Weltkirche

Experten-Hearing zur Umsetzung der Enzyklika Laudato si’

Armin Berger am 30.09.2019

2019_News_Blumenwiese_Symbolbild_natur_laudato_si_ab Symbolbild / Armin Berger

Mit einem Experten-Hearing hat am Freitag, 27. September 2019, das Projekt „Nachhaltige Entwicklung im Licht von Laudato si’ begonnen, das die Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat. Dazu kamen in Berlin Fachleute aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kirche zusammen, um über die vordringlichen Aufgaben bei der sozial-ökologischen Transformation zu diskutieren, die Papst Franziskus in seiner Umwelt- und Sozialenzyklika vor drei Jahren gefordert hat.

Bei­trä­ge der Kir­che zum Gelin­gen die­ses Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­ses sind das Haupt­the­ma des neu­en wis­sen­schaft­li­chen Pro­jekts, das von der Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe Welt­wirt­schaft und Sozi­al­ethik“ der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz unter der Lei­tung von Prof. DDr. Johan­nes Wal­la­cher (Mün­chen) durch­ge­führt wird. Sie hat­te im ver­gan­ge­nen Jahr die Stu­die Raus aus der Wachs­tums­ge­sell­schaft? Eine sozi­al­ethi­sche Ana­ly­se und Bewer­tung von Post­wachs­tums­stra­te­gien“ (2018) ver­öf­fent­licht und damit eine wich­ti­ge Vor­ar­beit für das neue Vor­ha­ben geleis­tet. In der Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe arbei­ten Sozi­al­ethi­ker, Öko­no­men und Umwelt­ex­per­ten gemein­sam zu welt­wirt­schaft­li­chen The­men, die die kirch­li­che Arbeit betreffen.

Wir wol­len den Wan­del nach unse­ren Mög­lich­kei­ten unter­stüt­zen“, erklär­te der Vor­sit­zen­de der Kom­mis­si­on Welt­kir­che, Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick (Bam­berg), in sei­ner ein­lei­ten­den Anspra­che. In der Enzy­kli­ka Lau­da­to si’ sei­en Schöp­fungs­theo­lo­gie und Umwelt­ver­ant­wor­tung als Quer­schnitts­the­men von Theo­lo­gie und Kir­che dar­ge­stellt wor­den. Wir hal­ten es für unver­ant­wort­lich, ange­sichts der kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen, die das Leben auf der Erde bedro­hen, und der dra­ma­ti­schen Armuts­pro­ble­me den Kopf in den Sand zu ste­cken“, unter­strich Erz­bi­schof Schick. Sei­ner Ein­schät­zung nach kann die Kir­che ins­be­son­de­re zum not­wen­di­gen Kul­tur- und Wer­te­wan­del, der die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on stützt und antreibt, einen beacht­li­chen Bei­trag leis­ten. Auch sei das glo­ba­le Netz­werk der katho­li­schen Welt­kir­che eine groß­ar­ti­ge Res­sour­ce, die zu einem Per­spek­tiv­wech­sel – hin zu einem über­na­tio­na­len, welt­ge­sell­schaft­li­chen Den­ken – bei­tra­gen“ könne. 

Wir hal­ten es für unver­ant­wort­lich, ange­sichts der kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen, die das Leben auf der Erde bedro­hen, und der dra­ma­ti­schen Armuts­pro­ble­me den Kopf in den Sand zu stecken.”

Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche

Prof. Wal­la­cher beton­te die Not­wen­dig­keit der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit und Soli­da­ri­tät mit armen Men­schen und mit Län­dern, die beson­ders ver­wund­bar sind. Die Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels und der welt­wei­ten Armut könn­ten nicht getrennt von­ein­an­der bewäl­tigt, son­dern müss­ten als eine zusam­men­hän­gen­de Auf­ga­be ver­stan­den wer­den. Die Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe wer­de in ihrer Arbeit eine inte­grier­te Per­spek­ti­ve und beson­ders auch die glo­ba­le Dimen­si­on in den Blick neh­men. An den jüngs­ten Beschlüs­sen der Bun­des­re­gie­rung kri­ti­sier­te Prof. Wal­la­cher, dass ver­säumt wor­den sei, die rich­ti­gen Preis­si­gna­le zu set­zen und kon­se­quent die Sub­ven­tio­nie­rung kli­ma­schä­di­gen­den Ver­hal­tens abzu­schaf­fen. Aus öko­lo­gi­schen wie aus wirt­schaft­li­chen Grün­den wäre dies not­wen­dig gewesen.

Dr. Janez Potoč­nik vom UN Inter­na­tio­nal Resour­ce Panel stell­te in sei­nem Bei­trag eine Dis­kre­panz fest zwi­schen dem not­wen­di­gen und tief­grei­fen­den, auf Lang­fris­tig­keit und Nach­hal­tig­keit aus­ge­rich­te­ten sozi­al-öko­lo­gi­schen Wan­del einer­seits und der Tat­sa­che, dass Poli­tik, Unter­neh­men, öffent­li­che Ein­rich­tun­gen und die Finanz­wirt­schaft viel zu oft einer all­zu kurz­fris­ti­gen Logik folg­ten, ande­rer­seits. Dies behin­de­re effi­zi­en­tes und stra­te­gi­sches Han­deln. Dr. Potoč­nik dia­gnos­ti­zier­te außer­dem einen deut­li­chen Man­gel an Ver­ständ­nis dafür, was wirk­lich wich­tig für unser Wohl­be­fin­den ist“. An der Ver­an­stal­tung nah­men Wis­sen­schaft­ler und Ver­tre­ter aus Poli­tik und Gesell­schaft, der Bis­tü­mer, der kirch­li­chen Hilfs­wer­ke, des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), der Diö­ze­san­rä­te und katho­li­schen Ver­bän­de teil. Bei der Ver­an­stal­tung dis­ku­tier­ten außer­dem Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin a. D. Dr. Bar­ba­ra Hendricks, der Gene­ral­se­kre­tär der Bun­des­stif­tung Umwelt, Alex­an­der Bonde, der Wirt­schafts­öko­nom Dr. Linus Mattauch vom Insti­tu­te for New Eco­no­mic Thin­king der Uni­ver­si­tät Oxford, Dr. Lukas Köh­ler MdB und Karin Kort­mann von der Gesell­schaft für inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit in Berlin. 

Das Pro­jekt Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung im Licht von Lau­da­to si’ “ ist auf vier bis fünf Jah­re ange­legt. Auf der Grund­la­ge der Vor­schlä­ge und Dis­kus­sio­nen in dem Hea­ring wird die Sach­ver­stän­di­gen­grup­pe Welt­wirt­schaft und Sozi­al­ethik“ wei­te­re Schrit­te des Pro­jekts planen.

(Text: Pres­se­stel­le DBK)

Die Anspra­che von Erz­bi­schof Dr. Lud­wig Schick ist hier als pdf-Datei sowie unter www​.dbk​.de verfügbar.

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