
Die Situation der kirchlichen Schulen, die Zukunft des Religionsunterrichts und weitere bildungspolitische Themen waren Inhalte des Gesprächs des Sachausschusses Bildung und Erziehung im Diözesanrat mit dem Landtagsabgeordneten und Mitglied des Landtagsausschusses für Bildung und Kultus Martin Behringer von den Freien Wählern.
Der Schulleiter der Giselaschule in Passau Markus Eberhard erläuterte die zunehmende schwierige Situation der kirchlichen Schulen. In der Diözese Passau besuchten knapp 8.000 Schülerinnen und Schüler eine kirchliche Schule. Der sich immer stärker abzeichnende Lehrermangel gefährde die Unterrichtsqualität. Viele Stellen könnten nur noch mit Quereinsteigern besetzt werden. Der Schulleiter der Giselaschule bat Martin Behringer sich im Landtag und im Kultusministerium dafür einzusetzen, dass die Abordnung von staatlichen Lehrkräften an kirchliche Schulen verbessert werde. Es müsse eine dauerhafte Beurlaubung von Staatsbeamten an kirchliche Schulen ermöglicht werden. Darüber hinaus müsse die Nachqualifikation von Lehrkräften ortsnaher erfolgen. Zusätzlich brauche es höhere Förderquoten bei der Finanzierung von Schulbau und Schulrenovierungen. Wenn kirchliche Schulen geschlossen werden, wie es in einigen Diözesen bereits der Fall sei, würden für den Staat noch viel größere Kosten entstehen. Landtagsabgeordneter Martin Behringer erklärte, dass er die Probleme sehe und einbringen werde. Allerdings würde der Lehrermangel auch die staatlichen Schulen betreffen. Wenn Lehrer an Privatschulen abgegeben werden, würden Lücken bei staatlichen Schulen entstehen. Besonders die Situation an den Mittelschulen sei katastrophal. Im Bereich der Grundschulen sei in den nächsten Jahren allerdings ein Ende des Lehrermangels absehbar.
Positiv wurde im Bildungsausschuss des Diözesanrats hervorgehoben, dass Deutsch und Mathe in der Grundschule gestärkt werden, allerdings sei zu kritisieren, dass dies auf Kosten der musischen Fächer gehe. Behringer wies die Kritik zurück. Es sei wichtig, dass die Schüler Rechnen und Schreiben lernten. Eine generelle Kürzung von Musik oder Kunst gäbe es nicht. Die Schulen würden sogar in ihrer Eigenständigkeit gestärkt. Jede Grundschule könne selbstständig entscheiden, ob sie in Kunst, Musik oder Englisch einen Schwerpunkt setze. Ursprünglich sei es Ziel von Kultusministerin Anna Stolz gewesen, die 3. Stunde Religion in der 3. und 4. Klasse für die zusätzlichen Mathe- und Deutschstunden zu verwenden. Dies sei von Ministerpräsident Söder verhindert worden.
Der Landtagsabgeordnete Martin Behringer verwies darauf, dass das Kultusministerium gemeinsam mit den beiden christlichen Kirchen Modellversuche ausgeweitet habe, damit katholische und evangelische Schüler unter bestimmten Umständen gemeinsam unterrichtet werden könnten. Neben einer Stärkung der Werteerziehung könnten damit auch organisatorische Probleme der Stundenplangestaltung gelöst und Lehrkräfte eingespart werden. Diese Kooperationsmodelle wurden aus den Reihen des Sachausschusses für Bildung und Erziehung begrüßt. Dieser kooperative Religionsunterricht biete den Schülern die Chance, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Glaubensrichtungen zu erkunden und zu verstehen. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Sachausschusses für Bildung Anton Gschrei sollten darüber hinaus auch Modellversuche erprobt werden, die auch andere Religionsgemeinschaften und Konfessionslose miteinbeziehen, da Antisemitismus und Islamfeindlichkeit an immer mehr Schulen ein Problem seien. Für das Zusammenleben in unserer zunehmend pluralen und globalen Gesellschaft seien gemeinsame Werte unverzichtbar. In einem gemeinsamen Religionsunterricht könnte diese Werteerziehung besser umgesetzt werden.
Der Vorsitzende des Diözesanrats Markus Biber kritisierte, dass das Thema Inklusion in den Regelschulen vor allem in den weiterführenden Schulen ein Schattendasein führe. Vor allem in der Lehrerausbildung müsse Inklusion eine stärkere Rolle spielen. Ein weiteres Thema war die Einführung der Wirtschaftsschule ab der 5. Klasse. Der Schulleiter der Giselaschule Markus Eberhardt erklärte, dass diese Entwicklung große Sorge bei den Realschulen und Mittelschulen auslöse.
Text: Diözesanrat Bistum Passau