Warum überhaupt eine Maria-Hilf-Woche? So lautete die erste Frage von Bischof Stefan Oster in der Pfarrkirche St. Nikolaus von Neuötting. Und warum ein Gottesdienst mit der Bitte um Segen und Heil, war die zweite Frage. Auf beide gab er Antworten. Oster hat am Freitagabend, 21. Juni, die inzwischen neunte Maria-Hilf-Woche im Bistum Passau eröffnet. Zahlreiche Gläubige feierten den Pontifikalgottesdienst mit, musikalisch festlich und stimmungsvoll gestaltet durch den Kirchenchor Neuötting unter der Leitung von André Gold.
Die erste Eingangsfrage – warum eine Maria-Hilf-Woche –, ist leicht beantwortet: Weil die Gottesmutter Maria seit jeher eine große Rolle im Leben des Bischofs spielt – und zwar von seiner Geburt an, im Klinikum St. Marien, Amberg. Außerdem sei er Salesianer, so Oster in seiner Predigt. Ordensgründer Don Bosco habe Maria besonders unter ihrem Titel „Hilfe der Christen“ verehrt, er habe während der kirchenfeindlichen Einigungskampfes in Italien besonders auf ihre Hilfe vertraut – und ihr schließlich in Turin die Maria-Hilf-Basilika erbaut, Mutterhaus der Salesianer Don Boscos. Und dann – hier rundet sich die biografische Herleitung, sei er an eben diesem Festtag, „Hilfe der Christen“, am 24. Mai 2014 zum Bischof von Passau geweiht worden. Außerdem gäbe es im Bistum mit Altötting den bedeutendsten Marienwallfahrtsort Deutschlands, betonte Oster in der Nachbarstadt Neuötting. All das zusammen habe ihn auf die Idee gebracht, eine jährliche Maria-Hilf-Woche auszurufen.
Doch zu was solle uns Maria eigentlich helfen? Vor allem solle uns die Mutter Gottes im Glauben stärken. Soweit, so klar. Was „glauben“ aber eigentlich heißt, legte Bischof Stefan den Gottesdienstbesuchern in aller Klarheit und Kürze nochmals dar. Wir alle neigten dazu, die Welt auf das zu reduzieren, was wir sehen, berühren, riechen, schmecken könnten. Im Glauben hingegen öffne sich eine über oder hinter der Welt liegende Wirklichkeit: „Unsere Welt ist nicht allein die sichtbare Welt“. Sie werde größer durch den Glauben, wir verstünden so besser, wo wir herkämen und hingingen; wir lernten die Schöpfung schätzen und jeden Menschen als Kind Gottes zu schätzen. Das mache unser Verhältnis zur Welt anders, so Oster: „Wir treten ein in eine andere Wirklichkeit“. Und eben dabei helfe uns Maria: Gott, Jesus besser zu sehen, kennenzulernen.
Die Predigt zum Nachhören:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Und das wiederum führe zur Antwort auf die zweite Eingangsfrage. Denn Gott möchte vor allem, dass wir heil werden, er schenkt mit seinem Sohn Jesus Heil, Segen, Segnung. Damit sei der Sinn eines solchen Abends bzw. Gottesdienstes die Bitte sowohl um Heilung von körperlichen Gebrechen, vor allem aber die Bitte um eine Heilung des Herzens, um die es uns unser ganzes Leben lang gehen müsse. „Heil im Herzen werden heißt liebesfähiger werden, mehr in die Nähe Gottes zu finden und dadurch auch den Anderen, den Nächsten zu lieben“, brachte es Bischof Stefan auf den Punkt. In den Glauben finden bedeute zu verstehen, dass wir Familie seien, Kinder Gottes. Darin könne und möge uns Maria, die Hilfe der Christen, unterstützen.
Im Anschluss an die Eucharistiefeier leitete „Gastgeber“ Dekan Heribert Schauer, Stadtpfarrer von Neuötting über zum zweiten Teil des Abends mit Aussetzung, Anbetung, der Möglichkeit zu Beichte und Krankensalbung sowie abschließendem Einzelsegen mit der Monstranz. Dazu wurden die Monstranz und die festlich geschmückte Pfarrkirche in stimmungsvolles Licht getaucht. Dekan Schauer lud herzlich ein, die Chance zu nutzen, Heil und Heilung zu erfahren. Viele Gläubige folgten dem gern, überdies angeregt durch das lebendige Beichtzeugnis von Johannes Schlederer. Bei allen, die trotz Sommerwetter und EM-Fußball gekommen waren, hatte sich Bischof Stefan schon eingangs bedankt: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie hier sind!“
So wurde die Eröffnung der Maria-Hilf-Woche zu einer tiefen geistlichen Erfahrung. Dazu trugen auch die vielen Kon- und Mitzelebranten bei: Domdekan Hans Bauernfeind (Passau), Dekan Heribert Schauer, Stadtpfarrer Erwin Jaindl (Burghausen), Pfarrer Ludwig Samereier (Reischach), Pfarrer Bernhard Saliter (Krankenhausseelsorger Altötting), Pfarrer Peter Meister (Haiming), Pfarrer Hermann Schächner (Unterneukirchen), Domkapitular i.R. Josef Fischer, Stadtpfarrer i.R. Günther Mandl sowie Pater Benjamin Bakowski, Pater David Kolodziejczyk und Pfarrvikar Deva Gudipalli (alle Altötting). Heil und Heilung mit Unterstützung der Gottesmutter zu finden sind nun alle Gläubigen im Rahmen der Maria-Hilf-Woche eingeladen, die noch bis zum 29. Juni gefeiert wird.
Artikel und Bilder: Wolfgang Terhörst