Die Erstkommunion und die Folgejahre spielen bei der Firmentscheidung Jugendlicher eine große Rolle. Wie kann hier unterstützende Begleitung aussehen und welche Rolle kann der neue „Youcat for Kids“ spielen?
Es war ein bewusster Schritt mit einem klaren Ziel: Jugendlichen soll eine eigenständige Entscheidung für das Sakrament der Firmung ermöglicht werden. Deshalb hat Passaus Bischof Dr. Stefan Oster SDB im vergangenen Jahr das Firmalter im gesamten Bistum Passau auf 16 Jahre heraufgesetzt. Begleitet wird die viel diskutierte „Firmung ab 16“ von dem so genannten „Passauer Konzept“, einem pastoralen Gesamtkonzept mit drei Phasen, das bereits bei der Erstkommunion startet. Denn Phase 1 zielt auf Kinder zwischen neun und elf Jahren ab und geht schon in diesem Jahr in die praktische Umsetzung. „Mit Blick auf die Firmung scheint Phase 1 zunächst weit weg zu sein. Doch uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder und später die Jugendlichen erfahren, dass sie in der Kirche gesehen und vor Ort wahrgenommen werden. Dass es da Gläubige gibt, die sagen: Ihr seid es uns wert, dass wir uns mit euch beschäftigen und mit euch über den Glauben reden“, so Seelsorgeamtsleiter Dr. Hans Bauernfeind.
„Wir wollen, dass sich die Kinder und Jugendlichen in der Kirche beheimatet wissen!”
Es gehe um die Kinder und Jugendlichen selbst, um eine Seelsorge, die sie ernst nimmt. „Wir wollen, dass sie sich in der Kirche beheimatet wissen“, betont Bauernfeind. Die Konzeptentwicklung für Phase 1 wurde in bewährte Hände gelegt: Zuständig ist das Referat Ehe Familie Kinder unter Leitung von Helene Uhrmann-Pauli. Sie betont, dass künftig mit der Erstkommunion der Weg für alles Weitere grundgelegt werden soll. „Im Zuge der Erstkommunion sind die Kinder voll Eifer und Freude mit dabei. Natürlich sind für sie und ihre Eltern zu diesem Zeitpunkt alle Infos dazu, wie es Richtung Firmung weitergehen kann, bedeutsam“, so Uhrmann-Pauli. Genau diese Informationen sollen verstärkt vermittelt werden. Davon abgesehen hält sie es für besonders wichtig, die Kinder in Phase 1 mit all ihren Fragen in den Mittelpunkt zu stellen, ihnen nichts „überzustülpen“. „Kinder sind Meister und Experten im Entdecken der Welt. Sie erschließen sich die Welt mit ihren Fragen. Gerade im Zuge der Erstkommunion, aber natürlich auch schon davor, kommen sie mit den Geschichten von Jesus und mit dem Glauben in Kontakt“, weiß Uhrmann-Pauli.
Die grundsätzliche Konzeption der Angebote, mit denen die doch recht lange Zeit nach der Erstkommunion bis zur Firmung ab 16 Jahren gestaltet werden soll, ist für Phase 1 bereits abgeschlossen – nun gehe es laut Uhrmann-Pauli darum, Materialien zu entwickeln und alles zu verschriftlichen, damit die Ehren- und Hauptamtlichen in den Pfarreien gut damit arbeiten können. Drei Programmpunkte wurden geschaffen. Allen voran: Der Kinderbibeltag. Das Programm für diesen Tag wird künftig jährlich neu vom Referat Ehe Familie Kinder konzipiert und als Handreichung an die Pfarreien herausgegeben, so dass sie auf dieser Basis eigene Kinderbibeltage für die Neun- bis Elfjährigen anbieten können. Grundsätzlich soll der Kinderbibeltag den Kindern einen Erfahrungsraum eröffnen, in dem sie Jesus und seiner Botschaft begegnen können. In diesem Jahr soll den Kindern auf spielerische Art und Weise Bartimäus vorgestellt werden, der blinde Bettler aus Jericho, der von Jesus Christus wegen seines starken Glaubens geheilt wurde.
Bereits Anfang Juli wird es laut Uhrmann-Pauli einen Erlebnistag geben, der zum neuen Kinderbibeltag hinführt. „Den ehren- und hauptamtlichen Helfern wird so ermöglicht, den Kinderbibeltag im Entwurf zu erleben. So sind sie bestens gerüstet für die Realisierung in ihrer Pfarrei.“ Neben der Durchführung von Kinderbibeltagen sollen die Pfarreien zudem ermuntert werden, mehrmals jährlich so genannte Kinderkreise anzubieten, in denen die Kinder mit ihren Lebens- und Glaubensfragen viel Raum haben. „Beispielsweise alle drei Monate könnte man Treffen zu wichtigen Themen im Jahreskreis organisieren“, so Uhrmann-Pauli. Ergänzt wird das Angebot um eine jährliche Unterstützung für Eltern, den „Elternsupport“. Und das ist besonders wichtig. „In dieser Phase stehen wir in hoher Verantwortung den Eltern gegenüber. Wir möchten sie zum einen in ihrer Erziehungsarbeit stärken, und zum anderen in Kontakt mit ihnen kommen.
„Die Kinderbibel ist die Grundlage – das erste Buch, das die Kinder in Kontakt mit dem Glauben bringt.”
Die Eltern sollen wissen, worum es in Phase 1 geht und was die Kinder mitnehmen können.“ Sie weist darauf hin, dass in Phase 1 und insbesondere im Hinblick auf die neuen Unterstützungsangebote für Eltern der vor einem dreiviertel Jahr veröffentlichte „Youcat for Kids“ eine wichtige Rolle spielen wird. Dabei handelt es sich um eine verständliche Einführung in die Glaubenslehre der katholischen Kirche – speziell für Kinder und in Frage-Antwort-Form aufbereitet. „Von unserer Seite her möchten wir den ‚Youcat for Kids‘ zunächst den Eltern an die Hand geben und empfehlen, ihn gemeinsam mit den Kindern zu nutzen und den Fragen der Kinder nachzuspüren“, so Uhrmann-Pauli, die das Büchlein als sinnvolle Ergänzung und gute Hilfestellung empfindet. „Was ganz wichtig ist: Man kann den ‚Youcat for Kids‘ den Kindern nicht einfach in die Hand drücken und sagen: Da steht alles drin, was du wissen möchtest. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein Buch, das Interaktion braucht.“ Der „Youcat for Kids“ bringe Kinder und ihren Eltern über den Glauben und religiöse Fragen ins Gespräch. „Beide Seiten werden auf Entdeckertour geschickt, um Antworten zu finden.“ In diesem Zusammenhang betont die Leiterin des Referats Ehe Familie Kinder aber auch, dass der „Youcat for Kids“ keinesfalls als Ersatz für die bewährte Kinderbibel anzusehen sei. „Die Kinderbibel ist die Grundlage – das erste Buch, das die Kinder in Kontakt mit dem Glauben bringt und in vielen Geschichten vom Leben Jesu und der Glaubensgeschichte der Menschen erzählt“, sagt Uhrmann-Pauli und betont, dass die Kinderbibel für viele Erstkommunionkinder zu einem langjährigen, wichtigen Begleiter werden kann.
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Florian Kandler
Referent für Sakramentenpastoral und Ehe-Familie-Kinder