
„Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und Frucht bringen in Geduld“, so erklärt Jesus seinen Jüngern das Gleichnis vom Sämann im Lukas-Evangelium. Beim Sakrament der Firmung entscheiden sich die Firmlinge dafür, genau das zu tun: das Wort Gottes zu hören, es aufzunehmen und auf ihrem Lebensweg mitzutragen. Sie entscheiden sich für den Glauben.
In der Pfarrei Frauenau-Lindberg spendete vergangenen Samstag Bischof Stefan Oster 22 Firmlingen in zwei Messen das heilige Sakrament der Firmung. Die Besonderheit: die Firmlinge waren zum Zeitpunkt der Firmung alle mindestens 16 Jahre alt. Eine Neuerung im Bistum Passau, wo 2018 der Entschluss gefasst wurde, das Firmalter auf 16 Jahre heraufzusetzen.
Pfarrer Lorenz Glatz freute sich ganz besonders, anlässlich der Firmung Bischof Oster in der Pfarrkirche in Lindberg begrüßen zu dürfen. Die Firmlinge haben, so Pfarrer Glatz, in Zeiten der Corona-Pandemie keine leichte Firm-Vorbereitung erlebt. Neben einigen Aktionen und Gottesdiensten der Pfarrei, spielte sich diese nämlich, wie so vieles andere, hauptsächlich online ab. Umso mehr sollten sie am Tag ihrer Firmung im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Auch wenn nicht immer alles nach Plan laufe, sollen die Jugendlichen ihre junge Energie und ihre Ideen im Leben nutzen, fügte Bürgermeister Gerd Lorenz hinzu. „Euch steht die Welt offen!“
Die Firmlinge selbst haben die Vorbereitungszeit trotz allem positiv erlebt. Annalena und Sophie, 16 und 17 Jahre alt, sind beide Ministrantinnen in der Pfarrei. Sie konnten dadurch nicht nur die Aufgaben bearbeiten, die ihnen per E‑Mail regelmäßig zugesendet wurden, oder online Gottesdienste anschauen, sondern auch Aktionen wie das Sternsingen in ihr Firmbuch mit aufnehmen. Annalena erinnert sich außerdem besonders gern an die wenigen Gelegenheiten, zu denen sich die Firmlinge abends gemeinsam zum Essen zusammensetzen konnten. Dem konnte sich Lukas nur anschließen. Vor allem die Vorbereitungen auf den Tag der Firmung direkt in der Kirche blieben positiv in Erinnerung. Da sei dann auch das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe aufgekommen, ergänzte der 17-jährige Christoph. Lukas findet es außerdem gut, dass er erst mit 16 Jahren zur Firmung gehen durfte. „Man kann sich noch besser entscheiden, ob man es wirklich machen möchte“, so seine Sichtweise. Dem stimmt Annalena zu. Zwar sei es besonders für diejenigen, die bereits eine Ausbildung begonnen haben, zwischenzeitlich auch oft stressig geworden, aber die Entscheidung an sich sei durch das höhere Alter eine bewusstere gewesen.
Die Firmung ist die Bestätigung der Taufe und soll eine aktive Entscheidung für den Glauben sein. Sie wird auch als das „Sakrament der Mündigkeit“ bezeichnet. Mit 16 Jahren befinden sich die Firmlinge nun in einer Lebensphase, in der viel passiert und in der sie erwachsen werden. Der Glaube kann dabei eine Stütze sein auf den nächsten prägenden Schritten des Lebenswegs. Auf den Lebensweg der Firmlinge ging Bischof Stefan Oster in seiner Predigt noch einmal ganz speziell ein und sprach dabei das Gleichnis vom Sämann an, das zuvor im Evangelium verlesen worden ist. Die Seele des Menschen sei — wie im Gleichnis — ein Ackerboden, manchmal aber auch ein steiniger Weg oder Dornengestrüpp. Auf die verschiedenen Untergründe sät der Sämann im Gleichnis Samen, wobei der Samen das Wort Gottes ist. „Anteile davon sind in jedem von uns“, so Oster über die verschiedenen Untergründe. Nur auf gutem Ackerboden jedoch könne die Saat Früchte tragen. Das Herz von jungen Menschen sei meistens offen. Entscheidend aber ist auch immer, was gesät wird. Jeder wisse, was es mit einem macht, wenn etwas Schlechtes in die Seele gesät wird. Wenn jemand nicht an uns glaubt und uns zu verstehen gibt, dass wir etwas lieber gar nicht erst ausprobieren sollten. Anders aber ist es, erklärte Bischof Oster, wenn das Gegenteil passiert und jemand uns sagt: „Probier mal, ich glaub das kannst du!“ Die Firmlinge in dem, was sie tun, zu bestärken, ist so auch die Aufgabe der Firmpaten.
Gleichzeitig seien die Paten auch Menschen, die den Firmlingen zeigen, dass es einen Vater im Himmel gibt. „Als Kirche glauben wir, dass wir eine Gottesfamilie sind“, sagte Bischof Oster und lud die Firmlinge dazu ein, ihre Beziehung zu Gott als Vater dieser Familie zu pflegen. Um das zu tun, riet er den Firmlingen, jeden Tag zwei Dinge zu tun. Zum einen könne man abends den vergangenen Tag Revue passieren lassen und Gott dafür danken. Zum anderen könne man sich Gott zum Vorbild nehmen und Gutes bewirken: „Mach immer wieder irgendwas Gutes, wofür du keinen Applaus bekommst. Wobei dich vielleicht niemand sieht.“
Zur anschließenden Firmspendung traten die Firmlinge einzeln mit ihren Paten nach vorn, wo ihnen Bischof Stefan Oster die Hand auflegte. Nach jedem Firmling mussten erstmal die Hände desinfiziert werden. Eine Begleiterscheinung der Corona-Pandemie, wegen der die Firmung letztes Jahr gar nicht erst stattfinden konnte. Vor diesem Hintergrund scheint es noch wichtiger, was Bischof Oster den jungen Erwachsenen am Tag ihrer Entscheidung für den christlichen Glauben vor allem mitgeben wollte: „Wenn man im Glauben getragen ist, dann steht man auch schwierige Zeiten ganz anders durch.“
Am Ende der Gottesdienste, die von der Gesangsgruppe Trost musikalisch begleitet wurden, bedankten sich die Neugefirmten beim Passauer Bischof für die Spendung der Firmung. Besonderer Dank galt zudem allen, die sie auf diesen Tag vorbereitet und sie tatkräftig unterstützt haben, darunter vor allem auch die Eltern, Paten, Pfarrer, Diakon und das Firmteam der Gemeinde. Der Firmtag werde ihnen allen „lange in Erinnerung bleiben“.