Bistum

Selbst zum Mesner werden

Pressemeldung am 05.06.2020

März20 glockendatenbank Foto: Mareen Maier
Glockensachverständiger Rudolf Bürgermeister hegt eine tiefe Leidenschaft für die Kirchenglocken im Bistum Passau. Eine Vielzahl der Glocken kann bereits in der Online-Glockendatenbank nachgehört werden.

Das macht die Glockendatenbank des Bistums Passau möglich. Kleine und große, unscheinbare und besondere Geläute kommen aus den Kirchtürmen direkt zu den Menschen nach Hause.

Es ist eine beein­dru­cken­de Zahl: Rund 1.800 Kir­chen­glo­cken ertö­nen im Bis­tum Pas­sau. Sie spie­len für den Glau­ben und sei­ne Ver­kün­di­gung eine zen­tra­le Rol­le. Genau des­halb haben sie es auch ver­dient, auf beson­de­re Wei­se prä­sen­tiert zu wer­den, ist Glo­cken­sach­ver­stän­di­ger Rudolf Bür­ger­meis­ter über­zeugt. Auf sei­ne Initia­ti­ve hin wur­de auf der Home­page des Bis­tums eine Glo­cken­da­ten­bank ein­ge­rich­tet. Die­ses Pro­jekt ist sozu­sa­gen als Neben­pro­dukt sei­ner Arbeit zustan­de gekom­men. Als Glo­cken­sach­ver­stän­di­ger sam­melt man ja Glo­cken­auf­nah­men und ana­ly­siert den Klang und das Läu­te­ver­hal­ten. Da kommt eini­ges an Daten zusam­men“, erzählt Bür­ger­meis­ter. Die eigent­li­che Idee, die­ses Mate­ri­al als Grund­la­ge für die Glo­cken­da­ten­bank zu ver­wen­den, ist dann im Zuge des Pas­sau­er Stadt­ge­läuts entstanden. 

Die Kirchenglocken des Passauer Stadtgeläuts

Die wunderbare Harmonie der Passauer Glocken, in unterschiedlichsten Kombinationen, war erstmals vom 2. bis 5. Oktober 2019 an ausgewählten Standorten im Stadtgebiet zu hören. Jetzt erklingen sie hier in unserer Glockendatenbank.

Im Okto­ber letz­ten Jah­res waren die Pas­sau­er Kir­chen­glo­cken an vier Aben­den in ver­schie­dens­ten Zusam­men­set­zun­gen erklun­gen. Damit hat­te das Pas­sau­er Dom­ka­pi­tel einen Bei­trag zum Jubi­lä­um der Ves­te Ober­haus geleis­tet. Und da ent­stand schließ­lich der end­gül­ti­ge Plan, dass man ja auch die wei­te­ren Glo­cken des Bis­tums ver­öf­fent­li­chen könn­te“, so Bür­ger­meis­ter. Kur­ze Zeit spä­ter wur­de der Plan umge­setzt. In der Glo­cken­da­ten­bank haben Inter­es­sier­te die Mög­lich­keit, sich über fast alle Kir­chen­glo­cken, die es in den Pfarr­ver­bän­den des Bis­tums Pas­sau gibt, zu infor­mie­ren. Dar­über hin­aus kön­nen Besu­cher eine Viel­zahl der Glo­cken per Maus­klick star­ten und dann auch in den ver­schie­dens­ten Kom­bi­na­tio­nen ertö­nen las­sen. Man hat qua­si die Mög­lich­keit, Mes­ner zu spie­len“, lacht Bür­ger­meis­ter. Da die Töne der Glo­cken mit­no­tiert sind, kön­nen auch Melo­die­fol­gen und Akkor­de auf­ge­baut wer­den, erklärt der Glo­cken­sach­ver­stän­di­ge, des­sen Auf­ga­be es ist, den Pfar­rei­en bei Fra­gen zu ihren Kir­chen­glo­cken als unab­hän­gi­ger Bera­ter zur Sei­te zu ste­hen. Das ist eine sehr inter­es­san­te Auf­ga­be, beson­ders dann, wenn Geläu­te ergänzt wer­den sol­len. Das ist das High­light in mei­nem Beruf. Dann wird geschaut: Wel­che Töne sind schon vor­han­den? Was passt gut dazu?“, erzählt Bür­ger­meis­ter, für den sei­ne Arbeit viel mehr Beru­fung als Beruf ist.

Die Fas­zi­na­ti­on ist für mich, dass man die über­all hör­ba­ren Glo­cken, die ver­steckt in den Kirch­tür­men hän­gen, zu Gesicht bekommt und ken­nen­ler­nen darf.”

