Bistum

Laien wünschen sich eine „einladende Kirche“

Stefanie Hintermayr am 29.10.2019

191026_Dioezesanrat-Herbstvollversammlung_Brunner_foto3 Foto: Bernhard Brunner

Klare Forderungen aus der Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Passau – „Ökumene zulassen und Wiederverheiratete beheimaten“.

Kla­re Vor­stel­lun­gen davon, wie die katho­li­sche Kir­che ihrer Über­zeu­gung nach Zukunft haben kann, for­mu­lier­ten die Teil­neh­mer an der Voll­ver­samm­lung des Diö­ze­san­ra­tes der Katho­li­ken im Bis­tum Pas­sau am Wochen­en­de. In vier Grup­pen – ana­log zu den dis­ku­tier­ten Grund­voll­zü­gen in den Pfarr­ge­mein­den Ver­kün­di­gung (Mar­ty­ria), Men­schen­dienst (Dia­ko­nia), Fei­ern von Got­tes Gegen­wart (Lit­ur­gia) und Gemein­schaft (Koi­no­nia) – erar­bei­te­ten die Lai­en unter dem Mot­to Wir sind also Gesand­te an Chris­ti statt“ aus dem zwei­ten Brief des Apos­tels Pau­lus an die Korin­ther (5,20) For­de­run­gen, bei­spiels­wei­se den Wunsch nach einer ein­la­den­den Kir­che“, die nie­man­den ausgrenzt.

Den Impuls dazu, ihre Rol­le als enga­gier­te Lai­en in der Kir­che selbst­be­wusst dar­zu­stel­len und deut­lich Far­be zu beken­nen, gab Dom­ka­pi­tu­lar und Pas­saus Dom­pfar­rer Dr. Micha­el Bär zu Beginn des zwei­ten Tages der Ver­an­stal­tung im Exer­zi­ti­en- und Bil­dungs­zen­trum Spec­trum Kir­che in Pas­sau-Maria­hilf. Wir alle sind gesalbt mit Chri­sam“, wie dies auch bei einer Pries­ter­wei­he erfol­ge, gab der Geist­li­che zu beden­ken und lei­te­te dar­aus auch ein Pro­phe­ten-Dasein für alle Chris­ten ab. Wir müs­sen Gemein­de bau­en“, lau­te­te Dr. Bärs Appell. Er ermu­tig­te die Zuhö­rer damit, im Sin­ne der Eccle­sia aus den Häu­sern her­aus­zu­ru­fen: Kommt zu uns.“

Als Mode­ra­to­rin ver­wies Dr. Han­na Seidl auf die orga­ni­sa­to­ri­schen Umstruk­tu­rie­run­gen inner­halb der Diö­ze­se, wor­auf das Mit­glied des Dom­ka­pi­tels die Aus­sa­ge von Bischof Dr. Ste­fan Oster bekräf­tig­te: Wir lösen kei­ne Pfar­rei auf.“ Frei­lich wür­den die Räu­me grö­ßer, womit Dr. Bär auf Zusam­men­le­gun­gen von Pfar­rei­en anspiel­te, wodurch ein jun­ger Pfar­rer plötz­lich zwei mehr und damit bis zu sie­ben Pfar­rei­en zu betreu­en habe. Kei­nen Hehl mach­te er dar­aus, dass somit auch die Rol­le des Pfar­rers als Ansprech­part­ner zuse­hends ver­lo­ren­ge­he. Auf die Zwi­schen­fra­ge von Dr. Han­na Seidl nach der Rol­le der Ehren­amt­li­chen erkann­te Dr. Bär kei­ne so gro­ße Ver­än­de­rung. Wir sind ja alle Gesalb­te“, erwi­der­te er und rief dazu auf, gut hin­ein­zu­hö­ren, was die Leu­te brauchen.“

Kein Geheim­nis mach­te der Dom­ka­pi­tu­lar auch aus der Tat­sa­che, dass mitt­ler­wei­le zwi­schen 55 und 60 indi­sche Pries­ter im Bis­tum Pas­sau ein­ge­setzt sind – über ein Drit­tel“. Er skiz­zier­te die drei mög­li­chen Vari­an­ten, auf den Pries­ter­man­gel zu reagie­ren: das bis­he­ri­ge Vor­ge­hen mit indi­schen Mit­pries­tern oder das Ange­bot an sonn­täg­li­chen Eucha­ris­tie­fei­ern so zu redu­zie­ren, dass es aus eige­ner Kraft zu leis­ten ist, oder aber eine grö­ße­re Viel­falt, die auch die Form des Wort­got­tes­diens­tes mit ein­schließt. Das hat­ten wir schon mal, wur­de aber redu­ziert“, räum­te Dr. Bär offen ein, mach­te aber auch deut­lich, dass dazu die Aus­bil­dung von Wort­got­tes­dienst­lei­tern obli­ga­to­risch ist und da der Schwer­punkt auf den Lai­en liegt. Vor sol­chen Ent­schei­dun­gen ste­hen wir jetzt“, füg­te er hinzu.

