Die drei staatlichen Dombauhütten in Bamberg, Passau und Regensburg sind Immaterielles UNESCO-Kulturerbe. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die staatlichen Dombauhütten mit ihrer bald 100 Jahre langen Erhaltungsarbeit in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Bayerns Bauminister Dr. Hans Reichhart gratulierte im Rahmen einer Feierstunde an der Regensburger Dombauhütte den Staatlichen Bauämtern Bamberg, Passau und Regensburg mit ihren Dombauhütten zu dieser Auszeichnung und überreichte die Plakette „Immaterielles Kulturerbe“, die an den Dombauhütten angebracht wird. Für Reichhart ist die Auszeichnung mehr als ein Symbol: „Das Handwerk der Dombauhütten hat eine lange Tradition in Bayern. Sie bewahren das Kulturerbe Bayerns und geben es an die nächste Generation weiter. Auf diese Weise lebt in ihnen die Tradition ihrer mittelalterlichen Vorbilder weiter.“
Die Dombauhütten in Regensburg (1923 gegründet), Passau (1928 gegründet) und Bamberg (1929 gegründet) gehen auf frühe mittelalterliche Kirchenbauten zurück. Sie sichern den Bestand ihrer Dome, indem sie tradiertes Wissen mittelalterlicher Steinmetzkunst bewahren, Ausbildungs- und Vermittlungsarbeit leisten und sich mit Dombauhütten in ganz Europa vernetzen. Mit der Aufnahme in das deutsche Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes würdigt die Deutsche UNESCO-Kommission diese Anstrengungen. Organisatorisch sind die Staatlichen Dombauhütten Teil der zum Bayerischen Bauministerium gehörenden Staatlichen Bauämter in Bamberg, Passau und Regensburg. Im Mai 2018 haben sie sich dem Aufnahmeverfahren der Bauhütten in Ulm, Köln und Freiburg zur Eintragung des Bauhüttenwesens bei der Deutschen UNESCO-Kommission angeschlossen. Gemeinsam mit anderen Ländern wollen sie das Dombauhüttenwesen darüber hinaus bei der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkennen lassen.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen nach dem 2003 verabschiedeten und von mehr als 170 Staaten unterzeichneten UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes mündliche überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Rituale, Feste, Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum und traditionelle Handwerkstechniken. Laut Deutscher UNESCO-Kommission spielen Menschen hierbei die Schlüsselrolle. Die oft nur mündlich tradierten Praktiken wirken identitätsstiftend und gemeinschaftsfördernd.
Die Initiatoren des Antrags der Passauer Dombauhütte, Leitender Baudirektor Norbert Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau und Hüttenmeister Jérôme Zahn, freuen sich zusammen mit dem gesamten Team, das sind aktuell neun Steinmetze, ein Laubmacher, ein Maler und zwei Lehrlinge, über die besondere Auszeichnung der Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. An der Staatlichen Dombauhütte Passau erfolgt die steinmetzmäßige Steinbearbeitung, insbesondere bei der Neuanfertigung von zu ersetzenden Werkstücken, weitgehend mit traditionellen, teilweise jahrhundertealten Handwerkstechniken mit entsprechenden Werkzeugen. Ihr Fachwissen, ihre Techniken und Fertigkeiten gibt die Dombauhütte erfolgreich auch an Auszubildende weiter. Neben dem Einsatz handwerklicher Fähigkeiten zur denkmalgerechten Erhaltung des Doms St. Stephan sorgt die Passauer Dombauhütte aber auch für eine maßnahmenbegleitende ständige Bauforschung und Bestandserfassung, auf deren Grundlage die Materialbeschaffenheit, die fachtechnische Bearbeitung und das zugehörige Instrumentarium dokumentiert werden, um die wertvolle Bausubstanz der Passauer Kathedrale auch für die Zukunft dauerhaft zu bewahren.
Text: PM Staatliches Bauamt Passau