
Die Fußwaschung als ein zentrales Ritual bei der Feier des letzten Abendmahls am Gründonnerstag hat dieses Jahr gefehlt. Sie war Thema der Predigt von Bischof Stefan Oster: Der Sklavendienst der Fußwaschung und die eigentliche Freiheit. Via Livestream haben zahlreiche Gläubige in TV und Web die Gründonnerstagsliturgie miterlebt.
In der Nacht vor seinem Tod hat Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße gewaschen — Zeichen seiner Liebe bis zur Vollendung. Krisenbedingt durfte dieses zentrale Ritual bei der Feier des letzten Abendmahls am Gründonnerstag dieses Jahr nicht stattfinden. Bischof Stefan Oster SDB hat an diesem Abend des 9. April in der Andreaskapelle neben dem Stephansdom niemandem die Füße gewaschen. Doch ging er darauf zentral in seiner Predigt ein.
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Der Sklavendienst der Fußwaschung und die eigentliche Freiheit
“Welche Freiheit schenkt Christus?” So lautete die Frage von Bischof Stefan Oster an die Gläubigen. Er beantwortet sie mit der Figur des Judas. Selbst ihm, der ihn verraten wird, wäscht Jesus die Füße. Auch ihn habe er aus Liebe erwählt. “Aber die Liebe zwingt nie, die Liebe kann nur werben und kann deshalb auch nur in Freiheit beantwortet werden – und Judas wählt in seiner Freiheit den Weg weg von der Lebensquelle, den Weg in die Selbstvernichtung, in die letzte Form der Unfreiheit.”
Gründonnerstag in der Mediathek
Die Predigt zum Nachlesen
Entgegen dem unfreien Judas bedeute Freiheit aber, sich auch einmal zum Sklaven machen und zu dienen, so der Bischof: “Sich bücken, sich verschenken, sich zum Diener machen. Und manchmal auch in den Augen der Welt: sich zum Deppen machen. Das meint er. Und genau das sind seine wirklichen Freunde, und Bundespartner, die Liebenden. Und die sind dann auch erst wirklich die Freien, die Befreiten.” So liege es schließlich auch an jedem Einzelnen von uns, den neuen Bund mit Gott in sich aufzunehmen. Dann würden wir erkennen, dass wir zur Liebe berufen sind, die aus Gott geschenkt wird: “Dann sieht er wieder etwas von seinem Sohn. Dann sieht er wie sein Geist in uns arbeitet und uns helfen will, unsere Berufung als neue Menschen zu leben, als Kinder Gottes, die seinem Sohn wenigstens ein wenig ähnlich sind.”
Musikalisch und gesanglich begleitet wurde der Gottesdienst wie üblich in der gesamten Osterliturgie von der Schola unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger. Bei diesem Gottesdienst gab es allerdings eine Besonderheit. Es wurde die “Missa in cena” (Kyrie, Sanctus und Agnus Dei, sowie ein “Ubi caritas”) des Domkapellmeisters gesungen.