Der Mensch steht in seiner Liebe

Susanne Schmidt am 06.04.2023

230406 Gruendonnerstag 4 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Am heutigen Abend feierte Bischof Stefan Oster SDB gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen im Hohen Dom zu Passau den Pontifikalgottesdienst zum Gründonnerstag und erinnerte so an die Einsetzung der Eucharistie. Damit haben die drei österlichen Tage vom Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu Christi begonnen.

Im Abend­mahl­samt an Grün­don­ners­tag lud der Pas­sau­er Bischof Ste­fan Oster im Hohen Dom zu Pas­sau ein, gemein­sam über das Geheim­nis der Fuß­wa­schung nach­zu­den­ken. Dabei griff er die Aus­sa­ge Jesu auf: Wer vom Bad ist, ist schon rein. Er braucht sich nur noch die Füße waschen.“ 

An einer ande­ren Stel­le sage Jesus zu sei­nen Jün­gern: Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gespro­chen habe.“ Durch die gemein­sa­me Wan­der­schaft hät­ten sie von ihm gelernt und gese­hen, was eine gewis­sen Atmo­sphä­re des Hei­ler-wer­dens“ gewirk­te, so Bischof Ste­fan. Dar­auf­hin ver­wies Oster auf das Wort von Mar­tin Buber: Der Mensch hat Gefüh­le, aber er steht in sei­ner Lie­be.“ Er ste­he in sei­ner Lie­be und zu dem, zu dem er gehö­re, dem er etwas ver­spro­chen habe. 

Dann erin­ner­te der Bischof dar­an, dass die Jün­ger beim Gebet im Gar­ten Get­se­ma­ni ein­schlie­fen und nicht an Jesu Sei­te stan­den. Auch Petrus ver­riet ihn gegen­über einer Magd. Jesus wäscht den Jün­gern die Füße, damit sie ste­hen ler­nen und gehen ler­nen. Er wäscht die Füße ab vom Rest der Ego­zen­trik, Angst, die ihnen allen anhaf­tet“, beton­te Oster. Danach schließt Jesus den neu­en Bund in sei­nem Blut. Dort­hin hat es ihn sein gan­zes Leben hin­ge­zo­gen, wohin ihn der Vater durch die übels­ten Abgrün­de von Schmerz und Not hin­durch­ge­hen ließ. Es war sei­ne Sehn­sucht, sich mit den Men­schen in der Tie­fe zu ver­bün­den – so, dass sie es nicht nur im Kopf ver­ste­hen, son­dern im Her­zen haben. Er setzt sein Leben ein bis zum letz­ten Bluts­trop­fen und gibt es den Sei­nen, weil er mit ihnen Ver­bin­dung haben will von Herz zu Herz.“

Es war sei­ne Sehn­sucht, sich mit den Men­schen in der Tie­fe zu ver­bün­den – so, dass sie es nicht nur im Kopf ver­ste­hen, son­dern im Her­zen haben.”

Bischof Stefan Oster

Die rituelle Fußwaschung

Im Anschluss an sei­ne Pre­digt wusch Bischof Ste­fan zwölf Frau­en und Män­nern die Füße und erin­ner­te damit an die Lie­bes­tat des Herrn“ für sei­ne Jün­ger (Joh 13,115). Jesus selbst ver­rich­te­te die­sen Dienst beim letz­ten Abend­mahl, als er den zwölf Apos­teln die Füße gewa­schen und getrock­net hat­te. Unter den zwölf Per­so­nen im Pas­sau­er Dom waren vier Frau­en, die aus dem Kriegs­ge­biet der Ukrai­ne geflo­hen waren, zwei Män­ner, die als Migra­ti­ons­be­ra­ter bzw. Inte­gra­ti­ons­lot­sen arbei­ten und sechs Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner des Bru­der-Kon­rad-Hau­ses in Rotthalmünster.

„Das ist heute“

Am Grün­don­ners­tag wur­de nach katho­li­schem Ver­ständ­nis die hei­li­ge Eucha­ris­tie ein­ge­setzt, wes­halb des­sen im Got­tes­dienst gedacht wird. Dies zeigt sich vor allem an einem Ein­schub im Hoch­ge­bet: In der Nacht, in der er aus­ge­lie­fert wur­de — das ist heu­te“. Nach katho­li­schem Ver­ständ­nis ist Jesus Chris­tus in Brot und Wein, die zu sei­nem Fleisch und Blut gewan­delt wer­den, wirk­lich gegen­wär­tig (Real­prä­senz). Des­halb erin­nern sich die Gläu­bi­gen nicht nur an sein Opfer am Kreuz, son­dern die­ses wird in jeder Fei­er der Eucha­ris­tie gegen­wär­tig und für uns fruchtbar. 

230406 Gruendonnerstag 5 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Das österliche Triduum

Der Abend des Grün­don­ners­tags steht am Beginn des öster­li­chen Tri­du­ums – also der drei­tä­gi­gen Fei­er vom Lei­den, Ster­ben und von der Auf­er­ste­hung Jesu. Die Got­tes­diens­te von Grün­don­ners­tag­abend bis Ostern bil­den lit­ur­gisch und inhalt­lich dem­entspre­chend eine Einheit. 

So wur­de der Grün­don­ners­tags­got­tes­dienst ohne die gewohn­ten Schluss­ri­ten been­det und jeg­li­cher Schmuck vom Altar ent­fernt. Auch der Got­tes­dienst ende­te in Stil­le und lei­te­te damit in den Kar­frei­tag, den Todes­tag Jesu über. Die Riten machen deut­lich, dass die Fei­er des öster­li­chen Tri­du­ums eine ein­zi­ge gro­ße Fei­er ist, die sich bis zum Oster­sonn­tag erstreckt.

Nach dem Got­tes­dienst wur­den das Aller­hei­ligs­te und die kon­se­krier­ten Hos­ti­en in einer fei­er­li­chen Pro­zes­si­on in die Andre­as-Kapel­le getra­gen. Dort konn­te bis um 22 Uhr gewacht und gebe­tet wer­den, sodass die Gläu­bi­gen an die Stel­le der Jün­ger tre­ten konn­ten, die gemein­sam mit Jesus im Gar­ten Geth­se­ma­ne am Abend vor sei­nem Tod wachen sollten. 

Musikalische Gestaltung

Musi­ka­lisch wur­de der Got­tes­dienst vom Vokal­ensem­ble CAP­PEL­LA CATHE­DRA­LIS unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unter­gug­gen­ber­ger gestal­tet, das unter ande­rem die Mis­sa bre­vis von J. Swi­der und die Lamen­ta­tio­nes Jere­miae Pro­phe­tae“ von G. Alle­gri in Beglei­tung von Dom­or­ga­nist Lud­wig Ruck­de­schel vortrug.

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Die Predigt kann hier nachgehört werden:

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