Mit einem Festtag feierte man jetzt in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Neßlbach den Abschluss der Renovierung des Gotteshauses. Dank zahlreicher Helfer und Experten sind Tradition und Moderne an diesem Wohlfühlort eine gelungene Symbiose eingegangen.
Nach einem Festzug durch die Gemeinde und einer musikalischen Begrüßung durch die Familie Schosser vor der Pfarrkirche, konnte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Margarete Käser gleich eine der neuen technischen Errungenschaften nach dem Umbau präsentieren. Sie schnappte sich das mobile Mikrophon und begrüßte alle Ehrengäste und Anwesenden persönlich auf ihren Plätzen. Dabei holte sie natürlich gleich die ersten Meinungen ein, wie der Umbau der Kirche gelungen sei. „Wunderschön“, lobte zum Beispiel Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl. Dem schloss sich Bezirksrätin Margret Tuchen an: „Man merkt aber auch gleich, wie viel Arbeit dahinter steckt.“
„Wir freuen uns, dass die Renovierung geschafft ist“, zeigte sich auch Käser erleichtert. Sie begrüßte neben Feuerwehr und Frauenbund, Architekten, Designer, Firmen, Politiker, Vereine und zahlreiche Institutionen, die zu diesem feierlichen Anlass erschienen waren.
Dekan Heinrich Blömeke predigte über die Kunst Traditionen zu erhalten, sich aber gleichzeitig zu erneuern, um überleben zu können. Er empfand das Zusammenkommen in der wunderschön mit Sonnenblumen geschmückten, neu renovierten Kirche als Festtag. „Heute fällt unser Blick auf die stilvolle, gelungene Renovierung, wir feiern einen Festtag der Freude an den Glauben.“ Er ging auf die zahlreichen Stunden ein, die die zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen, denen die Kirche viel bedeute, investiert hätten. „Sie sind die lebendigen Bausteine der Kirche von Neßlbach, auch für die Zukunft.“
Sehr gerührt war Kirchenpfleger Günter Helmbrecht, der am Ende seiner herzlichen Worte des Dankes an alle Beteiligten die Tränen nicht zurückhalten konnte. „Den hat der Himmel geschickt“, schloss er dabei auch Pfarrer Richard Simon in seine Worte mit ein, der die Sanierung angestoßen und viel Zeit und Mühen investiert hatte. „Finanziell bleibt es noch eine Baustelle und ich bedanke mich jetzt schon für Eure Spenden bei der Haussammlung“, warb er charmant.
Käser, Helmbrecht und vor allem Simon als Kopf lobte auch Bürgermeisterin Friederike Sandner in ihrem Grußwort. „Es ist Wahnsinn, wie viele Leute ihr mobilisiert habt.“ Sie sei einige Mal zu Besuch gewesen, während des Umbaus. „Wie das ausgesehen hat, man hat sich nicht vorstellen können, was für ein Schmuckstück das wird“, so Sandner. „Es ist ein Ort geworden, der strahlt und an dem man sich wohl fühlen kann.“
Bauleiter Thomas Graßl gab zu, dass genau die Schaffung eines Wohlfühlortes sein Ziel gewesen sei. „Daran hat aber auch das künstlerische Konzept, von Leopold Hafner einen großen Anteil“, gab er das Lob gleich weiter. Trotz der verschiedenen Epochen und Stile in der Kirche sei es gelungen alles in Harmonie zu vereinen. Dazu komme ein modernes Lichtkonzept, von dem sich die Anwesenden im Rahmen der Einweihung überzeugen konnten. 750.000 Euro werde der Umbau kosten, 671.478 Euro seien bisher ausgegeben. Die Pfarrei müsse einen Eigenanteil von rund 255.000 Euro übernehmen. „Ihr könnt stolz sein: Bisher sind davon 19.815 Euro in Eigenleistung erbracht worden.“
Ein Jahr habe die Renovierung gedauert und dabei sei Pfarrer Richard Simon oft auf die Probe gestellt worden. „Geduld ist wirklich nicht seine Stärke“, verriet der Bauleiter und überreichte dem Geistlichen mit einem Zwinkern ein Geduldsspiel. Darunter habe auch Schreinermeister Roland Endl, der die Bänke und Stühle hergestellt hatte, immer wieder leiden müssen, wie Simon zugab. „Mir ging immer alles viel zu langsam. Jeden Morgen habe ich geschaut und ihn, wenn nichts da war, angerufen.“ Er konnte es sich nicht verkneifen, auf die vor zwei Wochen bestellten Stühle hinzuweisen: „Und wenn Du die morgen bringst, dann kannst Du Dich das nächste Mal auch hinsetzen.“ Denn ausgerechnet Endl hatte in der vollbesetzten Kirche keinen Platz bekommen und während des Gottesdienstes stehen müssen.
„Vor zweieinhalb Jahren bin ich nach Neßlbach gekommen und es hat arg ausgeschaut – aber wir haben es angepackt.“ Er hatte den Vereinen gedroht, immer wieder zu kommen und um Mithilfe zu betteln. „Schnell wurde aber klar, dass ich nicht betteln musste, es waren alle da und ich denke, dass werdet ihr immer sein, wenn ich Euch brauche“, stellte er bewegt fest. „Das ist es, was eine lebende Gemeinde ausmacht – durch die Baustelle sind wir alle zusammengewachsen.“
Obwohl seine Mutter immer gesagt habe, er solle keine Schulden machen, habe er nun das erste Mal im Leben welche. „Aber wir sind überzeugt, die in den nächsten Jahren zurückzahlen zu können.“ Aber nicht nur im Rahmen einer Haussammlung will sich der Geistliche dafür engagieren, sondern auch körperlich gab er während der Renovierung alles: „Ich hatte immer Angst, dass ein Unfall passiert. Aber der einzige, der einen hatte war ich.“ Zu schnell sei er wie immer die Treppe runter gelaufen und zu Fall gekommen. „Ich konnte einige Tage nicht sitzen.“
Als nächstes Projekt wolle er Flintsbach im kommenden Jahr angehen. „Und ab sofort ist der Beichtstuhl wieder geöffnet“, rief er seine Schäfchen mit einem Augenzwinkern auf, bevor der Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen im örtlichen Gasthaus gemütlich beschlossen wurde.