
Am heutigen Abend feierte Bischof Stefan Oster SDB gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen im Hohen Dom zu Passau den Pontifikalgottesdienst zum Gründonnerstag und erinnerte so an die Einsetzung der Eucharistie. Damit haben die drei österlichen Tage vom Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu Christi begonnen.
Im Abendmahlsamt an Gründonnerstag lud der Passauer Bischof Stefan Oster im Hohen Dom zu Passau ein, gemeinsam über das Geheimnis der Fußwaschung nachzudenken. Dabei griff er die Aussage Jesu auf: „Wer vom Bad ist, ist schon rein. Er braucht sich nur noch die Füße waschen.“
An einer anderen Stelle sage Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesprochen habe.“ Durch die gemeinsame Wanderschaft hätten sie von ihm gelernt und gesehen, was eine gewissen Atmosphäre des „Heiler-werdens“ gewirkte, so Bischof Stefan. Daraufhin verwies Oster auf das Wort von Martin Buber: „Der Mensch hat Gefühle, aber er steht in seiner Liebe.“ Er stehe in seiner Liebe und zu dem, zu dem er gehöre, dem er etwas versprochen habe.
Dann erinnerte der Bischof daran, dass die Jünger beim Gebet im Garten Getsemani einschliefen und nicht an Jesu Seite standen. Auch Petrus verriet ihn gegenüber einer Magd. „Jesus wäscht den Jüngern die Füße, damit sie stehen lernen und gehen lernen. Er wäscht die Füße ab vom Rest der Egozentrik, Angst, die ihnen allen anhaftet“, betonte Oster. „Danach schließt Jesus den neuen Bund in seinem Blut. Dorthin hat es ihn sein ganzes Leben hingezogen, wohin ihn der Vater durch die übelsten Abgründe von Schmerz und Not hindurchgehen ließ. Es war seine Sehnsucht, sich mit den Menschen in der Tiefe zu verbünden – so, dass sie es nicht nur im Kopf verstehen, sondern im Herzen haben. Er setzt sein Leben ein bis zum letzten Blutstropfen und gibt es den Seinen, weil er mit ihnen Verbindung haben will von Herz zu Herz.“
„Es war seine Sehnsucht, sich mit den Menschen in der Tiefe zu verbünden – so, dass sie es nicht nur im Kopf verstehen, sondern im Herzen haben.”
Die rituelle Fußwaschung
Im Anschluss an seine Predigt wusch Bischof Stefan zwölf Frauen und Männern die Füße und erinnerte damit an die „Liebestat des Herrn“ für seine Jünger (Joh 13,1−15). Jesus selbst verrichtete diesen Dienst beim letzten Abendmahl, als er den zwölf Aposteln die Füße gewaschen und getrocknet hatte. Unter den zwölf Personen im Passauer Dom waren vier Frauen, die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine geflohen waren, zwei Männer, die als Migrationsberater bzw. Integrationslotsen arbeiten und sechs Bewohnerinnen und Bewohner des Bruder-Konrad-Hauses in Rotthalmünster.
„Das ist heute“
Am Gründonnerstag wurde nach katholischem Verständnis die heilige Eucharistie eingesetzt, weshalb dessen im Gottesdienst gedacht wird. Dies zeigt sich vor allem an einem Einschub im Hochgebet: “In der Nacht, in der er ausgeliefert wurde — das ist heute“. Nach katholischem Verständnis ist Jesus Christus in Brot und Wein, die zu seinem Fleisch und Blut gewandelt werden, wirklich gegenwärtig (Realpräsenz). Deshalb erinnern sich die Gläubigen nicht nur an sein Opfer am Kreuz, sondern dieses wird in jeder Feier der Eucharistie gegenwärtig und für uns fruchtbar.

Das österliche Triduum
Der Abend des Gründonnerstags steht am Beginn des österlichen Triduums – also der dreitägigen Feier vom Leiden, Sterben und von der Auferstehung Jesu. Die Gottesdienste von Gründonnerstagabend bis Ostern bilden liturgisch und inhaltlich dementsprechend eine Einheit.
So wurde der Gründonnerstagsgottesdienst ohne die gewohnten Schlussriten beendet und jeglicher Schmuck vom Altar entfernt. Auch der Gottesdienst endete in Stille und leitete damit in den Karfreitag, den Todestag Jesu über. Die Riten machen deutlich, dass die Feier des österlichen Triduums eine einzige große Feier ist, die sich bis zum Ostersonntag erstreckt.
Nach dem Gottesdienst wurden das Allerheiligste und die konsekrierten Hostien in einer feierlichen Prozession in die Andreas-Kapelle getragen. Dort konnte bis um 22 Uhr gewacht und gebetet werden, sodass die Gläubigen an die Stelle der Jünger treten konnten, die gemeinsam mit Jesus im Garten Gethsemane am Abend vor seinem Tod wachen sollten.
Musikalische Gestaltung
Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Vokalensemble CAPPELLA CATHEDRALIS unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger gestaltet, das unter anderem die Missa brevis von J. Swider und die „Lamentationes Jeremiae Prophetae“ von G. Allegri in Begleitung von Domorganist Ludwig Ruckdeschel vortrug.
