
Bistum Passau begeht Gebetstag für Opfer von sexuellem Missbrauch. Mit Blick auf das Thema „Vertrauen“ und „Missbrauch von Vertrauen“ fand am vergangenen Samstag im Passauer Stephansdom die Andacht anlässlich des Gebetstages für Opfer sexuellen Missbrauchs statt.
„In den letzten Jahren wurden in Deutschland immer wieder neue Missbrauchsskandale aufgedeckt, welche dazu geführt haben, dass die Kirchen bei vielen Bürgerinnen und Bürger an Vertrauen verloren haben“, sagte Florian Weber, Referent in der Präventionsarbeit des Bistums, zur Hinführung. Viel zu oft sei entgegengebrachtes Vertrauen missbraucht worden. „Heute, 2020, sind wir weiter, Prävention und der offene Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt gehören zur Kirche, die Wichtigkeit von Schutzmaßnahmen ist mittlerweile unbestritten.“ Ziel für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in der Kirche von Passau sei es, das entgegengebrachte Vertrauen „wertschätzend und als Geschenk anzunehmen und achtsam damit umzugehen und es auf keinen Fall zu enttäuschen“, so Weber.
„Wir müssten die sein, die voller Gottvertrauen leben und deshalb andere ins heilende Gottvertrauen führen können.”
Auf die lebenszerstörende Dimension des Missbrauchs ging Bischof Stefan Oster ein: Missbrauch in der Kirche sei ein diabolischer Angriff auf das Herz der Betroffenen, darüber hinaus aber auch auf das Innerste des Evangeliums und das eigentliche Anliegen der Kirche, Menschen in heilsame Beziehung zu sich selbst und zur Welt zu führen. Es sei verständlich, dass sich Missbrauchte von der Kirche abwenden und sie als ein geld- und geltungssüchtiges Lügengebäude sehen. Umso mehr sei es für ihn ein Wunder, wenn Missbrauchte durch gute Erfahrungen mit Gläubigen wieder zurückfinden in die Kirche – und ihr helfen wollen: „Dass wir eine Kirche leben und bauen und hoffentlich mit Gottes Hilfe bauen können, in der jede Form von Missbrauch so gut wie möglich verhindert wird.“ Er dankte allen, die sich im Bistum für ein achtsames Miteinander einsetzen und sich nun an diesem Samstagabend im Gebet für Betroffene von Missbrauch versammelt hatten. „Wir müssten die sein, die voller Gottvertrauen leben und deshalb andere ins heilende Gottvertrauen führen können. Viele von uns sind tatsächlich so. Aber nicht wenige andere von uns haben das Gottvertrauen in den Menschen geradewegs zerstört“, sagte er: „Herr, erbarme dich unser.“