„Krisenzeiten öffnen neue Wege!“ Mit diesen Worten führt Marlis Thalhammer vom Ökumenischen Aktionskreis „Lebendige Donau“ in das digitale Donaugebet ein, das am Sonntag, den 28. Juni, um 17 Uhr, auf Youtube frei geschaltet wird. „Alle Schöpfungsbegeisterten sind eingeladen, die Jahresfeier der Kreuzsegnung von zuhause aus mit uns zu feiern.“ Pfarrerin Astrid Sieber und Mitglieder der evangelischen Gemeinde Hengersberg haben diesen digitalen Weg ermöglicht. Römerbrief, Dietrich Bonhoeffer und Laudato Si inspirieren Schöpfungsgebet.
Wie beten in der Zeit der Pandemie? Diese Frage beschäftigte die Vorbereitenden vom Ökumenischen Aktionskreis. Pfarrer Josef Göppinger, Regen, spannt in seiner Statio den weltweiten Bogen der dramatischen Geschehnisse. Dekan Heinrich Blömecke, Moos, zitiert das Gebet von Papst Franziskus bei der Eröffnung des Aktionsjahres „Laudato Si“ Ende Mai zum 5‑jährigen Erscheinen dessen bekannten Umweltenzyklika. Pfarrerin Astrid Sieber, Hengersberg, erinnert an ein Gebet von Dietrich Bonhoeffer aus der Gefängniszelle im Winter 1943/44: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen…“
Im Zentrum der Feier am Sonntag steht jedoch die Ansprache von Oberkirchenrat und Regionalbischof für den Kirchenkreis Regenburg Klaus Stiegler. Er führt tief in die Frage hinein, wie angesichts der weltweiten Bedrohungen beten und zeigt, ausgehend von Worten des Apostels Paulus im Römerbrief, einen Weg, der zu Freiheit und vertrauendem Handeln führt. Die Paulusworte, oft auch als „Hohes Lied der Hoffnung“ benannt, sind unvermindert aktuell und richtungsweisend, auch nach fast 2000 Jahren.
Nach dem „Gebet für die Erde“ aus Laudato Si und dem gemeinsamen Vaterunser beschließt Pfarrerin Astrid Sieber mit einem Segensspruch das besondere Donaugebet.
Neben dem Musiker Christian Slavik mit seiner Okarina-Flöte umrahmen Einspielungen von den Antonibläsern, Osterhofen, und dem Chorkreis Niederalteich musikalisch die Feier. Sie haben in den vergangenen 2 Jahrzehnten in großer Treue jedes Jahr am letzten Sonntag im Juni unterm Donaukreuz mitgewirkt.
Hier können Sie am Sonntag, ab 17 Uhr dabei sein:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Hintergrund zur Jahresfeier der Kreuzsegnug:
Der letzte Sonntag im Juni steht seit 25 Jahren im Zeichen des Gedenkens an die Errichtung des Kreuzes am Niederalteicher Donauufer. Die heftige politische Auseinandersetzung um den Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit 3 Staustufen und einem 10 km langen Seitenkanal versammelte damals viele engagierte Gläubige, um Zeichen der christlichen Schöpfungsverantwortung zu setzen. „Dort wo es um Natur geht, geht es um Schöpfung. Und wo es um Schöpfung geht, geht es um Religion.“ Dieses Wort von Abt Emmanuel Jungclaussen OSB, von der Benediktinerabtei Niederalteich, öffnete die Tür zu den jährlichen Ökumenischen Donausegnungen und den monatlichen Donaugebeten seither. Auch in Oberalteich versammelten sich seit 1996 Christen aus dem Straubinger Landkreis zur gleichen Stunde zum Gebet. Nach der politischen Entscheidung 2013 für den sanften Donauausbau ohne Staustufen haben die Schöpfungsgebete jedoch nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Sie sind inzwischen globaler geworden. Umweltfragen und Brennpunkte in unserem Land und weltweit füllen ihre Anliegen. Dass jede Andacht immer wieder von einer anderen Gruppe gestaltet wird, schafft eine große Kreativität und Dynamik. In den vergangenen 25 Jahren haben über 100 verschiedene Gruppierungen aus unserer Region verschiedentlich die monatlichen Gebete am Donauufer gestaltet.
Text: Marlis Thalhammer