In einer zauberhaften Abendstimmung haben rund 300 Gäste am Sonntagabend an der Fähranlegestelle in Niederalteich an der Donausegnung des Aktionskreis „Lebendige Donau“ teilgenommen. Die 32. Donausegnung war von großer Symbolkraft, voller Segen, wie Jörg Breu, Dekan des evangelischen Donaudekanats aus Regensburg es später in seiner Predigt sagte.
An dem klirrend kalten klaren Abend hat sich das letzte Licht der Sonne rot und orange in dem strömenden Wasser der Donau und im Himmel hinter den Pappeln am Ufer des Flusses gespiegelt. Über den beiden Türmen der Basilika Niederalteich standen Vollmond und Jupiter strahlend weiß. Eine großartige Kulisse, für ein Ereignis, das Vielen vieles bedeutet und an andere Orte, etwa nach Regensburg, an die Ilz und an die Salzach übergesprungen ist. Der Chorkreis Niederalteich unter Leitung von Alexander Gsödl, der Posaunenchor Hengersberg-Bogen unter Leitung von Wittich Winkler und die Geistlichkeit Dekan Jörg Breu aus Regensburg, Pfarrerin Astrid Sieber aus Plattling, Pfarrer Ralph Natschke-Scherm aus Hengersberg, Pfarrer Josef Göppinger aus Regen und Frater Symeon-Maria Fiegler OSB aus Niederalteich gestalteten die kleine Feier an der Donau. Ein Ritual, das Emmanuel Jungcluassen 1994 als er Abt des Klosters Niederalteich war, erstmals durchgeführt hat. Nach der Tradition der orthodoxen Kirche erinnerte er an die Taufe Jesu im Jordan und verband den Fluss, die Schöpfung und die Menschen mit dem Segen Gottes, in dem er dreimal ein Kreuz in das Wasser warf. Eine Handlung, die den Menschen einen allumfassenden Schöpfungsbegriff vermittelt: Schöpfungsbegegnung als Gottesbegegnung, Schöpfung als Sprache, als Wort Gottes und damit als Beziehungsmöglichkeit in einer ganz tiefen Weise. Der Fluss, die Natur, die ganze Schöpfung sind erfüllt vom heiligen Geist, die Taufe verbindet die Menschen damit, sie haben eine besondere Verantwortung. Aber durch diese besondere Verbindung auch eine besondere Kraftquelle. In den Fürbitten bat die Gemeinde Gott, der alles mit seiner Zärtlichkeit umfließt, er möge in sie die Kraft seiner Liebe hineingießen, um das Leben und die Schönheit zu hüten, um selber heil zu werden und dadurch Beschützer der Welt zu werden und nicht Räuber, damit sie Schönheit säen können und nicht Verseuchung und Zerstörung.
In einem langen Lichterzug folgte die Gemeinde dem Kreuz in die Basilika. Unterwegs erinnerten sie singend daran, dass sich in der Taufe Jesu im Jordan die Dreifaltigkeit gezeigt habe: Jesus, die Stimme des Vaters und der Geist in Gestalt einer Taube. In der traditionellen Marienvesper mit Christian Knödl an der Orgel, dem Posaunenchor und dem Chorkreis überlegte Dekan Jörg Breu, wie es wäre, wenn das Kreuz nicht an einer Schnur befestigt gewesen wäre, sondern mit dem Segen Gottes die Donau hinunter geflossen wäre, durch all die Donauländer bis in die Ukraine und in das Schwarze Meer. Um sich dem Begriff „Segen“ zu nähern setzte er beim Prediger Salomo im 3. Kapitel an. Da beklagt Salomo, dass in Jerusalem kein Recht mehr gesprochen werde und es keine Gerechtigkeit mehr gebe. Statt Sicherheit durch Gesetze herrschte damals Rechtsbeugung und Korruption, es galt das Recht des Stärkeren, Reicheren und Mächtigeren. Auch im Tempel gab es keine Gerechtigkeit mehr, keine Wohltätigkeit und Fürsorglichkeit, keine Nächstenliebe. „Wenn es kein Recht und keine Gerechtigkeit mehr gibt, dann werden wir wie die Tiere“, sagte Breu. Rechtlos und hilflos der Willkür ausgeliefert, so wie Tiere dem, was Menschen mit ihnen machen.
Das besondere am Menschen sei, dass Recht verlässlich gelte, dass sich sie sich liebevoll und wohlwollend einander zuwenden. Diese Art von Menschlichkeit sieht er derzeit sehr in Gefahr. Es werde ein schweres Jahr und man wisse nicht, was es bringen werde, so Breu. Wenn Reiche und Mächtige willkürlich bestimmen können, was gelte, so fragte er, wie sollen die Menschen dann in Würde und Wohlwollen zusammenleben? Als Ausweg aus dieser Situation rief er auf, an die Weihnachtsbotschaft zu glauben. Der Prophet Jesaja hat Jesus als Wunder — Rat und Friede — Fürst angekündigt. Er sei in die Welt gekommen und wirke. Wichtig sei es gerade jetzt Nächstenliebe zu leben, sich für den Schutz von Flüchtlingen einzusetzen und sich nicht von Geld und Macht korrumpieren zu lassen. Gemeinsam mit allen Geistlichen rief den Segen Gottes auf die Gemeinde herab, damit Recht und Gerechtigkeit in Ewigkeit herrschen.
Text: Hannelore Summer