Rudolf Bürgermeister

Reiz­voll fin­de ich auch, dass die Glo­cken, die manch­mal ja schon hun­der­te Jah­re im Turm hän­gen, ihrer Kir­che seit Gene­ra­tio­nen einen eige­nen Klang geben und von den Men­schen im Ort genau­so gehört wer­den.“ Sei­ne Lei­den­schaft für die Kir­chen­glo­cken möch­te Rudolf Bür­ger­meis­ter ger­ne tei­len. Auch des­halb ist ihm das Pro­jekt der Glo­cken­da­ten­bank ein beson­de­res Her­zens­an­lie­gen. Denn mit der Daten­bank kön­ne auch erreicht wer­den, dass die Glo­cken, die man nor­ma­ler­wei­se nur im Hin­ter­grund hört und nicht sehen kann, in den Vor­der­grund gerückt wer­den. So hat man die Chan­ce, rich­tig nah dran zu sein“, betont Bür­ger­meis­ter. Zudem kann mit der Glo­cken­da­ten­bank in den Blick der Öffent­lich­keit gebracht wer­den, dass da ech­te Schät­ze da sind und wel­che klang­li­chen Mög­lich­kei­ten es in einem Geläut gibt.“ Doch es geht nicht spe­zi­ell dar­um, den Fokus nur auf die beson­de­ren Glo­cken zu legen. Auch ganz klei­ne Glo­cken mit nur weni­gen Kilo Gewicht haben oft ihren beson­de­ren Charme und wer­den nach und nach prä­sen­tiert. Die Glo­cken­da­ten­bank soll damit einen schö­nen Quer­schnitt durch das gesam­te Bis­tum“ ermöglichen.

Hier können Sie selbst Glockenkompositionen erstellen:

Bleibt fest­zu­hal­ten: Jede Glo­cke hat Beach­tung ver­dient. Und trotz­dem: Eini­ge der Glo­cken, die es im Bis­tum Pas­sau gibt, ste­chen beson­ders her­vor. Da wäre zum Bei­spiel die Pum­me­rin“, die 1951 von der Pas­sau­er Glo­cken­gie­ße­rei Per­ner gegos­sen wur­de und im Kirch­turm des Doms St. Ste­phan hängt. Sie wiegt knapp acht Ton­nen und hat einen Durch­mes­ser von etwa 2,30 Meter. Wenn man davor­steht und die Pum­me­rin durch die Glo­cken­stu­be schwingt, ist das schon sehr beein­dru­ckend“, berich­tet Bür­ger­meis­ter. Wie die Pum­me­rin genau klingt, kann in der Glo­cken­da­ten­bank natür­lich nach­ge­hört wer­den. Nur so viel sei ver­ra­ten: Ihr Klang ist groß und mäch­tig – doch für ihre Grö­ße hat sie eine sehr wei­che Stim­me.“ Rudolf Bür­ger­meis­ter hat zudem noch eini­ge wei­te­re Rein­hör­tipps“, um sich mit der Glo­cken­da­ten­bank ver­traut zu machen. Beson­de­re Geläu­te gibt es bei­spiel­wei­se auch in Alders­bach. Da wur­de vor ein paar Jah­ren ein neu­es Geläut gegos­sen, das sehr reiz­voll ist, weil es sehr har­mo­nisch ist und melo­di­ös ist. Auch in Aicha vorm Wald gibt es ein schö­nes Geläut, das mit sehr alten Glo­cken aus ver­schie­de­nen Jahr­hun­der­ten zusam­men­ge­stellt ist“, schlägt Bür­ger­meis­ter vor.

Hier können Sie das Radio-Interview zur Glockendatenbank nachhören:

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Weitere musikalische Hochgenüsse gibt es in unserem Domladen-Shop:

Sei­ne Begeis­te­rung für die Glo­cken­da­ten­bank tei­len bereits vie­le Men­schen im Bis­tum Pas­sau. Einer davon ist bei­spiels­wei­se Mar­tin Schropp, er ist unter ande­rem Mes­ner in der Pfarr­kir­che Adl­dorf und im Pas­sau­er Dom im Lit­ur­gi­schen Dienst tätig. Ich per­sön­lich fin­de die Glo­cken­da­ten­bank sehr gut gelun­gen und sehr infor­ma­tiv. Man kann sich sei­ne eige­nen Glo­cken anhö­ren und bekommt vie­le inter­es­san­te Infos zu den Glo­cken der eige­nen Pfar­rei“, so Schropp. Aber auch die Glo­cken des rest­li­chen Bis­tums sei­en sehr inter­es­sant. Ihm gefällt unter ande­rem auch, dass beim Dom die Läut­ord­nung – also wie bei bestimm­ten Anläs­sen der Rei­he nach geläu­tet wird – zu Hau­se aus­pro­biert wer­den kann.

Aktu­ell ist bereits die Hälf­te aller Bis­tums­glo­cken online hör­bar. Doch Glo­cken­sach­ver­stän­di­ger Rudolf Bür­ger­meis­ter kün­digt an: Mit der Zeit wird die Anzahl der Kir­chen­glo­cken, die sich in der Daten­bank tum­meln, immer mehr. Es lohnt sich, regel­mä­ßig rein­zu­schau­en, weil die Daten­bank ste­tig wach­sen wird.“

Bild und Text: Mareen Maier

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