Die zu Beginn von Bir­git Gei­er auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge, was die Lai­en die Umset­zung der vier Grund­diens­te der Kir­che ange­he, die zurück­zu­blei­ben dro­he, und die benö­tig­ten Grund­la­gen dazu stan­den im Mit­tel­punkt der Arbeits­run­den. Denn gera­de jetzt müss­ten die Ehren­amt­li­chen in die Gän­ge kom­men“ und neu den­ken, wo wir authen­tisch sein kön­nen als Lai­en.“ Die Mode­ra­to­rin, wie Dr. Han­na Seidl Mit­glied im geschäfts­füh­ren­den Vor­stand des Diö­ze­san­ra­tes, wünsch­te sich von den Teil­neh­mern, ein biss­chen visio­när“ zu sein und sich das Träu­men in Chris­ti Namen“ zu erlau­ben, damit künf­tig die vier genann­ten Berei­che gut gelebt“ sei­en im Sin­ne der Eucharistie.

Für ihre Grup­pe prä­sen­tier­te Bar­ba­ra Kal­chau­er, Gemein­de­re­fe­ren­tin in Fürs­ten­zell, die erar­bei­te­ten Ergeb­nis­se. Lit­ur­gie kann nur mit allen Chris­ten gelin­gen“, beton­te sie und merk­te ergän­zend dazu an, dass auch die Lei­tung durch Lai­en dazu von Bedeu­tung sei. Als wich­tig wer­de unter ande­rem unter dem Aspekt Dia­ko­nie Offen­heit, auf Men­schen zuzu­ge­hen, erach­tet, eben­so der Gesichts­punkt, Orte der Begeg­nung in der Pfarr­ge­mein­de im Auge zu haben, um Gemein­schaft zu errei­chen. Man müs­se sich immer wie­der in Erin­ne­rung rufen, dass nicht nur der Pries­ter Ver­kün­di­gung leis­te, son­dern alle in die­ser Auf­ga­be tätig sei­en – in Wort und Tat.“

Als wich­tigs­ten Punkt einer wei­te­ren Grup­pe stan­den Glaub­wür­dig­keit im All­tag“ im Raum und der Aspekt, wie und wo Chris­tus heu­te pre­di­gen wür­de. Im Sin­ne von Aus­sa­gen des Paps­tes Fran­zis­kus müs­se man an die Rän­der gehen“ und bereit sein, Not wahr­zu­neh­men. In punk­to Kle­ri­ka­lis­mus stand die Unter­stüt­zung der Lai­en-Arbeit durch Haupt­amt­li­che im Wunsch­ka­ta­log – ver­knüpft mit der Anre­gung, der Bischof möge doch mal für 14 Tage eine Pfar­rei haupt­amt­lich über­neh­men. Mal schau­en, wie’s ihm geht“, hieß es unter dem Applaus aller Teil­neh­mer und dem Zwi­schen­ruf Super-Idee“.

Frau­en als Dia­ko­nin­nen“ war auf einem der Merk­zet­tel einer wei­te­ren Grup­pe zu lesen, außer­dem die Wie­der­be­le­bung des Berei­ches der Wort­got­tes­diens­te. Ein Kri­tik­punkt: Got­tes­diens­te müs­sen über­setzt wer­den“, sie soll­ten in ihren Inhal­ten mehr ver­ständ­lich sein. Ganz oben thron­te der Wunsch nach einem gemein­sa­men Abend­mahl mit den Schwes­tern und Brü­dern der evan­ge­li­schen Kir­che, dazu Akti­ves Zuhö­ren“ im Umgang mit den Mit­men­schen, gepaart mit der Mög­lich­keit für Lai­en, bei­spiels­wei­se die Kran­ken­kom­mu­ni­on zu spen­den, und sich an die Hos­piz-Arbeit her­an­zu­wa­gen. Ziel sei es, Cari­tas als Auf­ga­be für jeden Chris­ten zu ver­ste­hen – als geleb­ten Glauben“.

Lai­en soll­ten mehr zu Wort kom­men im Got­tes­dienst, dar­über hin­aus auch Beer­di­gun­gen über­neh­men dür­fen, so stell­ten sich wei­te­re Ergeb­nis­se aus die­ser Grup­pe dar, deren Fazit dar­in mün­de­te, eine Kir­che zu sein, die auch auf Men­schen zugeht, nach­dem sie sich von ihr ent­fernt haben. Öku­me­ne zulas­sen und Wie­der­ver­hei­ra­te­te behei­ma­ten“, lau­te­te das kla­re Pos­tu­lat, dazu den Glau­ben vor­zu­le­ben und ein Dia­ko­nat der Frau­en plus“ anzustreben.

