Coole Räumlichkeiten, gut gelaunte Gäste, feines Essen, kurzweilige Reden und der Segen des Bischofs – die Einweihung des HOME am Passauer Domplatz war eine rundum gelungene Sache. Das Fest markiert den bisherigen Höhepunkt eines neuen Projekts, das in den vergangenen dreieinhalb Jahren auch auf Gegenwind stieß. Nicht jeder ist begeistert, dass die ehemalige Pindlschule für rund 4,8 Millionen Euro aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls zu einer Jüngerschaftsschule nach Salzburger Vorbild umgebaut wurde.
Die Bedenken nahm auch Jürgen Stadler, ehemaliger Landauer Bürgermeister und Mitglied des Diözesanvermögensrats, in seinem mit viel Applaus bedachten Redebeitrag auf. Mit Blick auf das von der Loretto Gemeinschaft betriebene Salzburger HOME sei er zunächst skeptisch gewesen. Er habe darin eine „sektiererische Einrichtung mit evangelikaler Prägung“ gesehen. Doch persönliche Begegnungen hätten ihn schließlich überzeugt. Beeindruckt hätten ihn die tiefe Gläubigkeit, der Enthusiasmus und die Professionalität der Jugendlichen und der Betreiber. Heute sei er guten Mutes, dass das HOME erfolgreich und ein wichtiger Baustein für die Zukunftsentwicklung unserer Kirche sein werde.
Auch Passaus Bürgermeister Andreas Rother sparte nicht mit Lob. „Das Haus ist sehr gelungen, man fühlt sich wohl“, sagte er. Er hoffe, dass es vielen jungen Menschen zur Heimat werde. Stephanie Wörgötter vom HOME Salzburg brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass das Haus in Passau ein Leuchtturm wird, „ein Ort, wo Freundschaft passieren kann“. Ein dreifaches „Wow!“ entlockte der von dem Architekten Andreas Willeitner konzipierte Umbau dem Unternehmer und Salzburger HOME-Chef Patrick Knittelfelder: „Das Haus ist ein Markstein, die neue Benchmark!“ Doch das eigentliche Thema seien die Menschen. Er sei stolz darauf, „dass sich viele junge Leute aufmachen und den mühsamen Weg gehen“ und nicht aufhören, an sich zu arbeiten. „Ich weiß nicht, ob es das HOME in fünf Jahren noch gibt“, sagte Knittelfelder, „aber wir geben unser Bestes – heute, morgen und übermorgen“. „Von hier kann etwas ausgehen, das heilsam ist“, betonte Bischof Stefan Oster in seiner Ansprache, ehe er die Räume und die Menschen segnete. Wichtig für die Kirche sei es, das Gute zu bewahren und gleichzeitig neue Akzente zu setzen. Er schaue voller Freude und Optimismus nach vorne.
Was in Passau entsteht
Nach dem Vorbild der Salzburger HOME Base soll auch das HOME am Domplatz in Passau ein Ort sein, an dem Menschen Jesus immer besser kennen und lieben lernen können. Sie sollen entdecken, was in ihnen steckt und wie sie Gott und den Menschen mit ihren je ganz eigenen Persönlichkeiten und Talenten dienen können. Dafür hat Bischof Stefan Oster die österreichische Loretto Gemeinschaft eingeladen, eine von der Bischofskonferenz in ihrem Land anerkannte geistliche Bewegung, gemeinsam mit dem Team vor Ort ein HOME nach dem Salzburger Modell aufzubauen.
Im dreistöckigen Gebäude gibt es Bereiche zum Lernen, ein Gebetshaus, ein Wohnheim und ein Bistro im Erdgeschoss. Letzteres, „LaCantina“ genannt, ist so etwas wie ein großer, öffentlicher Küchentisch für alle. Es steht bald für alle offen und bietet einen Blick direkt ins Gebetshaus. Auch Projekte in Kooperation mit den Pfarreien und Einrichtungen der Diözese sind künftig geplant. Weitere Informationen: https://cominghome.cc/passau/
Zu Beginn hatte die Passauer HOME-Geschäftsführerin Ingrid Wagner die Gäste begrüßt und das Auf und Ab von der Idee bis zur Fertigstellung beschrieben. Als „größten Schatz“ bezeichnete sie die insgesamt 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im HOME im Haupt- und Ehrenamt wirken.
Der Dank von Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek bei der offiziellen Schlüsselübergabe galt allen am Bau Beteiligten. Sebastian Raber (Leiter der Jüngerschaftsschule) und Brian Thomas (HOME hilft) erläuterten den Gästen, wie in der neuen Einrichtung am Domplatz Verkündigung, Gebet und Diakonie vereint werden. Das „Sonntagsmahl“ sei ein Beispiel dafür, wie junge Menschen die Komfortzone verlassen und an die Ränder gehen. Inmitten der Lebensrealität der Menschen wolle man einen Ort schaffen, an dem Gott das eigentliche Zentrum sei. Im HOME könne man den Glauben entdecken und lernen, Hoffnungsträger zu sein.
Bis freilich die breite Öffentlichkeit das neue Haus am Domplatz bei einer Mahlzeit oder einer Tasse Kaffee entdecken kann, wird noch ein wenig Zeit vergehen. Noch ist nicht alles fertig. Voraussichtlich Anfang Dezember werden sich die Türen öffnen.
Text: Wolfgang Krinninger