
Bischof Dr. Stefan Oster SDB hat am Sonntag in der Andreaskapelle in Passau eine Andacht gefeiert. Anlass war der Gebetstag für Opfer sexuellen Missbrauchs. Das Bistum Passau setzte damit ein Zeichen der Solidarität mit Opfern, die sexuellen Missbrauch oder auch jede andere Art von Missbrauch erlebt haben.
Der Gottesdienst war der zentrale Bestandteil des Gebetstags, mit dem man auch heuer einer Anregung von Papst Franziskus folgte. Dieser Tag soll auch ein Beitrag zur Sensibilisierung für diese Thematik in Kirche und Gesellschaft sein. „Wir möchten an diesem Tag ganz besonders die Opfer in den Blick nehmen. Wir möchten für sie beten, wir möchten mit ihnen beten. Wir möchten sagen, wir sind an eurer Seite“, so Domdekan Dr. Hans Bauernfeind.
„Wir brauchen das Erbarmen Gottes für unser eigenes Sprechen und Handeln.”
Für eine Kultur der Achtung sprach sich Bischof Dr. Stefan Oster zu Beginn der Andacht aus. In seiner Predigt machte der deutlich, dass Manipulation von Sprache der Anfang von Missbrauch sei. Weil der Mensch im Herzen meist nicht heil sei, sei er so sehr auf die heilsame Gegenwart des Wortes Gottes, auf Jesus Christus, angewiesen. „Wir brauchen das Erbarmen Gottes für unser eigenes Sprechen und Handeln“, so der Bischof.
Zu Beginn hatte Bistumsblatt-Chefredakteur Wolfgang Krinninger über den Zusammenhang von Wort und Wirkung gesprochen. Er appellierte daran, Kindern und Jugendlichen so viel Ermutigung wie nur möglich zu geben, wenn es darum geht, Nein zu sagen. „Sie brauchen unseren Zuspruch, unsere Fürsorge, unser Vorbild, damit sie stark werden“, so Krinninger. Wer ernstgenommen werde, könne auch anderen Menschen gegenüber besser seine eigene Meinung vertreten oder Missfallen und Ablehnung kundtun.
„Worte wirken. Sie dringen in den Kopf, das Herz, die Seele ein. Sie euphorisieren, wecken Urtriebe, verleihen ungeahnte Kräfte. Worte machen hörig. Sie machen andere mundtot, sie zerstören Menschen. Täter wissen das. Missbrauchstäter manipulieren die Gefühle und die Wahrnehmung der Betroffenen.”
Grenz-Psalm war ein Text von Dr. Andrea Pichlmeier, der Leiterin des Referats Bibelpastoral, überschrieben, den Domdekan Dr. Hans Bauernfeind als Antwortpsalm auf die Lesung vortrug. „Sprich: Licht! Denn dein Wort macht sichtbar, was wir nicht sehen wollen“, heißt es darin. Und weiter: „Sprich: Leben! Dein Wort ist mächtig, es ermächtigt, Ja zu sagen und Nein. Nein zu jedem Missbrauch, jeder Zweideutigkeit, jeder Grenzüberschreitung.“
Vor dem Schlusssegen und dem Vaterunser sprachen alle gemeinsam ein Gebet, in dem Gott um Kraft, Mut und Beistand gebeten wurde.
Die musikalische Gestaltung der Andacht lag in den Händen von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger an der Orgel, den Text der Lesung sprach Bettina Sturm.
Hier können Sie den Gebetstext des Abends und auch den Beitrag zur „Macht des Wortes“ nachlesen:
Hintergrund des Gebetstages
Die Deutsche Bischofskonferenz folgte auch in diesem Jahr der Anregung von Papst Franziskus und lud zum Gebetstag für Opfer sexuellen Missbrauchs ein. Dieser findet seit 2015 in zeitlicher Nähe zum „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ (18. November 2019) statt, der vom Europarat initiiert wurde.
Text: Wolfgang Krinninger/pbp