
Bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats Passau am 21./22. März mit dem Titel „Synodalität im Bistum Passau: Echt jetzt?!“ ging es zentral um die Kultivierung einer synodalen Haltung. Neben Bischof Stefan Oster SDB stand Kardinal Ladislav Német SVD aus Belgrad auf dem Podium.
Die Synodalität im Bistum Passau und die Satzungsreform waren die beiden großen Themen der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats mit dem Titel „Synodalität im Bistum Passau: Echt jetzt?!“ Aus gutem Grund, denn diese beiden Themen werden das Bistum noch einige Jahre beschäftigen. Was die Synodalität betrifft, gilt es diese jetzt nach der 2024 beendeten Weltbischofssynode in Rom in den Bistümern – so auch in Passau – zu kultivieren. Und hinsichtlich der im nächsten Jahr anstehenden Wahlen zu Pfarrgemeinderäten, Dekanatsräten und Diözesanrat ist man auf dem Weg hin zu einer reformierten Satzung. Ein Video von Stefanie Hintermayr zeigt mehr zu einer ereignisreichen Diözesanratsversammlung:
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Reformierte Satzung
Die eingebrachten Änderungsanträge für eine reformierte Satzung wurden am Freitagabend abgestimmt und schließlich die Pfarrgemeinderatssatzung, die Gesamtpfarrgemeinderatssatzung und die Wahlordnung zu den Pfarrgemeinderäten einstimmig beschlossen. Auf deren Basis können jetzt im Sommer die anstehenden Wahlen 2026 vorbereitet werden. Diözesanratsvorsitzender Markus Biber erklärt: „Wesentliche Neuerungen sind, dass künftig weniger Personen in einen Pfarrgemeinderat gewählt werden müssen, entsprechend der Pfarreigröße. Neu geregelt ist zudem, dass künftig auch eine Doppelspitze oder ein Team an der Spitze eines Pfarrgemeinderats stehen kann.“ Des Weiteren werde es, bedingt durch die Einführung der Pastoralen Räume als übergeordnete Ebene der Pfarrgemeinden, auch auf dieser Ebene Räte geben mit einer neuen Satzung. Nach der Vorbereitung der reformierten Satzung durch die Satzungskommission werde diese dann bei der nächsten Diözesanratsvollversammlung im Herbst beschlossen, so Biber. Die anwesenden amtierenden Pfarrgemeinderäte bat er schließlich, ab sofort Vorschläge für geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu machen. Zum zweiten großen Thema Synodalität betonte er, dass dem Diözesanrat hierbei eine Schlüsselrolle zukomme. Die für das Bistum Passau wesentlichen Elemente der Weltbischofssynode wolle man jetzt gemeinsam erarbeiten und, gesteuert von der AG Synodaler Weg, in einem nächsten Schritt umsetzen. „Ganz wesentlich ist hier natürlich die Etablierung einer synodalen Haltung im Umgang miteinander, in den Räten, in den Pfarrgemeinden, und generell auf allen Ebenen des Bistums.“ Hier schloss sich Bischof Stefan Oster bei seinem Grußwort gleich an und verwies auf das Podiumsgespräch am Samstagvormittag mit Erzbischof Kardinal Ladislav Német SVD aus Belgrad zum Thema Synodalität. Er betonte: „Was mich hier freut ist, dass in unserem Bistum etwas vorangeht. Danke für das gemeinsame Unterwegssein.“
Vorstellung der Handreichung
Ein weiteres aktuelles Thema der Kirche von Passau stand am Freitag auf der Agenda: die Handreichung im Vorfeld der Veröffentlichung der Passauer Missbrauchsstudie, welche im Sommer – spätestens im Herbst – dieses Jahres publiziert wird. Generalvikar Josef Ederer, der sie vorstellte, betonte: „Mit dieser Handreichung wollen wir Sie, so gut es geht, sprachfähig machen. Wir wollen Sie bestmöglich unterstützen.“ Transparenz sei dem Bistum Passau schon seit vielen Jahren ein großes Anliegen, gerade auch beim Thema Missbrauch und Prävention, betonte Ederer. So werde in dieser Studie alles dargelegt und von Seiten des Bistums Passau die maximal mögliche Transparenz gewährleistet, versicherte er.
