Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur. Als Fortsetzung einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema wurden jetzt im Rahmen der Niederalteicher Perspektiven konkrete Umsetzungsbeispiele in der Landvolkshochschule in den Blick genommen.
Werte wie Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz sollen bei der Gemeinwohlökonomie im Mittelpunkt stehen. Ressourcenknappheit, Klimakrise und die immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich als Folgen des vorherschenden Kapitalismus soll so entgegengewirkt werden. Die GWÖ stellt ungesunden Entwicklungen wie zum Beispiel Flächen‑, Energie- und Ressourcenverbrauch, Artensterben, Menschenrechtsverletzungen, Instabilität und Ungerechtigkeit auf den internationalen Finanzmärkten der Orientierung an Gemeingütern gegenüber.
Nach einer Begrüßung durch LVHS-Direktorin Barbara Schmidt und der Umweltbeauftragte des Bistums Passau Maria Magdalena Maidl nahm Dr. Josef Sonnleitner, Finanzdirektor des Bistums Passau, eine Ist-Analyse der GWÖ als „Kerngeschäft der katholischen Kirche“ vor. Konkrete Handlungsschritte seien zum Beispiel der einheitliche, nachhaltige Einkauf von Büromaterialien, nachhaltiges Bauen und Subventionen für erneuerbare Energien und die Wald und Flächenbewirtschaftung. Dabei handele es sich immer punktuelle Maßnahmen zu denen keine kategorische Verpflichtung bestehe. „Es sind jeweils Empfehlungen für Pfarreien.“ Viele Punkte seien im Bistum und Ordinariat bereits umgesetzt.
Raimund Kneidinger, Landrat von Passau, berichtete von konkreten Zielen mit der Kommunen bis 2025 wie beispielsweise Zertifizierungen, besondere Einkäufe des Landkreises, zu denen er einen Fußball und einen Jute-Sack zeigte, ein hoher Anteil an Beschäftigten mit Beeinträchtigung im Landkreis und Kooperation beim Einkauf von Lebensmitteln, zum Beispiel zwischen Schulen und Krankenhäusern, wobei man hier durchaus auch die Wirtschaftlichkeit nicht aus dem Auge verlieren dürfe.
In Impulsvorträgen wurde dann Gemeinwohlökonomie aus verschiedenen Perspektiven vorgestellt, wie von Hermann Hofstetter, AG Kirche. So stehe zum Beispiel Menschenwürde im Grundrecht ganz vorne – trotzdem sei ein Zertifizierungssystem notwendig, um prüfen zu können, ob das Gemeinwohl wirklich umgesetzt werde. Auch Nachhaltigkeit wollten alle und man kennen die Probleme und Lösungsstrategien. „Aber wenn ich die Menschen wirklich mitnehmen will, brauche ich einen Wertefokus, auf den sich alle einigen können.“ Hier sei die GWÖ ein gutes Transportmittel, um sowas zu übersetzen und zu übertragen, stellte Hofstetter fest.
Trotzdem wolle er die GWÖ-Zertifizierung nicht als Rettung für die Gemeinden bezeichnen.Christine Krammer Weltkirche Bistum Passau, und Ewald Straßer warfen dann den Blick von der Region in die große Welt. „Was interessiert uns, wenn ich in China ein Radl umfällt, fragen sicherviele – aber das hat uns zu interessieren!“, stellte Krammer fest. Schon durch die „Laudato Si“ des Papstes sei die GWÖ auf eine globale Ebene gehoben worden.
„Verantwortung heißt für die Welt mitzudenken – auch bei den Problemen, die wir nicht ausschließlich selber verursacht haben“, ging sie zum Beispiel auf den Kohlenstoffdioxidausstoß ein, den Deutschland nur zu zwei Prozent verursacht.
Im Anschluss wurde in Kleingruppen zu den drei Themen-Schwerpunkten Kirche, Kommune und Weltökonomie diskutiert und im anschließenden Bestärkungskreis fand ein Austausch zu den möglichen nächsten Schritten statt. Fragen wie: „Was werde ich tun? Bis wann werde ich es tun? Was brauche ich dazu?“ wurden dabei besprochen.
Text: Diana Millgramm