
In den Exerzitien im Alltag nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ihre Beziehung zu Gott, um immer offener zu werden für ihn in Ihrem ganz konkreten, persönlichen Leben. Exerzitien im Alltag sind eine besondere Zeit, die gestaltet sein will. Machen Sie Erfahrungen, was zu Ihnen und Ihrem Alltag passt, finden Sie eine Balance zwischen Selbstdisziplin und Gelassenheit.
Getragen sein mutig anfangen

Wenn du neu beginnst
bin ich an deiner Seite.
Wenn du voller Schwung bist
bin ich an deiner Seite.
Wenn du erwartungsvoll nach
vorne schaust
bin ich an deiner Seite.
Wenn du mutlos bist
bin ich an deiner Seite.
Wenn du dich alleine fühlst
bin ich an deiner Seite.
Wenn du aufgeben willst
bin ich an deiner Seite.
Darum fürchte dich nicht
– spricht Gott.
1. Impuls: Meinen Platz bereiten
Ich habe mich entschlossen, in dieser Fastenzeit Exerzitien im Alltag zu machen. „Exerzitien“ heißt „Übungen“ – ich übe, Gott in meinem Leben Platz zu geben. Dieses Üben benötigt ein bisschen Vorbereitung. Wie ich bei sportlichen Übungen z. B. die Jogging-Klamotten anziehe oder Platz für den Hometrainer suchen muss, so brauche ich einen Platz für meine geistlichen Übungen. Wie für das Üben eines Musikinstrumentes Zeit nötig ist, so räume ich mir Zeit für meine geistlichen Übungen ein. Gottes Geist wird mir dabei helfen, beides zu finden.
Ich bete:
Heiliger Geist,
öffne mich für Gottes Dasein in meiner Welt.
Gib mir Fantasie und Mut,
um Gott in meinem Alltag einen Platz zu bereiten.
Ich danke dir für deinen Beistand.
Amen.
• Ich gehe durch meine Wohnung und finde einen Platz für meine geistlichen Übungen. Oder ich überlege, wo sonst ein Ort dafür sein kann (z. B. im Zug, wenn ich damit zur Arbeit pendle, auf der Walkingrunde, die ich sowieso jeden Tag alleine mache …)
• Ich gestalte meinen Platz (z. B. mit einer guten Sitzgelegenheit, einer Kerze, einem Kreuz, einer Ikone …)
• Ich schaffe eine Insel für mich und Gott, auch wenn rundherum möglicherweise Chaos ist.
• Ich bedenke meinen Tagesablauf und finde eine Zeit für meine geistlichen Übungen. Es muss nicht jeden Tag die gleiche Zeit sein.
• Ich finde Wege, mich nicht ablenken zu lassen: einen Zettel an die Tür hängen
„Bitte nicht stören“, mich entschließen, nicht ans Telefon zu gehen, Handy in einem anderen Raum lassen, Papier und Stift bereitlegen, falls mir in der Gebetszeit etwas einfällt, das ich nicht vergessen darf …
• Ich nehme meinen gefundenen Platz ein. Ich atme tief durch.
„Gott, ich bin da. Du bist da. Es ist gut.“
Ich freue mich auf die kommende Zeit.
2. Impuls: Mit allen Sinnen wahrnehmen
Wie oft hetzen wir durch das Leben und übersehen dabei alles Schöne; bei den Exerzitien im Alltag ist es wichtig, sich auf einen Weg zu begeben und sich
ganzheitlich ansprechen zu lassen. Die eigene Wahrnehmung soll neu geweckt werden. Dazu dient die heutige Übung.
Ich gehe ins Freie und mache dort einen möglichst ungestörten Spaziergang. Ich gehe in einem Tempo, das für mich gerade passt. Das Tempo kann ich während des Spazierganges beliebig wechseln.
Ich lasse das Denken, Beurteilen und Grübeln zurück.
Ich lasse mich ansprechen, von allem was mir begegnet.
• Ich gehe und schaue eine Weile nur, was ich sehen kann. Ich bin offen für die Eindrücke. Ich lasse mich von dem, was da ist, anschauen. Es ist ein gelassenes Schauen ohne analysieren und denken. Ich sehe mich satt an der Natur (Bäume, Wolken, Erde, Gras, Vögel …).
• Ich höre. Ich bin ganz Ohr und nehme die Geräusche wahr (Vögel, Autos, Wind, Geplätscher von Wasser …).
• Ich rieche (Wasser, Luft, frische Erde …).
• Ich spüre (die eigene Fußsohle, Kleidung am Körper, Wind im Gesicht, Erde in meinen Händen, Sonnenstrahlen, Baumrinde …).
• Ich nehme mich selbst im Ganzen wahr. Ich spüre nach, was da ist und lasse das Wahrgenommene nachklingen.
Ich nehme mir das Schriftwort mit in den Tag:
„Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?“ Ps 8, 4 – 5
Gebet
Aufmerksamer Gott,
ich danke dir für alles, was mir heute begegnet ist.
