen, 17 Probanden haben auf 2 verschiedene Kurse verteilt jeweils einen Gruppen-AAT® abgeschlossen und 12 Personen haben ihre Gesprächsweisung erfolgreich erledigt. Erstmalig wurde in 2024 ein sogenanntes „Medienkompetenztraining“ (MKT) umgesetzt.
„Es gibt den Jugendlichen eine andere Sichtweise auf das Leben!”
Mehr über die „Brücke“ finden Sie im Internet (Link oben) — unter anderem ein Interview mit einem Betroffenen. Er erzählt, wie sehr ihm die Brücke geholfen hat, wieder im Leben Fuß zu fassen. Der Jugendliche hat im Streit seinem Kontrahenten den Kiefer gebrochen und musste sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten.
Hier ein Auszug aus dem Gespräch:
Wieso bist du bei der “Brücke Passau”?
Ich bin hier, weil ich die Auflage bekommen habe, dass ich 15 Mal je eineinhalb bis zwei Stunden hierherkommen soll. Ich mache ein Anti-Aggressivitätstraining, weil ich eine Körperverletzung begangen habe. Das war eine schwere Körperverletzung. Ich habe jemandem den Kiefer gebrochen, was mir jetzt leidtut. Ich bin ein Jahr auf Bewährung und muss 15.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Jetzt bin ich hier und versuche aufzuarbeiten, wieso ich das gemacht habe
Wie stehst du heute zu deiner Tat? Bereust du sie?
Auf jeden Fall. Das Opfer hat auch nachtragende Schäden erlitten und ich denke oft daran, wie es ihm geht. Ich habe schon mal gefragt, ob ich mit ihm reden kann, aber das will er nicht.
Findest du es grundsätzlich gut, dass die Caritas sowas wie die “Brücke” anbietet?
Auf jeden Fall. Es gibt den Jugendlichen eine andere Sichtweise auf das Leben.