Die digi­ta­len Medi­en bes­ser zu nut­zen und zu beach­ten, dadurch eine Ver­net­zung auch auf Deka­nats­ebe­ne zu errei­chen, durch die bei­spiels­wei­se auch ein­mal eine Sonn­tags­pre­digt online gestellt wer­de, die­se Gedan­ken hat­te die vier­te Grup­pe gemein­sam erar­bei­tet. Auch eine Ver­net­zung in der Ver­kün­di­gung erschien ihr offen­sicht­lich wich­tig, nicht nur in der Kir­che, son­dern auch in der Fami­lie, im Alten­heim oder im Kin­der­gar­ten. Hier wur­de eben­so Kri­tik laut an einer oft zu kirch­i­schen“ Spra­che. Eine wei­te­re Ansa­ge mit Nach­druck: Wort­got­tes­diens­te bes­ser wert­schät­zen und nicht als Lücken­bü­ßer sehen für Pries­ter­man­gel.“ Got­tes­diens­te soll­ten dort gefei­ert wer­den, wo Men­schen im All­tag Gemein­schaf­ten bil­den. Eine Zwi­schen­be­mer­kung aus dem Ple­num ver­lang­te von der Kir­che die Seg­nung für alle, auch zum Bei­spiel von Homosexuellen.

Als Beweis dafür, dass Kir­che uns am Her­zen liegt“, wer­te­te der Diö­ze­san­rats­vor­sit­zen­de Mar­kus Biber das enga­gier­te Mit­tun bei der Voll­ver­samm­lung. Deren Resul­ta­te wer­de er dem Bischof prä­sen­tie­ren, ver­sprach er und kün­dig­te eine Zusam­men­fas­sung als soge­nann­tes Hand-out für alle an, um spä­ter nach­schau­en zu kön­nen, was dar­aus gewor­den sei – dass das nicht ver­pufft.“ Für die Akti­vi­tä­ten in den Pfarr­ge­mein­den ver­tei­le er ein Arbeits­blatt, um die jewei­li­ge Situa­ti­on abzu­klop­fen – viel­leicht eine Art Check­lis­te“, die even­tu­ell auch Grund­la­ge für künf­ti­ge Pfarr­vi­si­ta­tio­nen sein kön­ne. Zum Fazit Wir alle sind Ver­kün­der des Wor­tes Got­tes“ stell­te Biber die Über­le­gung an, einen Stu­di­en­tag dazu anzubieten. 

Beim Abschluss­got­tes­dienst mit Dom­ka­pi­tu­lar Prä­lat Man­fred Ertl tru­gen ein­zel­ne Teil­neh­mer wäh­rend der Pre­digt ihre per­sön­li­che Mis­si­on aus der Voll­ver­samm­lung her­aus vor. Eine davon lau­te­te: Gott erfahr­bar machen mit offe­nen Ohren und offe­nen Her­zen.“ Eine ande­re war wie folgt for­mu­liert: Glau­ben durch Taten sicht­bar machen.“ Ertl zitier­te dazu einen Aus­spruch von Papst Bene­dikt XVI. bei des­sen Alt­öt­ting-Besuch im Jahr 2006: Wer glaubt, ist nie allein.“

Text + Fotos: Bern­hard Brunner

191025_Dioezesanrat-Herbstvollversammlung_foto9
Bistum
28.10.2019

Diözesanrat: Herbstvollversammlung

„Wir sind Gesandte an Christi statt“ – So das Motto der Herbstvollversammlung des Diözesanrats Passau in…

Weitere Nachrichten

IMG 2096
Bischof
26.12.2024

"Das unfassbare Entgegenkommen Gottes“

Hunderte Gläubige nahmen an den Weihnachtsfeierlichkeiten im Passauer Stephansdom teil.

Bischof in Bahnhofsmission
Bischof
23.12.2024

Bischof Oster besucht Bahnhofsmission

Am Montag, den 23. Dezember, besuchten Passaus Bischof Dr. Stefan Oster SDB und Diakon Konrad Niederländer…

Mittel Feichten Mariae Himmelfahrt Kirchenperle 2023 4 Markus Kornexl
Kirche vor Ort
23.12.2024

Konzert in Feichten

Zum Jahresbeginn lädt der Adam-Gumpelzhaimer-Chor am Sonntag, 4. Januar um 16 Uhr in die Pfarr- und…

DSC 9540
Kirche vor Ort
23.12.2024

Jeder kleine Fortschritt ein Weihnachtsgeschenk

Konrad Thieme ist ein aufgeweckter kleiner Junge, der demnächst drei Jahre alt wird. Er liebt Landmaschinen,…