Für all das Gute in meinem Leben und für deine wunderbare Schöpfung.
Spende du mir Lebenskraft und begleite mich.
Amen.
3. Impuls: Standortbestimmung
Ich nehme meinen Platz ein. Ich atme tief durch.
„Gott, ich bin da. Du bist da. Es ist gut.“

Ein Labyrinth mit Wegen:
Manche gehen weit
außen herum,
andere sind nah an der Mitte.
Viele Kehren sind zu sehen,
oft weiß man nicht,
was dahinter kommt.
Einige Wege sind verborgen,
wie im Nebel,
andere sind klar sichtbar.
Ich schaue auf meine aktuelle Lebenssituation:
Wo würde ich mich zur Zeit in diesem Bild verorten?
Ich nehme wahr, wie es ist.
Ich bringe meine Gedanken und Gefühle dazu vor Gott.
Für den Tag
„Fürchte dich nicht! – So höre ich heute immer wieder mit meinem inneren Ohr“
Durchblick
Wenig wissen wir von dem, was uns erwartet.
Wie von Nebel bedeckt die Sicht auf das Kommende.
Was ich glaube: Meine Schritte sind geführt.
Was ich erhoffe: Mein Weg hat ein Ziel.
Worauf ich vertraue: Ich werde erwartet.
Daniel Esch
4. Impuls: Auf Adlersflügeln getragen sein
Ich nehme meinen Platz ein. Ich atme tief durch.
„Gott, ich bin da. Du bist da. Es ist gut.“
„Er hüllte ihn ein, gab auf ihn acht und hütete ihn wie seinen Augenstern, wie ein Adler sein Nest ausführt und über seinen Jungen schwebt, seine Schwingen ausbreitet, eines von ihnen aufnimmt und es auf seinem Gefieder trägt.„
Deut 32,11
Was für ein wunderbares Bild uns diese Bibelstelle aufzeigt: Gott als starker Adler, der mich auffängt und trägt. Solche Bilder können wir besonders in schwierigen Zeiten und Momenten unseres Lebens brauchen. Denn auch dann, wenn unsere Kraft nicht ausreicht, ist Gott zur Stelle. Er fängt uns auf und trägt uns auf Adlersflügeln zu sich. Das ist uns durch das Wort der Bibel versprochen. Daran dürfen wir glauben, darauf vertrauen. Was auch geschieht: ER fängt mich auf, nimmt mich auf seine Flügel, ER trägt mich durch die Zeit!
Ich lasse das Bild der Bibelstelle in mir wirken und nachklingen.
• Was bedeutet es für mich, sicher auf Adlersflügeln getragen zu sein?
• Wann verspüre ich dieses Gefühl?
Diesen Liedvers nehme ich mit in den Tag:
“Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet.
Der dich erhält wie es dir selber gefällt.
Hast du nicht dieses verspüret?“
Gotteslob Nr. 392,2
Gebet
Guter Gott,
segne mich und steh mir bei in allen Situationen meines Lebens.
Schenke mir starke Flügel und den Mut diese auszubreiten.
Fange mich auf, wenn ich falle und bewahre mich in deinem Frieden.
Amen.
Liedvorschläge
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Tagesrückblick
Einmal am Tag, vielleicht am Abend, nehme ich mir Zeit, um auf meinen Tag zurückzuschauen. Alles, was ich erlebt, gehört, getan und erfahren habe, bringe ich vor Gott und darf es zusammen mit seinem liebenden Blick anschauen. Es geht um mich, um Gott und um meine Lebensgestaltung gemeinsam mit ihm.
Innehalten
Durch- und Aufatmen: Ich habe Zeit!
Ich bin da. Gott ist da, mit mir.
Wahrnehmen
Ich schaue auf den Tag: Was nehme ich wahr?
Ich lasse kommen, was an Erinnerungen, Ereignissen,
Gedanken, Empfindungen … da ist.
Ich verweile, wo mich etwas berührt, beschäftigt, aufwühlt ….
Danken
Was hat mir gut getan?
Wo habe ich Ermutigung, Trost, Hoffnung gespürt?
Wodurch wurde ich beschenkt?
Versöhnen
Wo habe ich Misstrauen, Angst, Entmutigung gespürt?
Was will sich in mir ordnen, versöhnen, befreien?
Ich bitte Gott um seinen Beistand.
Bitten, danken, klagen, loben
Ich bringe vor Gott, was jetzt in mir da ist.
Wie mit einem guten Freund, einer guten Freundin, darf
ich mit ihm reden.
Vorausschauen
Ich schaue auf das, was (morgen) vor mir liegt
und bitte Gott um Kraft, Mut, Beistand, seine Begleitung.
Beenden
Mit einer Geste, einem Vaterunser oder Kreuzzeichen,
beende ich den Tagesrückblick.