Zum zweiten Mal hat das Bistum Passau während der Corona-Pandemie Fronleichnam gefeiert. Für Bischof Stefan Oster ist das Hochfest "nicht nur eine folkloristische Eigenart der Katholiken, sondern die eigentliche Nahrung der Welt".
In diesen Zeiten ist auch das traditionelle Hochfest eine Gelegenheit, sich die “großen Fragen” zu stellen: Wie entwickelt sich unsere Welt und Gesellschaft? Für Bischof Stefan Oster, der an diesem Fronleichnamstag seinen 56. Geburtstag feierte, fußen nicht nur die Naturwissenschaften auf objektive Wahrheiten — auch eine gemeinsame Wertebasis aller Kulturen sei zu spüren. “Es gibt das Wahre, Schöne und Gute”, stellte er in seiner Predigt im Passauer Dom fest, und zwar unabhängig von unserer Bewertung. Sogar ein objektiver Begriff von Schönheit sei nicht von der Hand zu weisen: Höchste Kunst wie die Pietà von Michelangelo könne man schließlich kaum mit einem “Ganz nett” abtun.
Wenn nun in unsere Welt so etwas Schönes “hineingezeichnet” ist, wie es der Bischof beschrieb, müsse es eine Instanz geben, die es geschaffen hat. “Diese Instanz nennen die meisten Kulturen Gott.” Wir Christen glauben, so Bischof Oster weiter, dass dieser Gott in Jesus zu uns gekommen ist. Diese lade uns ein, “immer wieder das Wahre, Schöne, Gute zu sehen”.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Zum zweiten Mal konnte aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen die Fronleichnamsprozession nicht wie gewohnt mit allen Gottesdienstbesucherinnen und ‑Besuchern durch die Altstadt führen. Stattdessen zogen alle, die an der Liturgie beteiligt waren, mit Bischof Oster, der die Monstranz trug, in einer “kleinen Prozession” zum aufgebauten Altar am Domplatz. Der Segen, den der Bischof dort spendete, die Gebete, aber auch die Musik der Diözesanblechbläser — und die Böllerschüsse sowieso — waren im Dom zu hören.
“Bei einer normalen Fronleichnamsprozession tragen wie unsere Mitte vor uns her”, so der Bischof zuvor in der Predigt. Wenn die Bezugnahme zu dieser Mitte verlorengehe, drehe sich alles nur um die eigene Befindlichkeit. Fronleichnam, sagte er, mache dies sichtbar, so wie das ganze Abendland auf dieser Mitte aufgebaut sei.
Neben Vertreterinnen und Vertretern von Politik und Gesellschaft begrüßte Bischof Stefan auch einen besonderen Gast im Passauer Dom: seinen Vater, der seine Lebensentscheidungen stets mitgetragen habe.