Synodal unterwegs im Bistum Passau
Welche Elemente der 2024 in Rom beendeten Weltbischofssynode auf Diözesanebene in den Bistümern umsetzbar sind, erörterten Bischof Stefan Oster SDB und Erzbischof Kardinal Ladislav Német SVD aus Belgrad dann am Samstag in ihren Statements auf dem Podium. Zuerst ergriff Kardinal Német das Wort nannte als ein Kernelement das Einander-Zuhören, eine seiner wichtigsten Erfahrungen aus der Weltbischofssynode. „Wir legten großen Wert darauf, dass es nicht zu einer parlamentarischen Großveranstaltung kommt, dass wir nicht debattieren, sondern dass wir einander zuhören und so die Bedeutung des Heiligen Geistes, der in jedem von uns wirkt, artikuliert werden kann.“ Eine weitere Erfahrung: „Dass eine offene, demokratische Haltung nicht nur die Gesellschaft, sondern gerade auch die Kirche bereichert.“ Toleranz und Akzeptanz seien auch insofern wichtig, weil in der Kirche häufig nicht die Mehrheit, sondern die Minderheit das Sagen hätte, so der Kardinal. Es gehe nur gemeinsam, so Német. „Synodalität ist ein ständiges Unterwegssein mit vielen anderen, auf dem Weg der gemeinsamen Suche. Somit ist sie immer auch Bewegung und Beziehung.“ Die Bewegung hin zu anderen erneuere unsere Kirche, was unser Miteinander in eine neue Richtung führen und einen Kulturwandel in der Kirche bewirken könne. Dass Frauen als Synodenteilnehmerinnen mit an den runden Tischen in Rom saßen, empfand er als bereichernd. Partizipation aller Katholikinnen und Katholiken gehöre zu diesem wichtigen Prozess unbedingt dazu. „Synodalität ist historisch, weil sie das ganze Volk Gottes am Prozess beteiligt.“
Die Sichtweise des Kardinals konnte Bischof Stefan Oster in seinem Statement im Anschluss nur bestätigen. Synodalität und Kirche-Sein, so ein Zitat von Papst Franziskus, dem er zustimmt, seien synonym und konstitutiv. Er zitierte aus dem Abschlussdokument zur Weltbischofssynode: „Eine synodale Kirche erkennen wir an blühenden zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Wesentlich sei auch unser missionarisches Wirken als Christinnen und Christen, so der Bischof. „Denn beides hängt zutiefst zusammen. Synodalität bedeutet, missionarische Jünger werden. Und missionarische Jünger werden bedeutet Synodalität.“ Niemals fehlen dürfe in diesem Prozess die geistliche Dimension; es brauche die geistliche Tiefe. Und – auch hier stimmte er Kardinal Német zu – eine wirkkräftige Methode sei grundsätzlich das Zuhören und Hören auf den Heiligen Geist.
Im Anschluss an die beiden Impulse hatten die Gremienmitglieder noch Gelegenheit, ihre Fragen im Plenum zu stellen. Zur Frage, ob Frauen in der katholischen Kirche nicht am Rand ständen und es mehr Partizipation brauche, antwortete Kardinal Német: „Wir brauchen nicht überall die gleichen Kompetenzen.“ Frauen hätten in unserer modernen Gesellschaft viele verschiedene Möglichkeiten, sich mit ihren Fähigkeiten in die Kirche einzubringen. Zum Zeithorizont erklärte der Bischof, dass Synodalität nur langfristig gelingen könne. „Bis wir dahin kommen, auf den Heiligen Geist zu hören, ist ein Prozess und wird dauern. Synodalität ist ein Herzensprozess für Jede und Jeden von uns.“ Und zur Frage, wie man einem Zuviel an Klerikalismus und Hierarchie entgegenwirken könne, antwortete der Bischof: „Miteinander-Gehen. Das ist ein hochanspruchsvoller Prozess, den wir lernen und einüben müssen: Miteinander als Volk Gottes im Geist Gottes unterwegs zu sein.“

Abschluss und Ausblick
Wie es jetzt konkret weitergeht mit Synodalität im Bistum Passau, darüber sammelten die Gremienmitglieder schließlich Ideen in einzelnen Arbeitsgruppen, die dann im Plenum vorgestellt wurden. Hier wurden beispielsweise genannt: Fortbildungen und Schulungen zum Thema Synodalität für neue Pfarrgemeinderäte und Verbände, Öffnung von Pfarrgemeinderäten für Menschen am Rand, Einbeziehung von Priesteramtskandidaten, Kirchenversammlungen und eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit.